Mathias Menegoz

 4 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor*in von Karpathia.

Lebenslauf

Mathias Menegoz, geboren 1968, ist ein französischer Schriftsteller. Seine Mutter, eine bekannte Produzentin (u. a. Amour von Michael Handke), ist gebürtige Donauschwäbin, sein Vater, ein französischer Regisseur, stammt aus der Normandie. Nach seiner Promotion in der Neurobiochemie arbeitete Mathias Menegoz am Collège de France. Karpathia ist sein erster Roman, der 2014 für den Prix Goncourt nominiert und mit dem Prix Interallié ausgezeichnet wurde.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Mathias Menegoz

Cover des Buches Karpathia (ISBN: 9783627002381)

Karpathia

(7)
Erschienen am 30.08.2017

Neue Rezensionen zu Mathias Menegoz

Cover des Buches Karpathia (ISBN: 9783627002381)

Rezension zu "Karpathia" von Mathias Menegoz

Ein LovelyBooks-Nutzer
Ein spannender, interessanter historischer Abenteurroman

„Außerhalb des Fürstentums Transsilvanien hinterließ das Geschehnis nur in den seltsamen Berichten Spuren, die von Klausenburg nach Wien geschickt wurden und, weit im Osten, in den noch seltsameren Berichten der zaristischen Geheimdienste.“ (Zitat Seite 623)

 

Inhalt

Hauptmann Graf Alexander Korvanyi sieht das Duell, das er beinahe mit Absicht provoziert, als perfekte Möglichkeit, die kaiserliche Armee in Ehren verlassen zu können. Denn schon als er Cara von Amprecht kennengelernt hatte, hatte ihm diese erklärt, sie würde niemals eine Offiziersgattin in dauernd wechselnden Garnisonen werden. Nun jedoch nimmt sie seinen Antrag an. Die freiheitsliebende Cara ist froh, den strengen Regeln der Wiener Gesellschaft zu entkommen und freut sich auf den Neubeginn, auf dieses Abenteuer, als Alexanders Ehefrau mit ihm auf seiner Burg inmitten der weitläufigen Ländereien in der wilden Korvanya in Transsilvanien zu leben. Doch der junge Graf kennt diesen weithin unbekannten Teil des habsburgischen Reiches nur aus den Familiengeschichten. Niemand hatte das junge Paar auf die Realität vorbereitet. 1784 war ein blutiger Aufstand der Walachen von den adeligen Magyaren ebenso blutig niedergeschlagen worden. Die Leibeigenschaft auf Alexanders Gütern, der bewusst geschürte Aberglaube an Vampire und die Armut der Menschen machen das Zusammenleben von Magyaren, Siebenbürger Sachsen und Walachen auch jetzt, im Jahr 1833, unberechenbar, eine trügerischen Ruhe vor einem gefährlichen Sturm, der jederzeit ausbrechen kann.

 

Thema und Genre

Dieser historische Abenteuerroman spielt während der österreichischen Kaiserzeit im weit von Wien entfernten Fürstentum Transsilvanien. Ein buntes, unterschiedliches und untereinander verfeindetes Völkergemisch, die gesellschaftliche Hierarchie, aber auch die Lebensumstände der armen Bauern, die vom magyarischen Adel aus selbstverständlich angesehene Leibeigenschaft sind die Kernthemen dieser Geschichte. Natürlich geht es auch um gefährliche Abenteuer, Ehre, Verrat und mutige Einzelkämpfer. Obwohl auch Vlad, Aberglaube und die Furcht vor Vampiren Themen sind, ist dies kein typischer Vampirroman.

 

Charaktere

Dieser Roman überzeugt durch die vielen unterschiedlichen Figuren, auf die wir im Laufe der Geschichte treffen. Ihre Eigenheiten und Charaktere zeigen auch im historisch realen Kontext, wie gut der Autor recherchiert hat.

 

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt im Jahr 1833, ergänzende Details aus der historischen Vorgeschichte werden in erinnerten Gesprächen geschildert. Die Handlung verläuft chronologisch, rasant und abwechslungsreich, was aus diesem Buch einen packenden Abenteuerroman macht. Gleichzeitig sorgen die interessanten Schilderungen der rauen Landschaft, der Lebensumstände der unterschiedlichen Völker, die damals in Transsilvanien lebten, und auch der kritische Blick auf die in dieser Zeit selbstverständlichen Herrschaftsverhältnisse innerhalb der Gesellschaftskreise dafür, dass dieser Roman wesentlich mehr ist, als nur eine Abenteuergeschichte. Auch die lebhafte, vielseitige Erzählsprache, die sich sogar die Zeit nimmt, die Kampfszenen episch und bildintensiv zu beschreiben, überzeugt.

 

Fazit

Ein facettenreiches, interessantes Bild dieser Zeit, ein historischer Abenteuerroman, den man mit Spannung und Vergnügen liest

Cover des Buches Karpathia (ISBN: 9783627002381)
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Rezension zu "Karpathia" von Mathias Menegoz

JochenBender
Neuer Blick auf Transsilvanien

Der Roman spielt um 1840 in der K&K-Monarchie und erklärt den Hintergrund der Vampir-Mythen in Transsyilvanien. Dabei hat er stimmig gezeichnete Charaktere, die mir nicht direkt sympathisch waren, aber an deren Leben ich als Leser Anteil nahm. Das Buch ist spannend geschrieben und weckte auch unter historischen Aspekten mein Interesse.

Cover des Buches Karpathia (ISBN: 9783627002381)
J

Rezension zu "Karpathia" von Mathias Menegoz

jamal_tuschick
Erntehelfer mit eigenem Werkzeug

Vielleicht ist das der Augenblick, in dem die Sphinx zum ersten Mal ihre Krallen zeigt - eine in Jahrzehnten ungebraucht altersschwach gewordene Kutsche verkörpert als Fahrzeug der finalen Etappe den desolaten Zustand der Dinge, mit denen Graf Alexander Korvanyi und seine Frau Cara zukünftig rechnen müssen. Alexander ist der schneidige Erbe einer Burg, die in Draculas Karpaten seit Generationen von der Familie vernachlässigt wurde. Die miserable Bewirtschaftung des transsilvanischen Grundbesitzes kursierte als Kunde eines fernen und befremdlichen Geschehens in den städtischen Haushalten der Korvanyis.
Alexanders Schule war der Kasernenhof. Die Liebe der Eltern erschöpfte sich in väterlichen Ermahnungen, nie nachzulassen in der Selbstzucht und dem Stolz, die einen Ehrenmann vom Rest der Welt unterscheidet. Als blessierter Reserveoffizier zieht er 1833 in ein hochstehendes Nebelheim ein. Die geschändete Krypta erinnert an den Sklavenaufstand von 1784.
Alexander fühlt nicht mit den Armen. Ihr Elend gefällt Gott genauso wie die herausgehobene Stellung des Burgherrn. Der Aristokrat macht die Bekämpfung des Schlendrians zu seinem Alltag, um der Gattin ein standesgemäßes Leben bieten zu können. Seine Anstrengungen führen in die verkehrte Richtung, zumal Caras Selbständigkeit manchem Fass den Boden ausschlägt. Das erzählt Mathias Menegoz in seinem, 2014 mit dem Prix Interallié ausgezeichneten Roman. Er beginnt mit einer kurzen Rückschau auf das Jahr 1830, um den restaurativen Charakter Österreich-Ungarns herauszustreichen. Drei Jahre zuvor endete die Griechische Revolution so glücklich wie die Belgische. In Frankreich führte die Julirevolution zum Thronsturz eines Bourbonen und in Polen kam es zum Novemberaufstand. Nichts davon ficht Alexanders Adelshochmut an.
Menegoz vermeidet Anachronismen und genretypische Darstellungen unfreiwilliger Blutspenden. Der Autor reißt Klassengegensätze auf, erfasst Verhältnisse soziologisch und seziert den Aberglauben der als Walachen herabgesetzten Romanen aka Rumänen. Er schildert eine vom Fortschritt unberührte Gegend, in der sich Randgruppen vor der Zukunft zu verstecken scheinen. Sie verteidigen ihre Weiler gegen die Eigenarten der Nachbarn. Nomaden tauchen auf und sind als Erntehelfer mit eigenem Werkzeug, nicht aber als Gäste willkommen. Ein Kind verschwindet, Wölfe reißen Schafe. Man ahnt Graf Draculas Nähe.
Wo das Genre Zuspitzungen verlangt, liefert Menegoz Spannung von der Stange. „Karpathia“ ist kein Schauerroman. Das heimliche Interesse des Autors gilt den rumänisch-ungarisch-sächsischen Milieus in der Landschaft des Unheimlichen. Menegoz unterscheidet sorgfältig. Er beschreibt Ermüdungserscheinungen der Habsburger Monarchie lange vor den Abgesängen. Er erklärt, warum in diesem Winkel Europas das Grauen ein Monopol errichten konnte. Transsilvanien war ein Schauplatz der Völkerwanderung. Unter dem Druck asiatischer Reiterstämme wurden Völker nach Westen verschoben. Was in der Schleuse hängenblieb, mischte sich mit den Nachkommen von Legionären, romanisierten Dakern und einem latinisierten Bodensatz schließlich unter ungarischer Herrschaft, abgesondert von den deutschen und flämischen Kolonisten. Die Namenlosen fasste man in Milizen zusammen und setzte sie zur Grenzsicherung in abweisenden Zonen ein. Achthundert Jahre später dienen sie der magyarischen Elite immer noch als Leibeigene – so wie eben dem Grafen Alexander Korvanyi. Hass und Misstrauen herrschen auf beiden Seiten. Menegoz lädt dazu ein, Draculas Wirkungskreis historisch zu begreifen.

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