Mathieu Riboulet

 3 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

MATHIEU RIBOULET (geb. 1960, in Paris) studierte Film und moderne Literaturwissenschaft in Paris III, drehte zehn Jahre lang Filme, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sein umfangreiches Werk ist bei den Verlagen Verdier, Maurice Nadeau, Gallimard und Grasset verlegt. Die Werke der Barmherzigkeit ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung. Er lebt und arbeitet heute in Paris und La Creuse. Für den deutschsprachigen Raum werden die Verlage Matthes & Seitz Berlin sowie Secession in Zukunft alternierend das Werk von Riboulet publizieren.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Mathieu Riboulet

Cover des Buches Die Werke der Barmherzigkeit (ISBN: 9783905951851)

Die Werke der Barmherzigkeit

 (1)
Erschienen am 20.06.2016
Cover des Buches Und dazwischen nichts (ISBN: 9783957572653)

Und dazwischen nichts

 (1)
Erschienen am 02.06.2017

Neue Rezensionen zu Mathieu Riboulet

Cover des Buches Und dazwischen nichts (ISBN: 9783957572653)
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Rezension zu "Und dazwischen nichts" von Mathieu Riboulet

Mathieu Riboulet - Und dazwischen nichts
miss_mesmerizedvor 7 Jahren

„Im Krieg sterben in einem Land in Frieden. Denn es herrscht Frieden. Kein einziger militärischer Krieg am europäischen Horizont, nicht einmal ein Bürgerkrieg, um solcherlei Töne wiederzuhören, wird man sich noch neunzehn Jahre gedulden müssen“
Im Europa der 60er, 70er und 80er Jahre herrscht Frieden und dennoch sterben Menschen. Mathieu Riboulet weigert sich, sich 

„mit der Rede vom offiziellen Frieden abzufinden, dieser Lüge ungekannten Ausmaßes: Kalter Krieg für alle, heißer von 54 bis 62 für die Algerier, 53 für die Koreaner, von 54 bis 73 für die Vietnamesen und so weiter“
und schreibt seine sehr eigenwillige Biographie und Chronologie dieser Zeit. Er ist zu spät geboren, 1960, um an den Protesten von 1967/68 teilzuhaben, die 10 Jahre andauern sollten und von ihm als ein Ausbruch der Gewalt beschrieben werden, 

„der auf den Straßen die Leichen hunderter Männer und Frauen hinterließ, wie Hunde abgeknallt.“

Auch 1972, als Pierre Overneys Tod durch einen Polizisten zu einer Großdemonstration in Pairs führte und in München die Olympischen Spiele durch die Geiselnahme der israelischen Mannschaft durch palästinensische Terroristen jäh ihren friedvollen Charakter verloren, ist er zu jung, um aktiv zu werden. Ebenso ist er nur Zaungast des deutschen Herbstes 1977 und die italienischen Studentenproteste im selben Jahr. Sein Kampf wird im Jahrzehnt danach kommen, als eine unheimliche Krankheit die Homosexuellen und Drogenabhängigen reihenweise dahinrafft:

„Wir hatten den Mut, unsere Körper aufs Spiel zu setzen, sie den Armen von Männern anzubieten, von Männern, die niemand wollte, doch den Mut, ausgetüftelte Anschläge durchzuführen, hätten wir auf keinen Fall gehabt. Es fehlte uns also die tragende Welle, die, in einer ungedachten Flut, alle Kräfte des Körpers in ein kollektives Bad schwemmt oder schleudert, in welchem die erzeugte Kraft immer größer ist als die Summe der eingebrachten Einzelkräfte”

Mathieu Riboulets autobiografisch gefärbter Roman ist ein sehr eigener Blick auf die Geschichte. Seine uneingeschränkte Befürwortung linksradikaler Ideen – nach den Erfahrungen in Hamburg beim G20 Gipfel vielleicht auch: Terroristen – ist das gute Recht des Autors. Die Ereignisse in Frankreich, Italien und Deutschland zwischen 67 und 78 in einen gemeinsamen Kontext zu stellen und die offizielle Redensart der friedlichen Zeit in Frage zu stellen, scheinen mir allerdings durchaus legitim.

Doch der abschließende Versuch, seinen privaten Kampf gegen die Diskriminierung, der er als Homosexueller ausgesetzt war, und gegen AIDS in diesen politischen Kontext zu rücken, finde ich eher ungewöhnlich, um nicht zu sagen: falsch. Hier werden völlig verschiedene Ebenen und Denkweisen vermischt. Natürlich wird Politik von Menschen gemacht, von denjenigen, die in der Gesellschaft oftmals die Meinung maßgeblich bestimmen. So gesehen ist durchaus eine Überschneidung gegeben. Die Grenze zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, zwischen der Gesellschaft als Ganzem und dem Individuum, scheint er einreißen zu wollen.

Vorherrschende Meinungen zu hinterfragen ist richtig und wichtig. Auf Missstände hinzuweisen ebenfalls. Dies in literarischer Form zu tun ist allemal besser als mit Pflastersteinen. Aber wenn es Mathieu Riboulet vorrangig um die Anerkennung der Homosexuellen und vor allem ihrer langen Geschichte an Unterdrückung und Verachtung ging, da hat es ein anderer Franzose vor ihm eindrücklicher geschafft, dies ins kollektive Bewusstsein zu rufen. Édouard Louis Roman „En finir avec Eddy Bellegueule“ war für mich sprachlich wie inhaltlich weniger aggressiv gegenüber dem Leser und daher in seiner Wirkung und Aussage stärker.

Cover des Buches Die Werke der Barmherzigkeit (ISBN: 9783905951851)
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Rezension zu "Die Werke der Barmherzigkeit" von Mathieu Riboulet

Kunst, Sexualität, Geschichte, Religion und Gewalt
Heldentenorvor 8 Jahren

Ein Mann nähert sich der deutsch-französischen Geschichte anhand der Männer, die er trifft, mit denen er Beziehungen eingeht oder einfach nur Sex hat. Darüber sinniert/ meditiert er über Kunst, Religion, Sexualität, Religion und immer wieder Caravaggio. Am Ende eine alptraumhafte Szene von Tod und Gewalt.


Ein durchaus vielschichtiges Buch, kein eigentlicher Roman, eher ein Essay und daher sehr artifiziell. 

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