Palästina handlich verpackt
von Hamburgerin
Kurzmeinung: Omar Youssef ist einfach toll
Rezension
Matt Beynon Rees bringt uns den Nah-Ost-Konflikt auf's Sofa. Sicher kein gewöhnlicher Schauplatz, aber der Mann kennt sich da aus und das merkt man auch. Historische und aktuelle Zustände nehmen in dem geschickt arrangierten Setting zwar eine Nebenrolle ein, basteln aber während des Lesens ein gutes Gesamtbild des Alltags in Westbank. Für so manchen Leser vielleicht zu nah an der Realität, aber ich mag das.
Der Kriminalfall um die Gemeinde der Samaritaner in Nablus im Konflikt mit Fatah und Hamas war durchaus spannend, aber hier und da doch eilig konstruiert. Verdächtige, die bereitwillig die passenden Informationen ausplaudern, Hauswände, die Geheimnisse genau dann verraten, wenn der Ermittler sich dort versteckt, usw.
Mit Omar Youssef, dem alternden, aufrechten Ermittler (der eigentlich Lehrer ist) im großen palästinensischen Sumpf, ist Rees jedoch ein großer Wurf gelungen. Eine sympathische, zutiefst menschliche Figur, einfach liebens- und auch bewundernswert.
Matt Rees scheint es nicht darauf anzulegen, einen Krimi-Preis zu gewinnen, sondern den Nah-Ost-Konflikt einmal anders zu beleuchten, dem Rest der Welt durch seinen Omar eine menschliche Seite zu zeigen, die in den Schlagzeilen einfach nicht zum Tragen kommen kann.
Das ist sehr schwierig, aber bis auf kleine Schwächen gut gelungen.