Rezension zu "Old Country – Das Böse vergisst nicht" von Matt Query
Für Harry und Sasha wird der Lebenstraum wahr: Sie kaufen eine kleine Farm in Idaho. Noch können sie ihr Glück nicht fassen als sich inmitten von Prärie und den Wäldern des Nationalparks ihr neues Zuhause ziehen. Doch als sich die Nachbarn vorstellen, haben diese allerhand merkwürdige Regeln im Gepäck.
„Old Country - Das Böse vergisst nicht“ ist ein atmosphärisches Horror-Schmankerl vom Autorenduo Matt und Harrison Query, was für mich unglaublich gut zu lesen war.
Vorneweg, ich liebe stimmungsvollen Horror. Mir kommt es weniger auf erschreckende Momente oder blutige Details, sondern vielmehr auf eine dichte Atmosphäre an. Ich will das Unbehagen am eigenen Leib spüren, mich angespannt von einer Seite zur nächsten wälzen und dabei so tief in das Ambiente eines (Horror-) Romans abtauchen, dass ich mich erschrecke, wenn ich von der Geschichte losgerissen werde. All das erfüllt „Old Country“ und hat sich damit einen Platz in meinem Horror-Leser-Herz verdient.
Harry und Sasha sind ein glückliches Ehepaar, die sich den lang gehegten Traum von der eigenen kleinen Farm erfüllen. Mitten in Idaho, umgeben von der blanken Natur, wurden sie fündig und haben ein ordentliches Stück Land inklusive passendes Farmhaus für sich entdeckt. Doch die Idylle trügt, als sie ihre direkten Nachbarn kennenlernen. Diese geben wichtige Tipps im Umgang mit den Apfelbäumen, wo der Zaun repariert werden muss, und führen sie in die Regeln ein, damit sie der böse Geist des Landes nicht holen kommt.
"Ich finde Menschen, die sich mit Haut und Haaren einer Idee verschrieben haben, einfach abstoßend, auch wenn ich weiß, dass das unvernünftig ist." (S.63)
Die Figuren sind lebendig beschrieben. Harry ist ein Kriegsveteran, der nach außen hin mit Afghanistan abgeschlossen hat, aber nach wie vor von seinen Erlebnissen gequält wird. Nach dem Kriegseinsatz fand er schwer ins alltägliche Leben zurück und hat seinen Anker in Sasha, die ihn in der Spur hält.
"Manchmal war er wie ein Kleinkind, das seiner Impulsivität oder dem Drang, Grenzen auszutesten, einfach nicht widerstehen konnte." (S. 257)
Sie ist eine junge Frau, die sich unsterblich in ihn verliebt und somit ihren Lebenspartner gefunden hat.
Die Beziehung von Harry und Sasha steht im Zentrum der Handlung. Sie sind ein großartiges Paar, das sich außer der gegenseitigen Liebe nicht viel mehr vom Leben wünscht. Denn sie wissen, dass sie gemeinsam alles auf die Beine stellen können.
So auch den Traum von der eigenen Ranch, den sie sich nun erfüllten. Doch als die Nachbarn von merkwürdigen Regeln berichten, die sie unbedingt beachten müssen, kommt ihnen in den Sinn, dass nicht alle Gefahren locker zu bewältigen sind.
Das Buch selbst ist nach Jahreszeiten unterteilt, welche für den Verlauf der Handlung wichtig sind. Großteils wird vom Farmleben berichtet, über die beängstigenden Geisterregeln gegrübelt und im Anschluss manch gedankenloser Handlung analysiert.
Zudem sind Rückblenden eingebaut, die Harrys Kriegserleben und seine Rückkehr in den Alltag zeigen. Bei Sasha handelt es sich eher um Erinnerungen an Situationen aus ihrer Beziehung, welche dem Geschehen einen stimmigen Rahmen verleihen.
Es gibt selten einen Knall, sondern die Handlung wird vom Kontrast aus idyllischem Lebensglück und einer unvorstellbaren Bedrohung angetrieben. Sobald es zu einer gefährlichen Situation kommt, ist das Unbehagen der Figuren dermaßen greifbar beschrieben, dass die Beklemmung in der Brust spürbar ist. Man blättert hektisch die Seiten um, die Hände schwitzen und man hofft, dass die Figuren schnell genug sind, damit es nicht zum Äußersten kommt.
Gerne würde ich mehr auf die Geister eingehen, doch um nicht zu spoilern, spare ich diesen Part aus. Mir hat es auf jeden Fall ausgezeichnet gefallen, denn es ist geheimnisvoll, gruselig und auf eine besondere Art unbegreiflich, so wie Legenden nunmal sind.
Ich hatte mit „Old Country“ eine großartige Lesezeit und empfehle das Buch an Leser:innen, die stimmungsvollen Horror mögen und sich gerne auf die Atmosphäre eines Romans einlassen.