Rezension zu "Old Country – Das Böse vergisst nicht" von Matt Query
Harry, der als Afghanistan-Veteran an einer PTBS leidet und seine Frau Sasha erfüllen sich den Traum einer eigenen kleinen Farm in Idaho. Kurz nachdem das Paar eingezogen ist, kriegen sie Besuch von ihren Nachbarn, die ihnen erklären, welche Rituale sie vollziehen müssen, damit sie von dem Geist, der angeblich in dieser Gegend wohnt, verschont bleiben. Sasha und Harry glauben nicht an Geister und nehmen die Ratschläge nicht ernst, bis sie eines Besseren belehrt werden …
Die Entwicklung, die die beiden anfangs durchmachen ist sehr gelungen. Als bodenständige Menschen fällt es ihnen schwer, an das Übernatürliche zu glauben, und als sie es nicht mehr ignorieren können, die Spielregeln, die ihnen aufgezwungen werden, zu befolgen. Insbesondere Harry will das alles nicht einfach akzeptieren. Dies ist beklemmend und gut beschrieben, man möchte mit den beiden nicht tauschen und kann ihre Zerrissenheit nachvollziehen. Allerdings beginnen sie sich dann doch größtenteils mit der Situation abzufinden und leben danach ein ziemlich normales Leben. Ab diesem Punkt entwickelt das Buch für meinen Geschmack echte Längen, weil seitenweise nur noch vom Alltag auf der Farm berichtet wird. Überhaupt wurde mir ungefähr nach dem ersten Drittel des Buches alles ein bisschen zu harmonisch. Sasha und Harry geraten sich nie in die Haare, sind nie wirklich gestresst, trotz der eigentlich bedrückenden Situation. Das Unheimliche, der Grusel, verflog für mich während des Lesens immer mehr, trotz der teilweise skurrilen Situationen und einigen brutalen Szenen. Vieles wiederholt sich und wird irgendwann sogar von den Protagonisten mit einem Augenrollen als langweilig empfunden. Wenn nicht mal mehr die Charaktere Furcht verspüren, wie soll es mir dann gelingen?
Was mich aber richtig störte, war der letzte Teil der Geschichte. Ich kann nicht mehr ins Detail gehen wegen Spoilergefahr, aber für mein Empfinden verlor die Geschichte dadurch ihr Grundkonzept und ihre Kernaussage. Der letzte Teil passt nicht zum Rest und wirkt auf mich irgendwie Hollywood-mäßig billig.
Fazit: Nach dem ersten Drittel hätte ich «Old Country» 5 Sterne gegeben, nach dem zweiten 4 und nach dem letzten Drittel leider nur noch 3. Es ist kein schlechtes Buch, aber eines, das zusehends schwächelt und seinen Reiz bis zum Schluss irgendwie verliert. Eine Leseempfehlung kann ich leider nicht aussprechen.