Cover des Buches Silver Linings (ISBN: 9783499230356)
katiandbookss avatar
Rezension zu Silver Linings von Matthew Quick

E A G L E S !!!

von katiandbooks vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine ganz schöne Geschichte, aber die Verfilmung hat einiges besser gemacht

Rezension

katiandbookss avatar
katiandbooksvor 6 Jahren
Nach einem langen Aufenthalt wird Pat aus der psychiatrischen Klinik entlassen und zieht wieder bei seinen Eltern ein. Wenn er besser aussieht und ein netterer Mensch ist, so glaubt er, wird er nach seiner Auszeit an dem "schlimmen Ort" wieder mit seiner Frau zusammen sein, also trainiert er viel und macht eine weiterführende Therapie. Doch seine Familie und seine Freunde verschweigen ihm etwas und versuchen hartnäckig, ihn mit der ebenfalls psychisch labilen Tiffany zu verkuppeln.


Dass Pat nicht einfach so jahrelang in der Psychiatrie eingesessen hat, kann man sich als Leser natürlich denken, und so wabert eine Wolke von "Was hat Pat getan?" über der gesamten Geschichte, was einen durch das Buch treibt, auch, wenn es gerade mal wieder um Football geht.


Es kam mir so vor, als ginge es auf 300 von 343 Seiten nur um Football. Die Stimmung von Pats Vater steht und fällt mit den Spielergebnissen der Eagles und somit auch die Beziehungen aller Familienmitglieder untereinander. Es gibt auch kaum etwas anderes als das. Pat, sein Vater, sein Bruder, sein bester Freund, selbst sein Therapeut: alle sind sie eingefleischte Eagles-Fans, und wenn sie nicht im Stadion sind, dann feiern sie Fan-Partys auf dem Parkplatz, schauen sich das Spiel im Fernsehen an oder skandieren den Mannschafts-Schlachtruf.


Dass die Beziehung zwischen Pat und seinem Vater rein über Football kommuniziert wird, finde ich gut gedacht, leider aber nur bis zu einem gewissen Punkt gut umgesetzt. Ab dann wiederholt sich alles einfach nur, und mich beschlich das Gefühl, der Autor hätte lieber ein Sachbuch über die Philadelphia Eagles schreiben wollen.


Die Charakterentwicklung von Pat wird in der Geschichte leider auch nur vorgetäuscht. Im Grunde entwickelt sich bloß der Schreibstil - Pat's Erzählung aus der Ich-Perspektive -, der anfangs kindlich-trotzig ist und sich nach und nach fängt, bis man am Ende das Gefühl hat, es zumindest mit einem halbwegs erwachsenen Mann zu tun zu haben. Doch Pat selbst hängt bis zum Schluss in seiner festgefahrenen Vorstellung von seinem eigenen Happy End fest.


Und auch die Entwicklung, die sein Vater kurzfristig macht, kommt irgendwann ins Stocken und macht einen Rückzieher. So heißt es auf Seite 272 von 343 Seiten: "Und besonders traurig macht es mich, dass Dein Vater die Beziehung zu seinen engsten Familienangehörigen noch immer von Football-Ergebnissen abhängig macht."


Ja, mich auch, vor allem, da die Geschichte bald vorbei ist.


Auch die Einteilung der einzelnen Plot-Teile kam mir sehr unorganisch vor. Matthew Quick erschlägt den Leser mit Football und Pats immer gleichem Tagesablauf. Nachdem Tiffany einmal aufgetaucht ist, fungiert sie nur noch als Beiwerk und hat erst nach der Hälfte noch mal einen ernstzunehmenden Auftritt. Es folgt eine Nebenhandlung, die geradezu abgeschnitten vom Rest der Geschichte ist, wird schnell abgefrühstückt und genauso schnell wieder vergessen. Schließlich hilft der Zufall noch mit, dass sich das Buch nicht zu 90 sondern nur zu 85 % um Football dreht und dann ist bald auch schon alles wieder vorbei. Zudem kommt zum Ende hin die Sprache sehr plötzlich auf Gott und den Glauben, der sich dann auch sehr penetrant durch den Text zieht, was einfach nicht zum Rest gepasst hat.


Da hat die Verfilmung schon einiges besser gemacht und die einzelnen Elemente der Handlung wesentlich sinniger aufgeteilt, obwohl sie sich trotzdem nah ans Buch gehalten hat.


Fazit: Irgendwie gut, aber irgendwie auch nicht. Die Aufteilung der Handlung hat sich für mich nicht stimmig angefühlt, und die Entwicklung des Protagonisten wird durch den reifer werdenen Schreibstil im Laufe der Geschichte vorgetäuscht. Wer den Film mochte, sollte sich damit zufrieden geben, denn die Filmemacher haben genau die Änderungen vorgenommen, die die Geschichte nötig hatte. Die ganz nette Buchvorlage erhält 3*** von mir.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks