Rezension zu "Niemand kennt deinen Namen" von Matthew Richardson
„Niemand kennt Deinen Namen“ von Matthew Richardson möchte gerne mit den guten alten Spionagethrillern mithalten, als es noch um „tote Briefkästen“ und „Übergabe im Gewimmel“ ging. Aufbau, Schreibstil und Spannungsbogen stimmen und stimmen auch wieder nicht. Die eingefleischte Leserschaft dieses Genres werden schnell den Verdacht haben, wer die mysteriöse Person ist, nach der Solomon Vine, unser Spion der Stunde, sucht.
Vine, der lange Jahre mit seinem Freund und Kollegen Gabriel Wilde zusammengearbeitet hat, ist kalt gestellt worden, nach dem während eines Verhörs auf einen Tatverdächtigen ein Anschlag verübt wurde. Dieser wollte ein Geheimnis offenbaren, einen Doppelagenten entlarven. Und dann ist Wilde selbst auch noch verschwunden. Es sieht nach einer Entführung aus.
In Rückblenden wird klar, warum Vine und Wilde keine besten Freunde mehr sind. Natürlich geht es um eine Frau, Rose, in die sich zunächst Vine verliebt, die aber dann doch Wilde heiratet. Nach den Enthüllungen von Edward Snowdon greifen, zumindest in diesem Thriller, die Spione gerne wieder auf alte Techniken zurück, und doch wird auch das Internet und Wegwerf-Handys genutzt sowie Überwachungskameras ausgewertet und überlistet. Aber all das nutzt Vine wenig, wenn die meisten Hinweise eher Old School sind. Da lässt Wilde seinem Freund ein von ihm übersetztes Buch mit Widmung zuschicken, der Vine verzweifeln lässt. All seine mathematischen Fähigkeiten und Mustererkennungskniffe helfen ihm hier zunächst nicht weiter. Als sein ehemaliger Ausbilder auf der Agentenschule stirbt und ihm dieser ebenfalls kryptische Hinweise zukommen lässt, macht er sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen „Niemand“. So geht er auf die Suche nach Freunden und Weggefährten von Wilde und bittet auch viele Vorgesetzte um Hilfe. Er darf nun im Stillen und größter Geheimhaltung nach seinem alten Freund suchen. Dabei kommen immer wieder dessen Interessen am Islam zur Sprache, die er nicht nur während seines Studiums nachgegangen war. Welches perfide Spiel wird hier mit Agenten gespielt, oder spielen die Agenten dieses Spiel nach eigenen Regeln?
Verwirrend im Spiel der Spione sind die einzelnen Behörden, die sich gegenseitig misstrauen, alle miteinander aber mit Spionagetätigkeiten zu tun haben und sich gegenseitig im Wege zu stehen scheinen.
Selbstverständlich kommt es zum großen Showdown mit bitteren Erkenntnissen. Für mich bleiben aber an vielen Stellen große Fragezeichen, warum das eine so einfach sein soll, anderes eher schwierig. Für mich war der Lesegenuss eher durchschnittlich. Vor allem, weil es so überaus leicht zu sehen ist, dass dieser einen Spur so absolut nicht nachgegangen wird. So sehen wir unserem Helden zu, wie er Spuren verwischt, um unentdeckt nach Hause zu kommen oder sich mit jemanden zu treffen, bis es endlich auch bei ihm „klick“ macht. Vielleicht hätte man beim Titel einfach auch beim Original bleiben sollen: „My Name is Nobody“. Die Seite des Autors findet man unter: https://www.matthew-richardson.com/