Rezension
Da ist der alte Jugendfreund Gareth, halbseidener Geschäftsmann mittlerweile, der auf die Rückkehr Johnnys gar nicht so verhalten reagiert. Das wäre anders zu erwarten gewesen, denn Johnny hatte ihm zu Zeiten die Freundin ausgespannt.
Da ist Stan, Johnnys Bruder. An ihm hat Johnny eine große Schuld gut zu machen.
Da ist Johnnys Vater. Immer schon distanziert, in sich gekehrt, einer, der seine Gefühle nicht nach außen zeigt und gerade dadurch unerkannte Seiten in sich trägt.
Und da ist Marla. Die Frau, mit der Johnny damals zusammenlebte. Bis er sich von jetzt auf gleich davon machte. Nicht ohne triftigen Grund natürlich.
Und nun ist er wieder da. Im kleinen Ort, in dem Bill Prentice als Stadtrat die große Nummer ist, aber auch von allem weiblichen die Finger kaum lassen kann. Was seine Frau nicht erfreut. Die mit Johnnys Vater durchaus näher bekannt ist. Was kaum einer weiß.
Mit innerer Belastungen kehrt Johnny in diese Welt zurück, stellt sich den dunklen Seiten seiner Vergangenheit, möchte Marla zurückgewinnen, seinem Bruder Gutes tun und findet sich doch umgehend inmitten von Verhältnissen, die nicht nur für ihn, sondern auch für den Leser nicht einfach zu sortieren und zu durchschauen sind.
Irgendwas ist nicht in Ordnung zwischen all diesen Menschen, die Johnny so lange nicht gesehen hat. Dunkle Gefühle brodeln in den einzelnen Personen. Ob und wie weit das mit dem merkwürdigen Grundstück zu tun hat, dass Johnnys Vater einfach so kauft, all das liegt im Dunkeln und wird sich erst ganz allmählich zusammenfügen. Mit durchaus fühlbarer Spannung und einer Geschichte, die überraschende Drehungen und Wendungen bietet.
Sorgfältig gestaltet Stokoe dabei seine Figuren und nimmt den Leser mit hinein auch in die inneren Erlebniswelten, entfaltet im Lauf der Zeit die Hintergründe für so manches sehr merkwürdige, teils vor den Kopf stoßende Verhalten der Protagonisten.
Andererseits ist es gerade dieses Verhalten, dass manches Mal zu irritierend im Raum steht. Dass Marla sich überhaupt so schnell wieder Johnny zuwendet und dabei ihre „erotische Wiedervereinigung“ mit Johnny für 200 Dollar als Peep-Show aufführt (im Wald) wirkt doch sehr befremdlich und unrealistisch. Dass Bill Prentice ohne wirklich ersichtlichen Grund mit überschäumender Wut auf Johnny reagiert (auch wenn er von einem bestimmten Ereignis gerade sehr mitgenommen ist innerlich), das sind Züge an der Geschichte (und nicht die einzigen), die ein Stirnrunzeln bei der Lektüre hervorrufen. Sicher wird so manches im Nachgang erklärbarer, dennoch wirken gerade zu Beginn diese Sequenzen störend.
Im Gesamten aber ergibt sich dennoch eine intensiv zu lesende Geschichte über menschliche Verwobenheiten, Gier, Leidenschaft, Eifersucht und schwelender Gewalt. Innere Leidenschaften, die Stokoe geschickt mit den äußeren Abläufen der Rückkehr und des Geheimnisses des Grundstücks verknüpft.
Insgesamt ein spannender und lesenwerter Roman, vor allem mit überzeugenden Figuren.