Cover des Buches Kühe (ISBN: 9783865525284)
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Rezension zu Kühe von Matthew Stokoe

Eklig, tabulos, aber nicht extrem

von KyraCade vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Nicht so extrem, wie erwartet

Rezension

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KyraCadevor 7 Jahren

Der sozial total abgeschottete Steven lebt mit seiner Mutter in einer engen, dreckigen Wohnung und wird von ihr drangsaliert. Er findet einen Job in einer Fleischfabrik und lernt dort viel über sich, Rollenverteilung, das Leben sowie das Führen und Folgen …

Kühe gilt als der extremste Roman, der je geschrieben wurde. Das würde ich nicht unterschreiben. Er hat seine ekligen Sequenzen, macht vor Sodomie nicht Halt und hat eine unterschwellige Ideologie bezüglich des Machtstrebens, aber extrem? Da sind die wahren Freunde des Extreme-Genres wahrlich anderes gewöhnt.

Worum geht es denn in Kühe? Eigentlich um Macht und Ohnmacht, ums Führen und Folgen, um die Anführer und Herdentiere, die Auflehnung gegen die Obrigkeiten. Man kann drei Gruppen herausfiltern, in denen sich das gleiche Machtspiel zuträgt: Die Wohnung von Steven, die er erst mit seiner Mutter – dem Muttertier – und dann mit seiner Freundin Lucy bewohnt. Die Fleischfabrik, in der er am Fleischwolf steht und vom Vorarbeiter Cripper in das Geheimnis von Tötung, Macht und Sodomie eingeführt wird. Die Welt unter der Stadt, in der eine Kuhherde lebt und auf Rache sinnt. In allen drei Bereichen versucht Steven seinen Platz zu finden und eine Machtposition einzunehmen. Es wird bald deutlich, wo Hemmschwellen überschritten werden, wie stark sich der Protagonist verändert – und doch bleibt er immer der gleiche, ohnmächtige junge Mann, der auf Dauer einfach kein Anführer sein kann. Er wird animalisch, muss immer innerhalb der Gruppen um seine Position kämpfen und auch leidvoll erfahren, dass man nicht alles beherrschen kann. Man kann ganz gut erkennen, dass Steven, wenn er irgendwo verliert oder versagt, in eine andere Gruppe geht, seine Enttäuschung und Wut mitnimmt, und sie in der anderen Gruppe als Macht versucht einzusetzen.

Die Sprache ist sehr einfach, man kann das Buch wörtlich nehmen oder einen Sinn daraus lesen, was Stokoe wirklich damit ausdrücken wollte, bleibt nebulös. Daher hält sich die Begeisterung auch in Grenzen. Geht es nur um das Extreme, ist das Buch schlichtweg eine Enttäuschung, weil es zu flach ist. Geht es ums Herrschen und eine etwaige Tiefe, muss man der Geschichte schon weit bessere Noten geben. Kühe wird keine Empfehlung, aber werft einen Blick auf die Leseprobe beim Festa Verlag und entscheidet, ob ihr mehr wollt oder eher nicht.

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