Cover des Buches Alles über Heather (ISBN: 9783498094638)
Rezension zu Alles über Heather von Matthew Weiner

Matthew Weiner | ALLES ÜBER HEATHER

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren

*** Die folgende Rezension erschien erstmals auf meinem Blog www.booksterhro.wordpress.com. Schaut mal vorbei, ich freu mich auf Euren Besuch! ***

Den Breakstones geht’s gut. Sie sind finanziell abgesichert, haben eine Traumwohnung in Manhattan und mit Heather eine wunderschöne Tochter, die mit ihren blauen Augen alle verzaubert. Doch mit der Pubertät kommen die Probleme: Heather und ihre Mutter leben sich auseinander und Vater Mark entwickelt eine krankhafte Angst um seine Tochter. In seinen Tagträumen sieht er sie ständig in die schlimmsten Sexualverbrechen verwickelt. Einer der Bauarbeiter, die gerade das Wohnhaus sanieren, hat anscheinend ein Auge auf Heather geworfen, was Marks Sorgen nur noch verschlimmert.

Dieser Bauarbeiter – Bobby – hatte es bisher nicht so gut im Leben wie die Breakstones. Als Sohn einer drogensüchtigen Provinz-Hure, der als Kind schon die Spritzen für Mama und ihre Freier aufziehen musste, kam Bobby naturgemäß früh mit dem Gesetz in Konflikt und landete nach einem Sexualdelikt schließlich im Gefängnis. Jetzt, wieder auf freiem Fuß und mit deftigen Straftaten auf dem Kerbholz, verschlägt es ihn als Tagelöhner auf eine Baustelle in Manhattan. Und da taucht dieses wunderschöne Mädchen auf.

Zuerst das Positive: Matthew Weiner (*1965) kann schreiben. Seine Sätze sind kontrolliert schnörkellos, die Story realistisch, geradeaus und ohne jeden Schnick-Schnack. Irgendwo fiel der Vergleich mit Richard Yates, den ich – zumindest was die Qualität der Sätze angeht – unterschreiben kann. Dieser Blick auf die amerikanische Upper-Class mit ihren Erste-Welt-Problemen ist Weiner zweifellos gelungen. Und auch das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten ist immer ein gut gewähltes Thema. Alle haben Existenzängste, aber die der Mächtigen sehen anders aus, als die der Machtlosen.

Dass Weiners Erstling mit 140 Seiten so kurz ausgefallen ist, mag wohl daran liegen, dass er seit Jahren als Drehbuchschreiber für Serien wie Die Sopranos oder Mad Men erfolgreich tätig war und dafür mit Preisen überhäuft wurde. Leider geht dieses Konzept in Prosa nicht auf. Für eine Kurzgeschichte – was ALLES ÜBER HEATHER definitiv nicht ist – holt Weiner viel zu sehr aus; für einen Roman aber fehlt es an allen Enden. Nach dem überraschenden, aber doch recht plumpen Ende, hatte ich das Gefühl, dass das ganze Buch nur die Vorbereitung für die Schlusspointe war – irgendwie fühlte ich mich betrogen.

ALLES ÜBER HEATHER ist eine zu einem Roman aufgeblasene Kurzgeschichte, die sicher lesbar ist und für ein paar Stunden Unterhaltung bietet, sonst aber keine großen Mehrwert bringt.

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