Rezension zu "Fenster ins Gehirn" von John-Dylan Haynes
In "Fenster ins Gehirn. Wie unsere Gedanken entstehen und wie man sie lesen kann" stellen der Psychologe und Neurowissenschaftler John-Dylan Haynes und der Wissenschaftsjournalist Matthias Eckoldt den aktuellen Stand der Forschung im Bereich des Auslesens und Interpretierens von Hirnaktivität vor. Haynes ist Direktor des "Berlin Center for Advanced Neuroimaging" und hat im Rahmen seiner Forschungen zahlreiche Experimente zu Aspekten des Themas durchgeführt und ausgewertet.
Das Buch beginnt mit einigen kurzen philosophischen Überlegungen zum Verhältnis von Gehirn und Geist (Stichwort: "Leib-Seele-Problem") und widmet sich dann den aktuellen technischen Möglichkeiten zum Auslesen von Gehirnzuständen sowie der Rolle von Computern und Algorithmen. Daran anschließend folgen Kapitel zu einzelnen Unterkategorien unserer Erfahrungswelt. Hierzu zählen neben den Gedanken u.a. die Sinneswahrnehmung, die Gefühlswelt, bewusste und unbewusste Absichten, Lügen und Träume. In der zweiten Hälfte des Buches stellen die Autoren Anwendungsmöglichkeiten und ihre Gedanken zu aktuellen und zukünftigen (technischen) Entwicklungen dar. Abschließend geht es um die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen des Themas.
Das Buch ist sehr leserfreundlich gestaltet. Der Text ist in viele, eher kurz gehaltene Kapitel unterteilt, so dass man als Leser nicht von einer geballten Fülle an Material erschlagen wird. Der Stil ist flüssig und angenehm und die Darstellungen und Erklärungen der Autoren gut verständlich. Abbildungen und Exkurse bringen Abwechslung und führen zu einer besseren Anschaulichkeit.
Auch inhaltlich hat mich das Buch überzeugen können. Die Darstellungen der Forschungsmethoden sowie der vielen Experimente und Studien zu den einzelnen Bereichen wirken fachlich sehr fundiert. Einige der vorgestellten Experimente sind dabei von John-Dylan Haynes und seinen Mitarbeitern selbst durchgeführt worden. Die Einschätzungen zu aktuellen (technischen) Entwicklungen und grundsätzlichen Möglichkeiten empfand ich als sehr ausgewogen und angemessen kritisch, die ethischen Fragestellungen bilden eine wichtige Ergänzung.