„Ein Mann näherte sich von Norden. Er war mehrere hundert Kilometer entfernt. McCoy erkannte ihn mit dem bloßen Auge, einige Sekunden, bevor sein System eine Meldung abgab. Freilich verfügte die Einheit über keine Satellitenunterstützung und die sonstige Außensensoren hatte er auf geringstmögliche Leistung gestellt. Hier draußen war eigentlich nicht mit Einbrechern zu rechnen.“
STORY
Routiniert verrichtet Anders McCoy seine einsame Arbeit, um den namen- und leblosen Felsplaneten nach 10 Jahren der Vorbereitung in eine fruchtbare Wiege biologischer Entwicklung zu verwandeln. Nach etwa 3 Monaten seiner einsamen Arbeit nähert sich, scheinbar aus dem Nichts, ein Mann McCoys Container. Der Fremde stellt sich als Roderick vor und bittet den Wissenschaftler, bleiben zu dürfen. Er wird zu einem eifrigen Helfer bei McCoys Arbeit und ebenso zu einer emotionalen Unterstützung für den Terraformer. Das Vertrauen der Männer zueinander wächst und schließlich enthüllt Roderick den Grund seiner plötzlichen Anwesenheit auf dem einsamen Planeten. McCoy beschließt zu helfen, wird dann aber von den Ereignissen um seinem Gast eingeholt.
„Ab und zu hielt di KI Rücksprache mit McCoy. Ragna wunderte sich, dass das Schiff aus seinem mürrischen hervorgebellten Halbsätzen schlau wurde. Sie verstand kein Wort von dem Genuschel. Aber offenbar war die Spracherkennung der Bordidentität auf übellaunigen Wissenschaftler geprägt. Sie ließ sich durch seine Raunzer nicht verdrießen und führte stets freundlich und verzögerungslos alle Kommandos aus, die er ihr an den Kopf warf.“
MEINUNG
Entgegen dem, was man angesichts des stimmungsvollen Titelmotivs von Timo Kümmel erwarten würde, nämliche die gedankenschwere und möglicherweise philosophische Geschichte eines Mannes, alleine mit sich auf einem erwachenden Planeten, bekommt man mit Matthias Falkes „Der Terraformer“ eine galaktische Schnitzeljagd mit hohem Spaßfaktor geboten.
Die Geschichte beginnt noch sehr wissenschaftlich, nüchtern und „geerdet“ und bringt mit der unerklärbaren Ankunft von Roderick einem kribbelnden Geheimnis-Faktor ins Spiel. Später, als McCoy zum unfreiwilligen Spielball der Ereignisse wird, ändert sich die Tonlage erheblich und „Der Terraformer“ bietet fortan eine wilde und abgefahrene Verfolgungsjagd durch den größtenteils industrialisierten Weltraum. Dabei kommen immer mehr Details über Roderick, sein Ziel und seine Motive ans Licht.
Der anfängliche Bruch sorgt zunächst für reichlich Verwirrung, auch da McCoy plötzlich auf einige mehr als skurrile Gestalten trifft, wie etwa Rodericks Verfolger, die Namen aus der (irdischen) nordischen Mythologie tragen und mit Schwertern zu kämpfen pflegen. Der Star des Romans ist jedoch Rodericks patente und schöne Ehefrau Ragna, die McCoy auf der Hatz nach ihrem Mann nicht mehr aus ihren Klauen lässt. Der zunächst als eigenbrötlerisch charakterisierte Terraformer taut unter ihrer Fittiche auch merklich auf und beide bilden ein effektives Team, das sich auch gegenseitig mal schalkhafte One-Liner um die Ohren pfeffert.
„Der Terraformer“ bietet ein flottes SF-Abenteuer der harmlosen Sorte, wobei manches recht grob zusammen geschustert ist, so dass der Roman in Sachen Stil und Tempo nicht richtig rund werden will. Anders McCoy kehrt übrigens zurück; 2016 hat Matthias Falke einen zweiten Teil nachgeschoben.