Matthias Jendis

 3,9 Sterne bei 82 Bewertungen

Lebenslauf

Matthias Jendis, 1959 geboren, übersetzte u. a. Werke von Patrick O’Brian, Alice McDermott und Patricia Highsmith. Für seine viel beachtete Neuübersetzung von Herman Melvilles Moby-Dick oder Der Wal wurde er 2002 mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis und dem Nicolas-Born-Förderpreis ausgezeichnet. Er starb 2009 in Göttingen.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Matthias Jendis

Cover des Buches Sieben Seiten der Wahrheit (ISBN: 9783442740192)
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Rezension zu "Sieben Seiten der Wahrheit" von Elliot Perlman

Henk_Bleu
Zuviel Wind um zu wenig

Die sieben Seiten der Wahrheit – so ein Titel gibt zu Reflektionen Anlass. Ist Wahrheit denn nichts Absolutes? Kann es davon verschiedene Versionen geben? Wenn man dies Buch gelesen hat, wird man antworten: Logischerweise, denn jeder hat sein persönliches Erleben und seinen eigenen Blickwinkel auf Dinge.

 

Der charismatische Englischlehrer Simon  liebt die schöne Anna. Die Trennung verwindet er nicht. Jahre später, er ist arbeitslos und mit Angela, einem Callgirl, liiert, kidnappt er in einem Akt der Verzweiflung Annas Sohn, den sie mittlerweile mit einem anderen hat.  Er wird verhaftet, öffentlich bloß- und vor Gericht gestellt.

 

Das ist in Kürze der Kern der Handlung, die uns aus sieben Perspektiven geschildert wird. Neben Simon, Anna und Angela kommen noch Simons Therapeut, seine Anwältin, Annas Mann, dessen Kollege und die Tochter des Psychiaters in einem eigenen Kapitel zu Wort.

 

Sieben mal dieselbe Geschichte – ist das nicht langweilig? Nun, es ist nicht jedesmal dieselbe Geschichte. Der Blickwinkel der jeweiligen Erzählstimme macht sie zu etwas anderem, ihr Hintergrund und Beitrag zum Geschehen fügt der Geschichte jeweils etwas Neues hinzu und bringt sie voran. Insofern erweitert sich der Roman permanent zu einer Art Gesamtbild.

 

Langweilig wird es unterwegs doch ein bisschen. Der Aufbau mit dem Perspektivwechsel ist zwar künstlerisch und konzeptionell interessant, doch braucht Elliott Perlman dafür ungefähr 800 Seiten, die er um einen Entführungsfall strickt, der letztlich keiner ist. Hier liegt eigentlich die Krux der Handlung: Obwohl wenig geschieht, lesen wir soviel Stoff. Viel Wind um wenig, könnte man sagen. Okay, es gibt noch zahlreiche Nebenhandlungen und Reflexionen zur australischen Gegenwart aus Politik und Wirtschaft, die durchaus intelligent formuliert sind und zum Nachdenken anregen.

 

Doch die Stärke des Romans liegt nicht in seiner Handlung, sondern in der psychologischen Ausdeutung seiner Charaktere und den Reflexionen der Personen. Das macht der Autor sehr differenziert, aber auch sehr wortreich, um nicht zu sagen langatmig. Mit diesem Trick gelingt es ihm, Motivation und Handlung plausibel zu machen, obwohl sie es eigentlich nicht ist. Warum Simon Anna Sohn entführt, bleibt trotz vieler Worte rätselhaft. Zum Teil, zumal in der Zeit, in der Simon in U-Haft sitzt, kam mir der Text stellenweise redundant vor.

 

Ich habe das Buch wegen seiner Psychologie und seines Aufbaus insgesamt gern gelesen, hätte mir aber 2- 300 Seiten weniger gewünscht. Dann wäre der Antrieb jeder einzelnen Person immer noch klar gewesen, und der Zweck einer differenzierten Darstellung immer noch erfüllt.

Cover des Buches Tödliches Riff (ISBN: 9783548280806)
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Rezension zu "Tödliches Riff" von Patrick O'Brian

benfi
13. Band der Serie um Jack Aubrey und Dr. Stephen Maturin

KURZBESCHREIBUNG: 

Noch gar nicht offiziell wieder als Flotten-Kapitän benannt, ist Jack Aubrey trotzdem wieder mit der 'Surprise' unterwegs für das vereinigte Königreich. Allerdings stellt sich heraus, dass die Spanier erfahren haben sollen, dass England in Südamerika gegen die Besatzer Unruhen stiften und Verbündete auf seine Seite ziehen will. So plant der Geheimdienst-Chef Sir Joseph Blaine um: er lässt Aubrey auf schnellstem Wege das Kommando auf der 'Diane' übernehmen, die sich ins südchinesische Meer aufmachen soll. Dort herrschen nämlich ähnliche Zustände. Die Franzosen wollen den Sultan der Karimata-Inseln auf ihre Seite bringen, damit die Ostindien-Schifffahrt und damit gleichzeitig England massivst geschwächt wird. Aubrey soll dort den Diplomaten Mr. Edward Fox und seinem Gefolge absetzen und während der Vertragsverhandlungen den ehrgeizigen Beamten unterstützen...


KOMMENTAR:

Der mittlerweile dreizehnte Band der Serie um Jack Aubrey und Dr. Maturin ist eher von politisch-strategischer denn maritimer Natur. Natürlich werden in dem Roman des Schriftstellers Patrick O'Brian Schiffe als Transportmittel eingesetzte - sie waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts nun mal noch das Maß aller Dinge - jedoch darf sich Aubrey lediglich einer Verfolgung in der Irischen See erfreuen. Seine Kommandantur auf der 'Diane' beschränkt sich mehr als Passagierschiff; wenn auch von dringlicher Bedeutung. Freunde von kanonierenden Schiffsschlachten werden hier definitiv enttäuscht. Trotzdem hat der Roman seine guten Seiten. Die Reise von Stephen zu den verborgen lebenden Mönchen von Kumai ist abenteuerlich und beeindruckend beschrieben worden. Da kann man auf den verschrobenen Schiffsarzt als reise-freudiger Mensch fast schon neidisch werden. Und auch die Gebräuche und Sitten der javanischen Sultane ist beeindrucken. Spannend sind die Treffen auf die französischen Verräter Ledward und Wray. Allerdings wird dies doch mehr dem Fan der Serie reizen denn einen Quereinsteiger oder Gelegenheitsleser. Je nachdem, wird auch die jeweilige Bewertung ausfallen; meine landet wohl irgendwo dazwischen...

Cover des Buches Sieben Seiten der Wahrheit (ISBN: 9783442740192)
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Rezension zu "Sieben Seiten der Wahrheit" von Elliot Perlman

miah
Rezension zu "Sieben Seiten der Wahrheit" von Elliot Perlman

Inhalt:
Simon ist nie über die Trennung von seiner Ex-Freundin hinweggekommen und idealisiert diese Beziehung seitdem. 10 Jahre sind seit der Trennung vergangen. Anna ist mittlerweile verheiratet und hat einen kleinen Sohn.
Simon verliert seinen Job, fängt an zu trinken und gerät damit auf die schiefe Bahn. Eines Tag fasst er den Entschluss, Annas Sohn zu entführen. Auch wenn dem Jungen nichts passiert, bleibt die Tat nicht ohne Folgen. Denn sie zwingt alle Beteiligten, ihr eigenes Leben zu hinterfragen.
Der Roman ist in sieben Teile unterteilt, in denen jeweils eine Person im Mittelpunkt steht, die mehr oder weniger mit der Tat verbunden ist.

Meine Meinung:
In den sieben Teilen wird die Wahrnehmung auf die Ereignisse jeweils aus Sicht einer Person geschildert. Somit erhält man einen guten Einblick in die Psyche dieser Personen. Die Handlung geht dabei immer weiter. Durch Rückblenden erfährt man, wie die Beteiligten die Geschehnisse erlebt haben.
Ich muss zugeben, dass mir Simon von Anfang nicht wirklich sympathisch war. Auch wenn ich mit seiner Art zu denken durchaus etwas anfangen kann und mich seine Intelligenz beeindruckt, wirkt es auf mich verstörend, wie sehr er die Beziehung zu Anna idealisiert. Er verfolgt Anna und stalkt sie regelrecht. Seine Absichten scheinen gut, aber seine Logik ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Es fiel mir leichter, für alle anderen Figuren Empathie zu empfinden.
Dennoch wollte ich unbedingt wissen, wie die Verhandlung ausgeht und ich muss sagen, ich war überrascht.
Nebenbei deckt der Autor einige Missstände in Australien auf, die sehr gut mit der Handlung verwoben sind.
Die Einteilung war sehr gut, endete sie doch immer an Stellen, an denen ich unbedingt mehr über die jeweilige Person erfahren wollte, da ich mich gerade an diese Person gewöhnt hatte. Viele meiner Fragen wurden in den folgenden Teilen so nach und nach beantwortet.

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