Cover des Buches Das katholische Abenteuer (ISBN: 9783421045140)
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Rezension zu Das katholische Abenteuer von Matthias Matussek

Rezension zu "Das katholische Abenteuer" von Matthias Matussek

von WinfriedStanzick vor 13 Jahren

Rezension

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WinfriedStanzickvor 13 Jahren
Der Spiegel-Autor Matthias Matussek ist ein Mann, der nicht gerne ein Blatt vor den Mund nimmt. Sein im Jahr 2006 veröffentlichtes Buch „Wir Deutschen. Warum die anderen uns gerne haben können“ hat das in beeindruckender Weise gezeigt und war nicht nur deshalb lange in den Bestsellerlisten ganz vorne. Sein neues Buch ist sein bisher persönlichstes, aber deshalb nicht weniger politisch. Er nennt es „eine Provokation“, und das ist es wohl, denn es ist absolut unkorrekt, öffentlich und dann auch noch positiv über seinen Glauben zu sprechen, und dann auch noch über die katholische Variante. Matussek, der aus seinen Überzeugungen nie einen Hehl gemacht hat, schreibt über sein „katholisches Abenteuer“, darüber, warum und was er an der katholischen Kirche, ihren Riten und auch am Papsttum für wichtig und sinnvoll hält und setzt sich damit zwischen alle Stühle. Seine unzähligen Erfahrungen mit der Religion in ihren verschiedenen Schattierungen, die er auf seinen weiten Reisen um die Welt als Korrespondent des Spiegel gemacht hat, einfließen lassend, argumentiert er gegen einen absolut hedonistisch gewordenen Zeitgeist und übt sich in einer Wertschätzung alter Werte. Immer wird deutlich, dass der Glaube eine ganz persönliche Angelegenheit ist, wenn Matussek von sich selbst erzählt, warum und was er glaubt. Scharf polemisiert er gegen die vielfältigen Versuche, die katholische Kirche zu einer protestantischen zu machen: „Meine Kirche ist die, in der das Mysterium lebt, eine Kirche als Gegenwelt zu der Welt da draußen, wo man von Mitbestimmung redet und Product Placement betreibt; wo aus Frömmigkeit ein Werbeslogan wird und all dieser Kram. Eine Kirche, in der Messen zelebriert werden können und wo man zur Beichte geht.“ Auf die Frage in einem Interview mit der FAS, ob es ihm nicht letztlich darum gehe, sich von einem Protestantismus zu unterscheiden, in dem kaum noch von Gott die Rede sei, antwortet Matussek: „Der Einwand ist gut, die Kirchenkrise ist eigentlich eine Gotteskrise, wir reden zu wenig von Gott. Wenn der Papst sagt: ‚Ich komme, um euch von Gott zu predigen’, ist das eigentlich eine Binse. Aber darum geht es in dieser Zeit, dass Religion nur noch ein Vorwand ist, ein Fest zu feiern. Wir müssen von Gott sprechen, von den Sakramenten, von der Eucharistie.“ Man muss, besonders als evangelischer Theologe wie der Rezensent, Matussek nicht in jedem Detail zustimmen: Aber sein leidenschaftliches Werben für eine Kirche, die ihre Riten und Rituale wieder ernst nimmt, die der Verflachung und Verballhornung ihrer Liturgie etwas entgegensetzt und die es wieder wagt, von Gott zu sprechen in einer Welt, die von ihm nichts hören will, die ihn geradezu ausschließt aus ihrem geschäftigen Treiben, das – muss ich sagen – hat mich schon sehr beeindruckt und auch für meine eigene Kirche nachdenklich gemacht.
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