Matthias Naß

 4,2 Sterne bei 10 Bewertungen
Autor*in von Drachentanz, Kollision und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Matthias Naß ist internationaler Korrespondent der Wochenzeitung DIE ZEIT und hat bei C.H.Beck zuletzt das Buch "Countdown in Korea" (2017) veröffentlicht.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Matthias Naß

Cover des Buches Drachentanz (ISBN: 9783406764509)

Drachentanz

(5)
Erschienen am 05.01.2022
Cover des Buches Kollision (ISBN: 9783406808456)

Kollision

(3)
Erschienen am 24.08.2023
Cover des Buches Countdown in Korea (ISBN: 9783406720420)

Countdown in Korea

(1)
Erschienen am 14.11.2017
Cover des Buches Der Elblotse (ISBN: 9783455005394)

Der Elblotse

(1)
Erschienen am 05.03.2019

Neue Rezensionen zu Matthias Naß

Cover des Buches Drachentanz (ISBN: 9783406764509)
Rallewus avatar

Rezension zu "Drachentanz" von Matthias Naß

Rallewu
Chinas Machtanspruch und die Unfähigkeit des Westens adäquat darauf zu reagieren

Der Autor Mathias Naß hat unter anderem Politologie und Sinologie studiert und darf als internationaler Korrespondent der renommierten "Zeit" sicher als Kenner des Themenkomplexes "Chinas Aufstieg zur Weltmacht" gelten. In seinem Buch "Drachentanz" gibt Naß zunächst einen Überblick über die innen- und außenpolitischen Entwicklungen in China unter den Staatschefs Mao Zedong, Jiang Zemin und Xi Jinping. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf den beeindruckenden wirtschaftlichen Aufstieg des Landes.

Er legt dar, wie die herrschende Kommunistische Partei Chinas die Eingliederung von Hongkong und Taiwan in die Volksrepublik als wichtigstes Ziel ausgegeben hat und sich dabei jegliche Einmischung internationaler Stimmen verbietet. 

Naß zeigt aber auch auf, dass die westlichen Länder und Institutionen, insbesondere die EU und Deutschland, in Konfliktsituationen aus Angst vor wirtschaftlichen Folgen, grundsätzlich die Konfrontation mit und deutliche Kritik an China scheuen.

Ein sehr interessantes Buch, in dem der Autor viel Faktenwissen zusammengetragen hat und es versteht, dieses Wissen in den richtigen Kontext zu setzen, ohne dabei zu tief in die Materie einzudringen. Ein sehr lesenswertes Einstiegsbuch für den Themenkomplex "China und die Geopolitik im indo-pazifischen Raum".

Cover des Buches Kollision (ISBN: 9783406808456)
wschs avatar

Rezension zu "Kollision" von Matthias Naß

wsch
Hochaktuell, umfassend, die Sichtweise des autokratischen Einparteiensystems der KPCh analysierend

Verständlicherweise richtet sich der Blick der europäischen Staaten mitsamt den aus hiesiger Sicht als sehr bedeutsam beurteilten Waffenlieferungen an die Ukraine, die Unterstützung eigentlich ganz West-Europas und der USA auf den von Putin initiierten Angriffskrieg Russlands in der Ukraine.

Das im Indopazifik eine noch größere Gefahr hinsichtlich der Frage, wer die weltpolitische Vorherrschaft entweder behält (USA) oder übernimmt (VR China) gerät allzu schnell aus dem Blickwinkel.

Genau dieser Frage widmet sich Matthias Naß sehr gründlich. Der Autor analysiert und schildert den von Putin sicher komplett falsch eingeschätzten Zusammenhalt der NATO-Staaten. Mit der Bereitschaft der Bevölkerung westlicher Staaten, selbst gewisse Einschränkungen zu akzeptieren, um der Ukraine in ihrem Kampf gegen die Aggressoren beizustehen - das hat Putin sicher falsch eingeschätzt. 

Indirekt und ungewollt hat dieser Angriffskrieg auch die Bereitschaft des seit Ende des Zweiten Weltkrieges pazifistisch ausgerichteten Japans militärisch stark aufzurüsten erhöht. Gleiches gilt für Australien, für die Reste des französischen Kolonialreiches im Pazifik und so weiter.

Mit welchen Mitteln die VR China um die Vormachtstellung in der Weltpolitik kämpft, wie sie (VR China) versucht, immer mehr Einfluss auf die Staaten im Indopazifik, in Ost-Asien zu nehmen, dies schildert der Autor sehr genau. 

Der selbstgewählten Abhängigkeit der deutschen, der europäischen, der weltweiten Wirtschaft von den Märkten der VR China, seien es die Zulieferer, seien es die Absatzmärkte, geht Matthias Naß ebenso auf den Grund. 

In Bezug auf die Bundesrepublik ein Zitat von Seite 203: 

"Wie im Rausch war die deutsche Wirtschaft seit Beginn der Reformen Deng Xiaopings Ende der siebziger Jahre nach Osten gestürmt. Die Politik half nach Kräften, Türen zu öffnen. Wenn es um China ging, verstanden sich alle Kanzler als Vorstandsvorsitzende der Deutschland AG. Brachen sie nach Peking auf, drängten sich im Regierungsflieger die Spitzen der wichtigsten Dax-Konzerne."

Einige Schwarz/Weiß-Fotos lockern den gut geschriebenen, gut verständlichen Text auf. Nicht übersehen sollte man die Landkarten im Vorder- und Rückendeckel des Einbandes. Ohne deren Hilfe ist es schwer vorstellbar, um welche geographischen Gegebenheiten es bei dem Erringen oder Beibehalten der weltpolitischen Vorherrschaft ausgetragen im Indopazifik geht.


Cover des Buches Drachentanz (ISBN: 9783406764509)
Buecherbaerchens avatar

Rezension zu "Drachentanz" von Matthias Naß

Buecherbaerchen
Fehlender Kontext macht es zu einer Aufzählung von Missständen


Eigentlich finde ich die Lektüre nicht ganz so schlecht, wie die Sterne vermuten lassen. Meine Bewertung schwankt zwischen 2/3 Sternen, weil in diesem Werk schlichtweg der Kontext fehlt und es sich wie ein Aufzählung an Missständen anfühlt, um die Überlegenheit des Westens darzustellen, währen der Autor China attestiert, dass die Regierung die Überlegenheit Chinas demonstrieren will. 

So beschreibt der Autor u. a. die Coronakrise im Jahr 2020 und das agieren der chinesischen Behörden auf internationalem Parkett. Er wirft China vor, dass die Regierung tonnenweise Hilfsgüter an Italien liefert, um Einfluss zu gewinnen. Nebenbei unterstellt er subtil Italien, dass es von China bevorteilt wird, sodass eine positive Haltung nach Außen getragen wird. Hier fehlt jedoch ganz klar der Kontext, dass die europäischen Nachbarn Ausfuhrbeschränkungen für medizinische Ausrüstung verhängt haben. Was hätte Italien also tun sollen, wenn die Bundesregierung die Grenzen dicht macht und Exporte einschränkt? Dieser wichtige Kontext fehlt hat ganz klar, zumal Initiativen, wie COVAX der "westlichen Welt" auch einen politischen und wirtschaftlichen Einfluss sichern wollen...

Und aus dem fehlenden Kontext entsteht dann eine überhebliche Haltung aus Perspektive des Westens, zu dem sich der Autor mitzählt. Chinas Verfehlungen werden scharf angegriffen und die noblen Reaktionen des Westens unterstrichen. Dabei betreibt der Westen sein eigenes Folterlager Guantanamo und hat seine eigenen Gefangen, wie Julian Assange. Dabei geht es gar nicht darum, dass man von China ablenken soll, weil die EU-Außengrenzen zur Todesfalle für tausende von Menschen geworden sind, aber wenn ein Werk sich der aktuellen Situation in China widmet, dann sollte der Autor auch dabei bleiben, ohne mehrmals zu erwähnen, dass China keine "Freunde" hätte und isoliert agieren würde. Auch immer einzuschieben, welche tollen Preise die EU oder andere Gemeinschaften an chinesische Leute verteilen würde, um ein Zeichen zu setzen, ist müßig. Zumal es einfach die Realität verkennt. Dies wird auch deutlich, wenn der Autor sich fragt, wann die Chinesen wieder nach Demokratie und wirtschaftlicher Freiheit trachten würden. Wenn der Autor die Situation in einen Kontext setzen würde, dann würde er wohl merken, dass China seine Bevölkerung aus der absoluten Armut geholt hat und ihr das Gefühl von Macht und Stärke gibt. Auch die Coronazahlen machen dann Eindruck auf die eigene Bevölkerung, während in den USA die Menschen wegsterben. 

Natürlich gibt es Überwachung, Willkür, Repression und Zensur, aber ohne Kontext wird man nicht verstehen, warum sich dieses System etablieren konnte und auch erstmal durchsetzen wird in diesem Land. Denn aus einer armen Bauerngesellschaft eine Weltmacht ohne absolute Armut zu machen verbessert die realen Lebensbedingungen der Menschen in dieser und lässt sie sicherlich nicht auf die Idee kommen, dass es sinnvoll wäre sich an die USA zu kuscheln, die ihre Partner schon mehrmals fallen lassen haben, wie zuletzt Afghanistan und einen Präsidenten hervorbringt, wie Trump. 

Interessant ist auch, dass der Autor schreibt die westliche Demokratie sei überlegen, weil wir Freunde in der gesamten Welt hätten, während China nur Kunden hätte. Hier vergisst er in seiner eurozentrischen Arroganz ganz klar, dass die Weltbank und der IWF genauso andere Länder erpressen, um die Märkte zu öffnen und Abhängigkeit zu forcieren. Als sei der Westen überall so beliebt, wie der Zeitjournalist Naß glaubt wage ich zu bezweifeln.

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