Cover des Buches Wir zwei allein (ISBN: 9783312004973)
Rezension zu Wir zwei allein von Matthias Nawrat

Rezension zu "Wir zwei allein" von Matthias Nawrat

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Er hat sein Studium abgebrochen und fährt nun Gemüse durch den Schwarzwald. Er ist schon fast dreißig und reist im Geiste weiter als ein Kind. Und er ist verliebt in Theres. In Gedanken ist er längst bei ihr, doch sie weist ihn ab, nimmt ihn und lässt ihn wieder fallen. Ihre Beziehung ist Liebe. Ein bisschen. Vielleicht. Ich muss zugeben, am allerbesten hat mir an „Wir zwei allein“ das Cover gefallen, das wirklich großartig gut zur Geschichte passt. Daneben ist der Stil wirklich toll, aber von den Figuren ist kein Funke übergesprungen. Er, von dem wir ganz nebenbei ein einziges Mal irgendwann erfahren, dass er Benz heißt, dient als Paradebeispiel seiner Generation der Unentschlossenen. Er lebt nicht nur in der Realität, sondern vor allem in seinen Träumen. Diese Grenzen sind im Roman stark verschwommen bis unsichtbar. Er könnte alles, kann aber doch gar nichts. Im Klappentext wird er als Außenseiter beschrieben, warum, ist mir nicht klar. Er hat einen normalen Tagesablauf und pflegt – wenn auch wenige – soziale Kontakte. Theres arbeitet in einem Schuhladen, ist aber eher die Künstlerin, wenn sie auch gern alles hinschmeißt und etwas anderes ganz neu beginnt. Sie ist untreu und wahrscheinlich eine größere Träumerin als er. Rückblickend nach dem Lesen ist Theres mir sogar unsympathisch. Matthias Nawrat ist einer von diesen Autoren, die mit ihrem Schreiben Lebensgefühl heraufbeschwören. Am ehesten fühlte ich mich durch seinen Stil an Sven Regeners „Herr Lehmann“ erinnert, aber vergleichbar sind beide Romane nicht. Nawrat ist Poet und spielt gern mit seinen Worten. Auch die Sprache trägt ihren Teil dazu bei, dass weite Teile des Romans surreal erscheinen. Dass er gänzlich auf Anführungszeichen in der wörtlichen Rede verzichtet, gefällt mir außerordentlich gut. Ein Liebesroman ist das Buch nicht. Dafür zeigt es viel zu eindringlich, dass der Liebe im Leben doch so viel entgegensteht, was zur Selbstverwirklichung und zum Selbstverrat beiträgt. Was „Wir zwei allein“ (oder: zu zweit und doch allein!) eigentlich sein will außer einer psychologischen Studie, bleibt offen – wie vieles in der melancholischen Geschichte.
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