Cover des Buches Wir zwei allein (ISBN: 9783312004973)
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Rezension zu Wir zwei allein von Matthias Nawrat

Rezension zu "Wir zwei allein" von Matthias Nawrat

von Madame Swann vor 11 Jahren

Rezension

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Madame Swannvor 11 Jahren
Er hat sein Studium abgebrochen und jobbt als Gemüselieferant, tuckert mit seinem Transporter über die Serpentinen des Schwarzwalds und liefert Karotten, Sellerie und Blumenkohl in den Dörfern aus. Sie ist durchgeknallte Künstlerin, mal fröhlich und sprunghaft, mal launisch und depressiv. Er verliebt sich in sie. Sie will zunächst nichts von ihm wissen. Er träumt von ihr. Dann verbringen sie eine Nacht miteinander und sind zusammen. Aber irgendwie auch doch nicht. - Während der Übertragung der Tage der deutschsprachigen Literatur aus Klagenfurt bin ich auf Matthias Nawrat aufmerksam geworden, der dort den Kelag-Preis gewonnen hat. Sein außergewöhnlicher Stil und seine poetische Sprache haben mich sofort in ihren Bann gezogen und mich auf seinen Debüt-Roman „Wir zwei allein“ neugierig gemacht. Und zu meiner Freude habe ich diese Elemente dort auch wiedergefunden. Die Sprache des Romans ist sehr bildhaft, mit schönen und ungewöhnlichen Metaphern gespickt, die mir sehr gefallen haben und mich mehrmals innehalten ließen, um sie gedanklich nachzuvollziehen. Sehr gut hat mir auch die dichte Atmosphäre des Romans gefallen, die von den schönen und intensiven Beschreibungen der Schwarzwaldgegend lebt. Diese Beschreibungen waren mir zum Teil sehr vertraut und haben Kindheitserinnerungen in mir geweckt, an die schönen Ferienbesuche bei meiner Tante, die damals in einem kleinen Dorf im Schwarzwald wohnte. Was mir weniger gefallen hat, womit ich weniger anfangen konnte, war die Handlung an sich. Sie war mir zu verwirrend und hat mich im Laufe des Romans immer mehr gelangweilt. Für meinen Geschmack zu sehr sind die fiktionale Realität und die Träumereien des Ich-Erzählers miteinander verschmolzen, zu sehr haben sich die Dinge verwirrt, zu unklar wurde mir die ganze Geschichte, die mir im Laufe der Lektüre nach und nach entgleitet ist. Einer kleinen Portion Surrealität kann ich ja durchaus etwas abgewinnen, aber ich mag es nicht, wenn man als Leser zu sehr allein gelassen wird. Die erste Hälfte des Romans hat mir wirklich sehr gefallen, danach immer weniger. Im letzten Drittel war meine Lust weiterzulesen auf eine Minimum zusammengeschrumpft. Das Ende war mir zu offen und hat mir nicht gefallen. Schade! Trotzdem ist Matthias Nawrat in meinen Augen ein talentierter und vielversprechender Jung-Autor. Er kann wirklich schreiben, mit Worten umgehen, sie streicheln, umhegen, Bilder einfangen. Seinen Stil mag ich sehr, seine poetische und kluge und sehr literarische Prosa. Deshalb bin ich auf sein folgendes Werk äußerst gespannt. Vielleicht kann mich in diesem dann ja auch die Geschichte an sich überzeugen – das wäre schön!
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