Matthias Storck, geboren im Jahr 1958 im Harz, nimmt uns Leser mit in einen Abschnitt seines Lebens, den wir, die wir im Westen aufgewachsen sind, nicht vorstellen können und die so ganz weit weg ist von jeglicher "Ostalgie", die uns die Medien so gerne präsentieren.
Er wächst als Pfarrerssohn auf, ist gelernter Buchhändler, liebt das geschriebene Wort und das ist trotz aller Schwere in diesem Buch auch ein Genuss zu lesen, wie er sich die Worte und Sätze merkt, aufschreibt, alles ans Licht bringt und die Poesie nicht vergisst. Der Glaube wird ihm schon im Elternhaus nahegebracht, sein Vater ist Pfarrer, ein Vorbild für ihn, ein Lichtblick im Gefängnis, die Beschreibung des gemeinsamen ungewöhnlichen Abendmahls lese ich mit Tränen in den Augen und dennoch erfährt er etwas über seinen Vater, dass ihn fast völlig zerbrechen lässt.
Matthias Storck trägt eine bewundernswerte Geradlinigkeit in sich, für seine Überzeugungen einzutreten, klug und besonnen. Mit seiner Verlobten Tine engagiert sich der junge Theologie-Student und pflegt Kontakte zu einigen unerwünschten Personen des damaligen DDR-Regimes und wehrt sich offen vor der Kirchenleitung gegen die Einführung des Wehrkundeunterrichts. Doch die damalige Kirchenleitung hält sich gerne an die Vorgaben der Regierung, keiner der leitenden Pfarrer, Bischöfe etc. will es sich mit dem Regime verscherzen und so predigen sie ein anderes Neues Testament. Das zieht sich bis in die heutige Zeit und hat sich kein bisschen verändert. Mutige Gläubige wurden und werden noch immer verfolgt.
Durch einen "befreundeten Pfarrer" wird das junge Paar in eine Falle gelockt und mit dem Vorwurf der Republikflucht verhaftet. 14 Monate müssen die Beiden getrennt in den schlimmsten Gefängnissen der DDR ausharren, erleben Folter und Gemeinheiten, die man sich außerhalb solcher Mauern nicht vorstellen kann. Bei aller Grausamkeit hält Matthias Storck an seinem Gott fest, versucht immer einen Blick in den Himmel zu erhaschen, auch wenn er nur kariert erscheint. Nach diesen schlimmsten 14 Monaten seines Lebens wird er gemeinsam mit seiner Verlobten vom Westen freigekauft. Das Paar heiratet, bekommt drei Kinder und Matthias Storck arbeitet bis 2022 als Pfarrer im Westen. Sehr klar schildert er seinen Glauben und auch seine berechtigten Fragen an die Kirche, die auf beiden Seiten der Mauer versagt hat und weiter versagt. Er geht aktiv in die Aufarbeitung und konfrontiert seine damaligen Peiniger und Verräter, die so dachte er ihm doch wohlgesonnen sind als Freund und als Vater. Er geht den schweren Weg des Verzeihens und kann sich letztendlich nur an Gott festhalten, denn Reue zeigt so gut wie niemand. Das ist ganz besonders erschreckend bei Menschen, die in der Kirchenleitung bis heute tätig sind.
Mich hat die Geschichte von Matthias Storck sehr bewegt, hatte ich doch auf Bibel TV schon vorher ein Interview mit ihm gesehen, das sehr ehrlich und aufrüttelnd war und ich finde seine Geschichte sehr ehrlich und auch mutmachend nicht von Gott und der Wahrheit abzulassen. Politische Gefangene gibt es auch heute in unserem Land und auch sie werden nicht besser behandelt als damals und auch heute findet keine Reue statt. Das sollte uns allen zu denken geben.