Matthias Thöns

 4,8 Sterne bei 11 Bewertungen

Lebenslauf

Matthias Thöns, geboren 1967 in Witten, ist Anästhesist und seit 1998 als niedergelassener Palliativmediziner tätig. Er ist stellvertretender Sprecher der Landesvertretung NRW der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und war Sachverständiger im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestags zur Sterbehilfe-Debatte. Sein Anliegen vertrat er u. a. bei Markus Lanz, im Spiegel und in der ZEIT.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Matthias Thöns

Cover des Buches Patient ohne Verfügung (ISBN: 9783492312196)

Patient ohne Verfügung

(10)
Erschienen am 02.10.2018
Cover des Buches Patient ohne Verfügung (ISBN: 9783844919677)

Patient ohne Verfügung

(1)
Erschienen am 09.11.2018

Neue Rezensionen zu Matthias Thöns

Cover des Buches Patient ohne Verfügung (ISBN: 9783492057769)
itwt69s avatar

Rezension zu "Patient ohne Verfügung" von Matthias Thöns

itwt69
unfassbare Zustände im Gesundheitswesen

Dieses Sachbuch ist verstörend und zuweilen schockierend - es herrschen unglaubliche Zustände im deutschen Gesundheitswesen. Eine Patientenverfügung ist leider nicht genug, es bedarf zusätzlich eines couragierten Menschen, der diese Wünsche gegenüber dem "Lebenserhaltungskartell" durchsetzt. Traurig, traurig... Allerdings geht die Argumentation doch zu sehr in eine Richtung, es gibt mit Sicherheit auch gegenteilige Beispiele - doch zum Aufrütteln ernorm wichtig. Ich werde mich nun noch eingehender mit dem Thema beschäftigen, obwohl ich vermeintlich noch zu jung bin - wobei man das eigentlich gar nicht sein kann.

Cover des Buches Patient ohne Verfügung (ISBN: 9783492057769)
M

Rezension zu "Patient ohne Verfügung" von Matthias Thöns

M.Lehmann-Pape
Erschreckend, wahr und aufrüttelnd für die eigene Vorsorge

Erschreckend, wahr und aufrüttelnd für die eigene Vorsorge

Sehr, sehr beruhigend ist es, was Thöns im Werk (eher nebenbei, was das eigentliche Thema angeht) über sein ureigenes Arbeitsfeld, die Palliativmedizin zu berichten vermag.
Dass zumindest eine hohe Chance besteht, am Ende der eigenen Tage ein „sanftes Sterben“ finden zu können.

Wenn da nicht, und davon kündet Thöns Seite für Seite, unterteilt in die „großen medizinischen Felder“ angesichts der Todesursachen, die Gewinnmaximierung im Zuge einer „Übertherapie“ einen dicken Strich durch die Rechnung eines einigermaßen friedvollen Sterbens oft machen würde.

Bestrahlung bei Krebs. Und das bei „Franzi“ nicht nur ohne Aussichten auf irgendeinen Erfolg, sondern auch noch in einem entfernten Klinikum statt im Krankenhaus „um die Ecke“. Ein Vorgang, bei dem Thöns reine Bestechung unterstellt. Zum Wohle der Abrechnung der Klinik, aber zu Lasten der sterbenskranken Patientin.

„Fatale ökonomische Anreize führen zu einer qualvollen Fehlversorgung“.

Wobei der Fall von „Günther“, der als bereits Verstorbener noch einen Tag an der Lungenmaschine „hing“ (der für 800 € natürlich auch abgerechnet wurde) sicher die makabere und nicht alltägliche „Spitze des Eisbergs“ darstellt, dennoch aber an diesem Fall die Grundtendenz sehr gut von Thöns aufgezeigt wird.

Oder die lapidare Äußerung am Bett eines Sterbenden durch einen Oberarzt:“ Hätten wir ihn doch gestern an die Beatmungsmaschine gehängt, wie hätten den Fall viel besser abrechnen können“.

Wobei Thöns nicht nur plakative Fälle und Äußerungen schildert, sondern sehr wohl auch in der Lage ist (du dies tut), die Summen zu benennen, um die es geht und an denen gerade Kliniken überaus gut verdienen.

Seien es (in der Wissenschaft inzwischen breit kritisch betrachtete) Herzkatheter und Stents, seien es Bestrahlungen bei schon mit Metastasen versehenen Krebserkrankungen (die als kaum mehr heilbar gelten), sei es Chemotherapie bis zum (bitteren) Ende (samt „Tagessatz“, den Thöns beziffert). Sei es die „Alternativlosigkeit“, die reinweg oft durch behandelnde Ärzte behauptet wird, was konkrete Behandlungen angeht, und die so einfach nicht stimmt.

„Der letzte Atemzug ist kein Grund zum Sterben“, die Feststellung Deutschlands als „OP-Weltmeister“ und als Land mit den meisten Intensiv-Betten, die „Wiederbelebung“ auch todkranker, hoffnungsloser Patienten durch notärztliche Maßnahmen, vor allem aber das „Darüber hinweg gehen“ was der Patient ausdrückt, was die Anverwandten wollen. Selbst wenn das nicht der Regelfall sein sollte (den Eindruck erweckt Thöns), sondern natürlich auch hervorgehobene Fälle, die im Buch versammelt sind, die Tendenz, die Thöns ruhig, sachlich und fundiert aufzeigt, ist nichts Anderes als massiv erschreckend.

Zwar ist bekannt, dass die letzten Lebensjahre aus Sicht der Krankenkassen die „teuersten Versicherungsjahre“ des Menschen darstellen, dass diese aber noch „ausgepresst werden“ bis auf den letzten Tropfen Blut und den letzten Euro, das braucht schon starke Nerven bei der Lektüre dieses Buches.

Aber dennoch ist die Lektüre wichtig, um für sich selber klare Bestimmungen zu verankern, klare Vereinbarungen zu treffen und die Alternative einer palliativen Versorgung im Kopf zu behalten (und zu nutzen).

„Mit diesem Buch möchte ich einen Beitrag leisten, unsern Blick wieder stärker auf den kranken Menschen zu richten“. Gegen die Paradoxien eines Gesundheitswesens, dass im Zuge von Abrechnungen, Leistungen und moderner Apparatemedizin gerade dieses Eigentliche aus dem Blick verliert.

Cover des Buches Patient ohne Verfügung (ISBN: 9783492057769)
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Rezension zu "Patient ohne Verfügung" von Matthias Thöns

WinfriedStanzick
Es geht um den mündigen Patienten



Das vorliegende Buch von Matthias Thöns, der schon seit langer Zeit über dieses Thema nachdenkt und als niedergelassener Palliativarzt vielfältige Erfahrungen damit gemacht hat,, ist ein weiterer großer Stein, der aus einer großen Mauer entfernt wird. Eine Mauer, über eine lange Zeit aufgebaut worden, die um den Tod herumgezogen wird. Eine Mauer, die den Tod tabuisiert und ins Anonyme von Sterbezimmern, Altenheimen und Krankenhäusern zwingt. In einer Gesellschaft, die das Junge preist, den Erfolg, die der Leistung und der Schönheit huldigt, hat der Tod keinen Platz.

Doch es gibt schon seit vielen Jahren eine Bewegung, die nicht nur in Büchern, sondern auch ganz praktisch in immer mehr Hospizen und den Gruppen, die sie tragen, haupt- und vor allen Dingen ehrenamtlich, versucht, eine Kultur zu etablieren, in der man über das Sterben und den Tod wieder reden und den Abschied leben lernen kann.

Das vorliegende Buch ist ein wichtiger Beitrag dazu. Mit großer Detailkenntnis schreibt Matthias Thöns vom „Geschäft mit dem Lebensende“, das mit „Patient(en) ohne Verfügung“ in den deutschen Kliniken gemacht wird.

Da geht es in verschiedenen Kapiteln in einem ersten Teil um die häufigsten Fälle, wo Leben sinnlos verlängert und das Leiden der Menschen nicht gelindert wird:

•    Lungenversagen
•    Chemotherapie ohne Wenn und Aber
•    Unnötige Operationen
•    Wehrlos im Wachkoma
•    Dialyse
•    Strahlentherapie
•    Künstliche Ernährung
u.a.

In einem zweiten Teil geht es um Alternativen bei Schmerzen, beim Notarztdienst, und in der Palliativversorgung.

Es geht um den mündigen Patienten. Zu dieser Mündigkeit will das Buch ermutigen. Deshalb hat Thöns auch im Anhang eine Patientenverfügung abgedruckt, die auf den neuesten rechtlichen Stand ist.

Es ist wichtiges Buch, das keinen unberührt lässt, der sein  eigenes Sterben und seinen Tod nicht immer noch mit Macht verdrängt (dann greift er wohl nicht zu diesem Buch). Ein Buch für Menschen, die für sich selbst und dann vielleicht auch im Gespräch mit denen, die ihnen lieb und wert sind, lernen wollen, sich in dieser Tabuzone freier zu bewegen Dazu will Matthias Thöns mit seinen Plädoyer gegen Übertherapie am Lebensende ermutigen. Er wäre sicher auch mit jenem Satz einverstanden, den Henning Scherf und Annelie Keil in ihrem gleichzeitig erschienenen Buch „Das letzte Tabu“ formulieren:
„Alles Leben ist endlich. Wir möchten Mut machen, sich darauf wieder zu besinnen. Gerade im Sterben, wenn wir unsere Verletzlichkeit besonders stark erfahren, brauchen wir Professionalität und Phantasie, Eigensinn und gegenseitigem Respekt, vor allem aber persönliche menschliche Zuwendung. Wenn wir Ängste und Sorgen gemeinsam annehmen, bleibt niemand ausgeschlossen; so kann eine Kultur der Menschlichkeit am Lebensende gelingen.“


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