Johanna Mondschild lebt und leidet fortwährend in der Psychatrie. Die Psychopharmaka setzen ihr zu, sie leidet an ihrer Passivität, die ihr zugewiesen wurde. Lichtblick und Leiden zugleich sind die Erinnerungen an ihre große Liebe, den Schriftsteller Fabrizio Le Carré, der wie kein anderer beobachten und die Welt in sich aufnehmen konnte.
Das Bändchen beginnt mit der ersten Begegnung von Johanna und Fabrizio an einem Brunnen im Herbst. Dieses Setting scheint genau so wenig zufällig, wie die sorgsam gewählten Worte: Der Brunnen wird in der Literaturgeschichte gemeinhin als Symbol der Weiblichkeit interpretiert, der Herbst steht im Kontrast zu der angedeuteten Jugend der beiden, deutet aber die Endlichkeit der Beziehung schon an. Eine Geschichte also, in der das Weibliche und die Endlichkeit der Beziehung im Vordergrund steht.
Das Paar findet sich und ihr Streben nach Leidenschaft wird Rechnung getragen, indem sie gemeinsam im Glockenturm der Stadt sind (Sinnbild für den Höhepunkt der Liebe?), und auch einen spontanen Ausflug nach Venedig, der Stadt der Liebe aber auch des Maskenballs. (An dieser Stelle wird Wert darauf gelegt, dass das Paar nur die Schönheit des Moments genießt, wobei ein Maskenball zweifelsohne noch einen Spannungsmoment hinzugefügt hätte.)
Dem körperlichen Trieb des Paares wird zahlreich Rechnung getragen, von Lust ist häufig die Rede. Hierbei verlässt der Autor jedoch den sprachlichen gehobenen Gestus. Findet man sonst zahlreiche Metaphern und Fremdwörter, werden weibliche Geschlechtsteile hier nun "Titten" und "Möse" genannt. Dieser Bruch im Gestus hat wohlmöglich den Sinn, die Triebe in ihrer Brutalität auch sprachlich hervorzuheben, es stört das sprachliche Gesamtbild aber empfindlich, weil die Intimität, Feinsinnigkeit und Vertrautheit des Paares in der Wortwahl es nicht in die Sexualität schafft. Obgleich die Sprache in dem Band ansonsten relativ zeitlos ist und auch über eine vergangene Liebe erzählt, werden hier aber auch aktuelle (Schimpf?-)Wörter für die Sexualität gebraucht, es ist gewissermaßen ein Bruch in der Erzählung.
Die Liebe scheitert, als der gemeinsame Neuanfang des Paares geplant wird, der Mann erscheint nicht zur Überfahrt in die "Neue Welt" und statt einer gemeinsamen neuen Welt stürzt Johanna in die Verzweiflung und einen Selbstmordversuch, da Fabrizio nicht auffindbar ist und sich außer Johanna keiner an ihn zu erinnern scheint.
Johanna ist keine zuverlässige Erzählerin, da sie selbst an ihren Erinnerungen zweifelt und umso beharrlicher daran festhält und so kann sich der Leser nicht sicher sein, ob es tatsächlich ein "Happy Ending" ist, als Fabrizio am Ende genau so in der Psychatrie erscheint, mit allen Details, wie Johanna es zuvor erträumte. Denn woher sollte er ihren Aufenthaltsort wissen, wie hätte sie seine Kleidung vorausahnen sollen, weshalb die jahrzehntelange Pause?
Ich bewundere die sprachliche Kraft, mit der Matthias Wald die Geschichte erzählt hat, welche eine Szenerie sehr klar und präzise ausgestaltete und doch Raum für die eigene Fantasie ließ. Den Bruch, der in der Beschreibung der Sexualität entstand, empfand ich enorm als störend, es passte für mich weder zu der Inszenierung von Johanna als eigentlich kluger und wortgewandter Frau, noch zu dem Bild des feinsinnigen Schriftstellers, der auch um jedes Wort ringt. Die Geschichte ist obendrein recht zeitlos: Johanna studiert, es kann also nach 1900 spielen und erzählt die Jugend der Zeit. Umso mehr ärgern mich die Kraftausdrücke, die doch eher die Bezeichnungen unserer aktuellen Zeit sind. Hierbei muss ich allerdings betonen, dass ich die -mitunter auch explizite- Darstellung der Sexualität des Paares befürworte, sie ist ein wesentliches Element der Liebesgeschichte, ich kritisiere hierbei lediglich die Wortwahl, zumal die Geschichte gerade in den Formulierungen ihre Stärke hat.
Matthias Wald
Lebenslauf
Alle Bücher von Matthias Wald
Die Zeugin der Schönheit
Der Dichter und der gefallene Engel: ein poetischer Liebesroman
Husserls Suche
Neue Rezensionen zu Matthias Wald
Beschreibung:
Nichts war ihr wertvoller als ihre Liebe zu einem Schriftsteller, kein Mensch hat sie mehr geprägt als er. Doch gab es diesen Schriftsteller Fabrizio Le Carré wirklich oder hat sie ihn sich nur erträumt?
Das behaupten jedenfalls die Ärzte und Pfleger in der Psychiatrie, in der Johanna Mondschild lebt.
Bis es eines Tages an der Tür klopft...
Meine Meinung:
Ich bin ein bisschen zwiegespalten. Der Roman und die Idee an sich, sind nicht schlecht, aber man hätte noch mehr daraus machen können.
Der Autor beschreibt die Geschichte einer Frau, sie sich unsterblich verliebt hat und alles für diese Liebe gibt. Während sie sich ganz ihren Gefühlen hingibt und das Paar gemeinsame Pläne schmiedet, schwebt sie auf Wolke 7. Das Leben scheint perfekt für sie zu sein. Sie erlebt alles viel intensiver und lebt ganz für ihre Liebe.
Als die Liebe enttäuschend für sie endet, wird sie vor lauter Kummer und Gram in die Psychiatrie eingeliefert. Dort wird ihr klargemacht, dass dieser Mann nie existiert hat und sie verrückt sei.
Gegen Ende des Buches wird dies noch aufgeklärt.
Fazit:
Ein netter Kurzroman für zwischendurch, der durchaus anregt, dass man das Leben genießen sollte. Wer auf sinnliche Romane steht, ist hier genau richtig.
Gespräche aus der Community
ich möchte euch sehr gerne zu einer Leserunde meiner romantischen Liebesgeschichte "Die Zeugin der Schönheit" einladen.
Im Mittelpunkt meiner kurzen und leidenschaftlichen Geschichte steht die 85-jährige Patientin der Psychiatrie namens Johanna Mondschild, die ihre Erinnerungen im Hinblick auf ihre einzige, wahre Liebe niederschreiben möchte: Fabrizio Le Carré.
Aber gab es diesen jungen und weisen Schriftsteller wirklich oder hat sie sich das alles nur erträumt?
Ist Johanna verrückt?
Denn das behaupten zumindest die Ärzte und Pfleger der Psychiatrie.
Aber Johanna lässt nicht locker und reiht Wort für Wort hintereinander, "um eine Geschichte aufzuschreiben, ungeachtet dessen, ob es sie gab oder nicht."
Es beginnt eine dramatische, poetische und sehr schöne Erzählung, um große, philosophische Fragen und wunderbar einfühlsam erzählt.
Verlost werden insgesamt 25 Bücher, davon 5 in gedruckter Version und 20 als ebook.
Mitmachen kann jeder, der romantische Liebesgeschichten mag und folgende Frage bis zum 17.2.2018 beantwortet:
Was war der romantischste Moment in eurem Leben?
Antworten am besten per Email an matthiaswald@yahoo.com.
Die Antworten bleiben auf Wunsch des Bewerbers unveröffentlicht.
Im Gewinnfall verpflichtet ihr euch zu zu einer aktiven Teilnahme an der Leserunde und zu Abgabe einer ehrlichen Rezension auf amazon.de und lovelybooks.
Ich werde an der Leserunde selbst teilnehmen und beantworte gerne all eure Fragen. Ich denke, wir werden sehr viel Spaß miteinander haben.
Und nun, würde ich sagen, geht es los: "Ich sah ihn zum ersten Mal, im Herbst muss es gewesen sein, am Brunnen..."
Herzlichst,
eurer Matthias Wald
Zusätzliche Informationen
Matthias Wald wurde am 23. November 0187 in Garmisch-Partenkirchen (Deutschland) geboren.
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