Matthias Zimmer

 5 Sterne bei 2 Bewertungen
Autor*in von Calixt, Morandus und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Matthias Zimmer, Prof. Dr., geb. 1961, ist habilitierter Politikwissenschaftler und Honorarprofessor an der Universität zu Köln. Er ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages und stellvertretender Bundesvorsitzender der CDA, der Sozialausschüsse in der CDU.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Matthias Zimmer

Cover des Buches Calixt (ISBN: 9783949774164)

Calixt

 (1)
Erschienen am 14.04.2023
Cover des Buches Morandus (ISBN: 9783945400890)

Morandus

 (1)
Erschienen am 12.05.2021
Cover des Buches Alte Werte in neuer Zeit (ISBN: 9783939816768)

Alte Werte in neuer Zeit

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Erschienen am 10.03.2021
Cover des Buches Am Rande der Politik (ISBN: 9783945400302)

Am Rande der Politik

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Erschienen am 23.09.2016
Cover des Buches Der tote Bundestagsabgeordnete (ISBN: 9783963200663)

Der tote Bundestagsabgeordnete

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Erschienen am 01.12.2022
Cover des Buches Grundsätzlich Christlich-Sozial (ISBN: 9783451394126)

Grundsätzlich Christlich-Sozial

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Erschienen am 15.05.2023
Cover des Buches Person und Ordnung (ISBN: 9783451399848)

Person und Ordnung

 (0)
Erschienen am 17.02.2020

Neue Rezensionen zu Matthias Zimmer

Cover des Buches Calixt (ISBN: 9783949774164)
Sigismunds avatar

Rezension zu "Calixt" von Matthias Zimmer

Beitrag zur innerdeutschen Ost-West-Diskussion
Sigismundvor einem Jahr

REZENSION - Nach einer Reihe politischer Sachbücher erschien 2021 mit „Morandus“ der erste Roman des Politikwissenschaftlers Matthias Zimmer (62), in dem er sich populärwissenschaftlich mit der Zeit des Nationalsozialismus befasste. Jetzt folgte im April, ebenfalls in der Edition Faust erschienen, sein wiederum beeindruckender zweiter Roman „Calixt“. Darin geht es um die unterschiedlichen Sichtweisen der Deutschen in Ost und West über die DDR sowie die Problematik der „Wiedervereinigung“ – in Ostdeutschland mehrheitlich „Wende“ genannt – und deren gesellschaftliche Folgen. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Publikationen ist es Zimmer auch in diesem Roman wieder möglich, neben sachlicher Argumentation und Fakten auch emotionale Aspekte in die Betrachtung einfließen zu lassen, die bei der Diskussion dieser Thematik nicht unwichtig sind.

Die Protagonisten in Zimmers Geschichte sind der inzwischen verstorbene, international angesehene DDR-Historiker Rudolf Herzberg und seine Ehefrau Rita als Vertreter der Gründergeneration sowie beider Sohn Franco, der nach seiner Flucht 1988 jetzt als Gymnasiallehrer im Westen lebt, und die nach wie vor in Thüringen lebende und politisch bei den Linken aktive Tochter Rosa. Der Autor lässt uns anhand ihrer und weiterer Biografien sowohl in die Anfangsjahre der DDR zurückkehren als auch die gesellschaftspolitische Gegenwart der östlichen Bundesländer erleben. Dabei ist es diese fast unbarmherzig wirkende Gegenüberstellung so verschiedener bis gegensätzlicher Sichtweisen der Protagonisten, die die Lektüre des Romans „Calixt“ äußerst faszinierend und spannend macht.

Francos Eltern waren überzeugte Sozialisten: Mutter Rita hatte die Schrecken des KZ Ravensbrück durchleben müssen. Als Opfer des Faschismus stand für sie fest: „Sozialismus oder Barbarei“. Der katholisch erzogene Vater hatte sich nach dem Krieg von der Kirche abgewandt: „Wo die Kirche die Bestien der Menschheit nicht zurückhalten kann, kann es vielleicht der Sozialismus.“ Als Historiker war er in der DDR nie politisch aktiv, eher ein „Sozialist aus Vernunft“. In seinen Gesprächen mit dem Todesengel Esra – der intellektuell interessanteste Teil des Romans, aber in Summe doch zu ausschweifend – gibt Historiker Rudolf Herzberg rückblickend aber zu, im Laufe der DDR-Geschichte die Wahrheit geschönt zu haben: „Wahrheit ist relativ zu der Situation, in der man sich befindet.“ Den Sozialismus hatte er als Bollwerk gegen den Faschismus gesehen. Diesen zu verhindern „war oberstes Gebot, damit konnte auch der Zweck die Mittel heiligen“, verteidigt er sich im Zweigespräch mit Esra, der ihm vorwirft, sich selbst belogen zu haben.

Mögen auch viele Argumente, die Matthias Zimmer in seinem Roman verarbeitet, einzeln betrachtet nicht neu sein, macht allerdings deren geballte Gegenüberstellung – der durchaus verschiedenartige Rückblick der Ostdeutschen auf ihr Alltagsleben in der DDR und der leider oft einseitige Blick vieler Westdeutscher – den Roman zu einer interessanten Lektüre, die auch nach der letzten Seite des Buches noch nachwirkt. So hätten viele Ostdeutsche mit ihrem Ruf „Die Mauer muss weg“ nicht zwangsläufig die Vereinnahmung ihrer Heimat durch den Westen als Kolonie „Fünfneuland“ erleben wollen, heißt es im Buch, sondern hofften auf einen neuen Sozialismus, „der aus sich selbst heraus leben sollte“. Sie sahen im Ende der DDR nicht automatisch die Vereinnahmung durch den Westen, sondern eine „Chance für eine neue Utopie, die sich nicht mehr durch den Antifaschismus legitimierte“.

Nach Abwägung aller Argumente lässt Autor Matthias Zimmer seinen 1988 aus der DDR geflohenen Franco feststellen: „Ich habe heute mehr Verständnis für die unterschiedlichen Wege, die Menschen gegangen sind, für die unterschiedlichen Biografien. Und ich habe Respekt vor den Lebensleistungen, für das Hierbleiben [in der DDR] unter schwierigen Bedingungen.“ Der Roman „Calixt“ kann zu noch besserem Verständnis zwischen Menschen in Ost und West beitragen, zum Verständnis der unterschiedlichen Beweggründe und Zwänge des individuellen Handelns, und dabei helfen, die in den Köpfen vieler Westdeutscher nach über 30 Jahren noch immer bestehende Mauer zwischen West und Ost endgültig abzubauen. 

Cover des Buches Morandus (ISBN: 9783945400890)
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Rezension zu "Morandus" von Matthias Zimmer

Lesenswerter Debütroman über den Umgang mit Erinnerungen
Sigismundvor 3 Jahren

REZENSION – Mit seinem Roman „Morandus“, bereits 2021 in der Edition Faust erschienen, ist dem Autor Matthias Zimmer (60), der sich als Politikwissenschaftler, Hochschullehrer und langjähriger Bundestagsabgeordneter bislang auf politische Sachbücher beschränkt hatte, ein beeindruckendes erzählerisches Debüt gelungen. Dieses für ihn riskante Wagnis ging er nach eigener Aussage deshalb ein, „dass man manche Dinge erzählen muss, weil sie für eine wissenschaftliche Arbeit zu kompliziert sind“. Das Risiko hat sich gelohnt: Sein Roman, hauptsächlich die Schilderung eines Gesprächs zweier alt gewordener Freunde, gleicht einem ruhigen Kammerspiel. Doch obwohl die Handlung ohne Dramatik auskommt, baut sich in diesem klugen Gespräch und somit im Roman eine Spannung auf, die fasziniert und eine Unterbrechung der Lektüre fast verbietet.

Protagonist des Romans ist der 60-jährige deutsche Bauunternehmer Ernst Fuchs, der wenige Jahre nach Kriegsende aus dem heimatlichen Harz nach Kanada ausgewandert ist, um ein „neues Leben“ anzufangen. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie seines langjährigen Freundes Landau, der als Jude frühzeitig seine Heimatstadt Wien verlassen musste, erzählt Funk aus seinen Kinder- und Jugendjahren, über seinen vom Nationalsozialismus begeisterten Vater und seine katholische Mutter, seine nach anfänglicher Jungvolk-Begeisterung aufkommenden Zweifel, hervorgerufen durch seinen aus dem Elsass stammenden Priester Birrenbach, der Funk nach dem Heiligen seines Geburtstages „Morandus“ nennt und den Gymnasiasten in die französische Literatur und Sprache einführt. Als der 14-Jährige in den Sommerferien Birrenbachs französische Nichte Michelle kennenlernt und sich zwei Jahre später in sie verliebt, erkennt er den Unsinn der Nazi-Propaganda über den angeblichen Erzfeind Frankreich. Mit diesen Zweifeln wird Funk als 19-jähriger Abiturient zum Kriegsdienst eingezogen und in der Normandie, Michelles Heimat, eingesetzt, wo er sich häufig mit ihr trifft.

„Ob man vor seiner Vergangenheit fliehen kann? Konnte man ein anderer werden, sich neu definieren? Alles beiseite räumen und von vorne anfangen?“ Für Autor Matthias Zimmer ist Funks Auswanderung nach Kanada eine Flucht vor sich selbst, eine Verdrängung des Erlebten: „Es lebt sich einfacher in einer Lüge. Es lebt sich einfacher in Täuschung und Verdrängung.“ So scheint Funks Leben in Jugendjahren recht problemlos verlaufen zu sein, wie wir anfangs aus seinem Bericht hören. Erst später, nach intensiver Beschäftigung mit seinen Erinnerungen, kommt er zur Erkenntnis: „Ich muss mich auch diesem Teil meiner Geschichte stellen, sonst bleibt sie unvollständig.“ Jetzt erzählt Funk endlich, was er verdrängen und vergessen wollte, als könne er es dadurch ungeschehen machen. Auch Funks Freund Landau stellt als Historiker fest: „Ich bin meine Vergangenheit. Ich bestehe in und aus meiner Erinnerung.“ Erst nachdem Funk seine Erinnerungen akzeptiert, seine Vergangenheit im Gespräch mit Landau verarbeitet hat, ist es ihm möglich, noch einmal nach Deutschland und Frankreich zu reisen, um die Orte früheren Geschehens zu besuchen und seine Vergangenheit abzuschließen.

„Morandus“ ist ein lebendig und stilistisch hervorragend geschriebener, in gewisser Weise spannender Roman, der sich leicht lesen lässt. Dennoch behandelt das Buch ein ernstes Thema, das nicht ohne Grund vor allem die Jugend in den 1960er und 1970er Jahren zu teils heftigen Auseinandersetzungen mit Vätern und Großvätern trieb: Wo warst du damals? Hast du dich schuldig gemacht? Viele Väter haben damals geschwiegen – aus Scham, aus Verzweiflung, aus Hilfslosigkeit, um zu verdrängen, zu vergessen.

Autor Matthias Zimmer gelingt es mit seinem lesenswerten Romandebüt, diese nur scheinbar veralteten, doch für jeden Menschen wichtige Frage nach dem Umgang mit der eigenen Vergangenheit im Gespräch zweier alter Freunde auf beeindruckende Weise zeitgemäß und empathisch zu behandeln – mit der stets gültigen Erkenntnis: „Die Vergangenheit vergeht nicht. Sie bleibt des Menschen Wegbegleiter, manchmal auch sein Fluch.“ Aufgelockert wird das ernste Thema des Romans durch die einfühlsame Geschichte einer einst durch Krieg tragisch unvollendeten Liebe, die fast vier Jahrzehnte später auf überraschende Weise doch noch eine romantische und glückliche Wendung erfährt. Erst jetzt ist Ernst Funk mit sich im Reinen und kann wirklich ein neues Leben beginnen.


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