Rezension zu "Von Mr. Holmes zu Sherlock" von Mattias Boström
Ich kann mich den überaus positiven Bewertungen nicht anschließen. Ich lese viel, wirklich viel. Bis zu 100 Bücher pro Jahr. Aber so etwas ist mir vorher noch nicht untergekommen. Wie kann man so viel schreiben, ohne irgendwas zu sagen. Beeindruckend. Die Informationen hätten für vielleicht hundert Seiten gereicht. Boström hat es aufgebläht auf 600 Seiten. Wahnsinn. Eine Aneinanderreihung von Banalitäten und Trivialitäten.
Es ist ein Reportage- oder Feature-Schreibstil, bei dem alles in Prosa ertränkt wird. Und damit das funktioniert, muss auch reichlich Fantasie benutzt werden. Genau das will ich in einem Sachbuch aber nicht. Boström weiß das natürlich und hat deswegen eine äußerst seltsame Variante des Anmerkungsapparates verwendet. Er arbeitet ohne Fuß- oder Endnoten, sondern hat ans Ende des Buches die Verweise gepackt, bei denen man sich dann raussuchen muss, wozu diese wohl gehören mögen. Klar, sonst würde man ja auch merken oder nachlesen können, dass die Hälfte ausgedacht ist, um einen schönen Prosatext zu basteln.
Vielleicht ist das ja aber auch der Witz am Buch, dass man in all dem Drumherum, die wahren Informationen suchen muss. So wird man wenigstens selbst zum Holmes.
Natürlich gibt es einige sehr interessante Informationen. Boström ist ein profunder Kenner, der auch noch herausragende Recherche betrieben hat. Aber ich möchte in einem Sachbuch nicht die Informationen zwischen den Romananteilen sondieren müssen. Da gibt es dann doch genügend andere und somit auch bessere Sekundärliteratur zu Holmes und Conan Doyle.