Achtung, Trigger-Warnung: In diesem Buch geht es um Mord, Selbstmord, unterlassene Hilfeleistung, fahrlässige Tötung, sexualisierte Gewalt, Körperverletzung, Erniedrigung, seelische Grausamkeit, Kreißsaalgewalt, Missbrauch Minderjähriger und Schutzbefohlener und viele weitere üble Themen.
Wie die Kennedy-Familie funktioniert, kann man schon gut in der BBC-Reihe "The Kennedys" sehen. Maureen Callahan konzentriert sich aber in ihrem Buch darauf, wie dieser Clan Frauen behandelt und zwar sowohl innerhalb der Familie als auch außerhalb. Sie erlaubt sich dabei eine gewisse "künstlerische Freiheit", deshalb darf man wohl nicht alles für bare Münze nehmen. Und das ist auch die Schwäche dieses Buches. Trotzdem ist es sehr lesenswert.
Über Marilyn Monroe z.B. habe ich im Laufe der letzten Jahrzehnte sehr viele Dokus gesehen und Bücher gelesen. Deshalb kann ich in diesem Fall bestätigen, dass die Autorin sich hier nichts (Neues) ausgedacht hat. Im Gegenteil, da gibt es so einige Zeugenaussagen und Indizien, die sie entweder nicht kennt oder die sie sogar ignoriert. Und diese belegen eindeutig, dass die Kennedys beim Tod von Marilyn Monroe eine wesentliche Rolle gespielt haben und dass es kein Unfall und schon gar kein Selbstmord, sondern mindestens Todschlag, aber sehr wahrscheinlich sogar Mord war. Man wird es hoffentlich in 14 Jahren erfahren, wenn "Box 39" endlich geöffnet werden darf. Ich habe ja noch nie verstanden, warum solche Informationen über Jahrzehnte unter Verschluss bleiben dürfen.
Der Kennedy-Clan, das ist das totale Patriarchat und toxische Maskulinität in Reinform, sehr mächtig und durchorganisiert. Sie sind stolze Anhänger des Katholizismus. Frauen haben zu gehorchen, sie sollen stets verfügbar sein, vor allem sexuell. Da ist es auch egal, ob es um die Schulfreundinnen der eigenen Tochter geht, um Angestellte oder 14-jährige Babysitter. Wird eine schwanger, schickt man sie zur Abtreibung. Sehr katholisch, muss ich schon sagen. Ist der Bruder, Kollege oder Kumpel zu angespannt, schickt man die Geliebte hin, damit sie schnell Abhilfe schafft. Es ist alles so ekelhaft. Die geborenen Kennedy-Frauen allerdings müssen genau das Gegenteil tun: Sie sollen sich stets tadellos verhalten und bis zur Ehe Jungfrau bleiben. Zusammengefasst: Frauen haben den Männern jederzeit zu dienen, vor allem als Sündenbock. Wenn ein Kennedy-Mann einen Schaden verursacht, wird das vertuscht oder es werden Strippen gezogen oder die Sache wird mit Geld geregelt. Und es geht immer nur um die Macht und das Ansehen der Familie. Niemals geht es um die Opfer. Im Gegenteil: Opfer werden der Presse gnadenlos ausgeliefert. Erst werden sie missbraucht, dann noch öffentlich mit Dreck beworfen.
Das Buch macht wütend, aber Wut ist gut. Sie macht uns stark und aktiv. Schaffen wir endlich das Patriarchat ab!