Maureen Reitinger

 4,5 Sterne bei 2 Bewertungen
Autor*in von Mut.

Lebenslauf

(she/her), 1979 in Wien geboren, lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich, HTL-Abschluss in Betriebsmanagement & Produktionstechnik. Jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit bei der Caritas und VinziPort. Feministin. Mutter. Großmutter. Leidenschaft für Kunst und Kultur, Kommunikation und Menschen. Absolviert gerade das Psychotherapeutische Propädeutikum.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Maureen Reitinger

Cover des Buches Mut (ISBN: 9783218014540)

Mut

(2)
Erschienen am 21.05.2025

Neue Rezensionen zu Maureen Reitinger

Cover des Buches Mut (ISBN: 9783218014540)
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Rezension zu "Mut" von Maureen Reitinger

nessabo
Kurzer, aber schöner Essay mit wohltuenden Impulsen

Ich mag die übermorgen-Reihe sowieso sehr gerne und schätze sie für ihre prägnante Kürze ebenso wie für die oft bereichernden Impulse. Auch „Mut“ hat mir gut gefallen, obwohl ich den Text schon wirklich sehr kurz fand. Die Kapitel umfassen teilweise nur 3 Seiten, was zwar einen sehr guten Lesefluss erzeugt, aber manchmal auch ein wenig Tiefe vermissen lässt.

Andererseits fand ich wirklich einige Gedanken Reitingers sehr spannend. Wie sie Mut als Konzept neu definiert ist so simpel wie hilfreich. Sie hebt das sagenumwobene Wort vom Individuellen ins Gesellschaftliche und fragt, wie ein tägliches Existieren in einem von Ismen durchzogenen System nicht mutig sein kann und Mut stattdessen nur mit Extremsportarten oder einschneidenden Lebensveränderungen in Verbindung gebracht wird.

Diese Vergesellschaftlichung finde ich ganz toll, wird doch alles gerade immer weiter individualisiert und damit auch isoliert. Die Symbiose des Grauens - bestehend aus Kapitalismus, Patriarchat und Rassismus - zwingt uns in einen stetigen Wettbewerb zueinander, wo gelebte Solidarität doch so viel angebrachter wäre.

Im Anschluss daran wird die Autorin aber auch sehr persönlich und erzählt von ihren eigenen Mutschritten als mehrgewichtige Person in einer Welt, die durch und durch fettfeindlich ist. Diese Erzählungen halte ich für nicht weniger als mutig und wünschte gleichzeitig, sie müssten es nicht sein. Ich bin (noch) nicht selbst von Fettfeindlichkeit betroffen und trotzdem haben mich die Geschichten emotional bewegt.

Deshalb denke ich, dass dieser gut lesbare, zugängliche Text eine absolute Wohltat für alle Menschen sein kann, deren Körper innerhalb unserer Gesellschaft diskriminiert werden. Er verändert unser eigenes Denken über Mut hin zu einem viel alltäglicheren, in welchem tagtägliches Existieren und Sichtbarsein der widerständige Akt an sich ist. Es hätte für mich durchaus auch noch detaillierter sein können, aber ich würde die Lektüre auf jeden Fall empfehlen - vor allem Menschen, die sich gern neue Impulse holen und keine komplett vorgefertigte Lösung suchen.

Cover des Buches Mut (ISBN: 9783218014540)
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Rezension zu "Mut" von Maureen Reitinger

MsWatson
Lesenswert 30000!!!

Habt ihr euch schon mal gefragt, was Mut eigentlich ist? Wir schauen immer nur auf diejenigen, die von Klippen springen, sich aus Flugzeugen stürzen oder so was ähnliches. Und dabei vergessen wir hinzuschauen - auf die kleinen und großen Momente des Alltags, in denen es Mut braucht. Ich hätte mich niemals als mutige Frau bezeichnet. Nach dem Buch mache ich das auf alle Fälle.


Wieso? Weil Maureen Reitingers mit ihrem Essay „Mut“ ihren Leser:innen einen erweiterten Blick auf das schenkt, was Mut in unserer heutigen Gesellschaft bedeutet. Sie setzt sich auf vielschichtige, kluge und tief berührende Weise mit einem Begriff auseinander, der uns oft nur in seiner spektakulären, heldenhaften Form begegnet. Doch Reitinger geht es um etwas anderes – um den leisen, alltäglichen, manchmal kaum sichtbaren Mut, der in einem „Ich versuche es morgen nochmal“ genauso steckt wie im Nein-Sagen, im Sich-Zeigen oder im sich verletzbar zeigen.

Diese Seiten sind persönlich, klar und mit einem wirklich guten erzählerischem Gespür geschrieben. Die Analyse unserer patriarchal geprägten Vorstellungen von Mut ist sehr spannend: Denn Mut, so legt sie dar, wird in unserer leistungsorientierten Gesellschaft oft mit Durchhaltevermögen, Stärke, Härte und einer Form von äußerem Erfolg gleichgesetzt. Doch was, wenn Mut darin besteht, sich Schwäche zuzugestehen? Hilfe zu holen? Für sich selbst einzustehen, auch wenn es unbequem ist?

Der Essay lebt von dieser Perspektivverschiebung und von ihren eigenen Erlebnissen, die sie immer wieder einbringt. Er stellt die „Held:innen des Alltags“ in den Mittelpunkt – Menschen, die sich durch schwierige Lebenslagen kämpfen, die immer wieder für Gerechtigkeit einstehen, die sich nicht beugen lassen. Reitinger schreibt dabei ohne Pathos, aber mit großer Empathie. Ihr Stil ist zugänglich und doch tiefgründig, sie findet Worte, die einen berühren. Dabei bleibt sie stets auf Augenhöhe mit ihren Leser:innen, nie belehrend, immer einladend, mitzufühlen und mitzudenken. Und das kann sie wirklich sehr gut. 

Besonders stark ist das Buch dort, wo es unsere gesellschaftlichen Strukturen infrage stellt: Wer bekommt Applaus für seinen Mut? Und wem wird Mut überhaupt abgesprochen? Wer kann es sich leisten, mutig zu sein – und was hat das mit Privilegien zu tun? Reitinger schreibt feministisch, gesellschaftskritisch, aber nie dogmatisch. Sie setzt Impulse, bietet Denkanstöße und lässt Raum zur eigenen Reflexion. “Mut” ist persönlich, präzise und anregend. Es richtet sich an alle, die den Begriff von Mut für sich neu entdecken wollen. An jene, die vielleicht selbst gerade am Straucheln sind und spüren möchten, dass schon das Aufstehen am Morgen ein mutiger Akt sein kann.

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