Maurice Keen (Jahrgang 1933) lehrte als Professor für Geschichte an Balliol College in Oxford. Seine Monographie über Geschichte und Kultur des Rittertums legt ihren Ausgangs- und Schwerpunkt auf die literaturhistorischen Quellen der Rittertums, also auf diejenigen Schriften, die seit dem 10./11. Jh. vermehrt den Typus des ehrenvollen und frommen, jedoch am Kriegsdienst beteiligten Ritter als Ideal schufen. Parallel hierzu entstand eine rege Legendenbildung um König Arthus und seine Tafelritter. Die Ursache für die Formierung des Ritterstandes sieht Keen also darin begründet, dass im Hochmittelalter eine zunehmende Ideenbildung zugunsten dieses „edlen Ritters“ einsetzt, verbunden mit christlicher Askese und genealogischer Verklärung. Der beginnende Ritterkult durchdrang alle Literaturgattungen, wurde elementarer Bestandteil der Troubadour-Kultur und erlangte im weltlichen Bereich schließlich entscheidende Umsetzung mit der Erhebung der Ritter in den Ritterstand, dem untersten Rang des „Adels“, die sich durch Steuer- und Abgabenfreiheit auszeichnete (quasi als Verdienst für Waffengang und Teilnahme an den Kreuzzügen, die seit dem Hochmittelalter einsetzten). Mit dieser Anerkennung als sozialen Stand nahm das Rittertum soziokulturell klare Züge an: Vererbung, klare Regelungen zur Erlangung der Ritterschaft, Schwertleite, Wappen, Turnier. Keen geht im Besonderen auf die Kultur des Turniers und der Schwertleite ein, untermauert seine Erörterungen mit Textvergleichen und ähnlichem. – Sein Schwerpunkt auf der Literaturwissenschaft war für mich (mein Hauptinteresse lag einzig auf historischen Fakten) an mancher Stelle ermüdend und ich habe ehrlicherweise weitergeblättert. Alles in Allem, wenn man kapitelweise auslässt und nur das liest, was einen persönlich interessiert, eine gute Einführung in das Rittertum.
Rezension zu "Das Rittertum" von Maurice Keen