Maurice Maggi, unter anderem gelernter Landschaftsgärtner, Koch, Autor und Guerillagärtner kocht am liebsten saisonal, regional und vegetarische Gerichte und nutzt hierfür gerne urbane Pflanzen und alte, in Vergessenheit geratene Gemüse, die unbehandelt, unverfälscht, frisch und mit einem höheren Anteil an Bitterstoffen hochwertiger sind, als industriell erzeugte Massenware.
Nach Tipps zum Sammeln und Zubereiten dieser ursprünglichen Pflanzen finden sich in diesem Buch nach Jahreszeiten gegliedert ungefähr 70 Rezepte, jeweils für 4 -5 Personen ausgelegt. Bis auf einzelne Ausnahmen sind die Rezepte vegetarisch, wobei mir sehr gut gefällt, dass es sich um eigenständige Rezepte und nicht um das Nachahmen eines Fleischproduktes handelt – also keine vergetarischen Burger oder andere Mimikry-Speisekreationen. Die Rezepte finde ich ausgesprochen ansprechend und fernab der üblichen Vorschläge. Die Erläuterungen sind leicht verständlich, gut nachbereitbar; zu den Rezepten gibt es schöne Fotos und jede Menge Tipps sowie Variationsmöglichkeiten.
Ausgesprochen gut gefallen mir auch die den Jahreszeiten zugeordneten Pflanzen- portraits, die nicht nur den Steckbrief, sondern auch Verwendungsmöglichkeiten und weiteres Wissenswertes enthalten. Jede Jahreszeit ist so wunderbar abgerundet, auch, weil die Übersicht zeigt, welche Pflanzen man aktuell sammeln und verarbeiten kann. Einige der Rezepte, die mich besonders ansprechen sind: Löwenzahnsalat mit Tortilla, Brennesselkugeln mit japanischem Knöterich und Kümmelöl, Holunderblütenwein, Schlüsselblumenessig, Holunderblüten in Bierteig mit Rhabarberkompott und Azukibohnen-Sesam-Bällchen, Käsesoufflé mit Pistazien und Safran auf Sauerkleepesto, Dreierlei von Bohnen mit Löwenzahnwurzel-Basilikum-Sauce, Lindenblüten-Goldmelissen-Gelee mit Avocado-Frucht-Salat, Aufgesetzten mit grünen Lärchen- zapfen, Bodenrübenflan mit Mönchsbart und Farinata di ceci oder Monte Bianco mit Aronia-Berberitzen-Orangen-Salat.
Der Autor lebt den Gedanken des Guerillagardening samt des Kochens mit geernteten Zutaten; beim Lesen des Buches wirkt dieses wie ein Gesamtkunstwerk, dass durch sehr viele perönliche Fotos des Autors dokumentiert wird – seien es Fotos von kleinen grünen Inseln mit essbaren Pflanzen in der Großstadt, Kochen und essen mit Freunden, auch direkt an der Autobahn – eben Fotos von Natur und Happenings. Die Fotos finde ich durchaus reizvoll, jedoch hätte ich durchaus einige von ihnen eingetauscht gegen weitere dieser ausgefallenen, tollen Rezepte.
Insgesamt handelt es sich bei „Essbare Stadt“ um ein alternatives, wunderschön gestaltetes, hochwertiges und kreatives Koch- und Sammelbuch, das schon beim Durchblättern zu begeistern vermag und neben zahlreichen Informationen und Tipps jede Menge anspruchsvolle und spannende Rezepte bietet.
Maurice Maggi
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Maurice Maggi
Einfache Vielfalt
Essbare Stadt
Suppe – eine Liebeserklärung
Neue Rezensionen zu Maurice Maggi
Auf den ersten Blick sieht dieses mit Stoff gebundene Buch gar nicht wie ein Kochbuch aus. Aber es überrascht nicht nur äußerlich, auch das Innenleben ist so wundervoll anders wie die üblichen Kochenbücher.
„Einfache Vielfalt“ nimmt zehn Lebensmittel genauer ins Visier und stellt uns doch eine sehr umfangreiche Rezeptesammlung zur Verfügung. Einfaches kochen wie früher steht hier im Vordergrund, alles verwerten und ein schmackhaftes Gericht auf den Teller bringen. Ausgelegt sind die Rezepte übrigens für vier reichlich gefüllte Teller.
Los geht es mit der Kartoffel. Ofenkartoffeln, Gratin, Rösti, Puffer, Salat, Gebäck… die Vielfalt ist groß und erstaunt, wie vielfältig doch diese tolle Knolle ist.
Es folgt das Ei welches nicht nur pochiert oder gefüllt unsere Geschmacksnerven anregen möchte, es kann noch viel mehr. Omlett, Likör, Köpfchen.. tolle Ideen.
Auch die scharfe Zwiebel mit ihren ätherischen Ölen hat sich einen Platz in diesem Kochbuch erobert. Schälen muss man sie, aber dann kann man sich entscheiden, ob sie geröstet, als Suppe oder Salat, oder doch lieber im Kuchen verarbeiten möchte. Es folgt das Schwein mit seinen vielen Zubereitungsvarianten, die Milch, der Apfel, der Kohl, die Zitrone, der Fisch und die Nuss. Insgesamt über 100 Rezeptvorschläge, die für jeden Geschmack was passendes bieten.
Die Gestaltung von „Einfache Vielfalt“ ist wunderschön und gerade in seiner Schlichtheit so geschmackvoll. Die Zutatenliste und die Anleitung ist übersichtlich und einfach gehalten, so dass hier nichts schief gehen kann. Die Gerichte sind auf den Fotos appetitlich in Szene gesetzt und jedes Rezept ist mit einem Bild ausgestattet. Daneben gibt es noch Tipps von Maurice Maggi.
Fazit
Einfach und faszinierend sind hier wohl die richtigen Worten für dieses bereichernde Kochbuch. Den Wert der verwendeten Lebensmittel erkennen, achtsam mit ihnen umgehen und zurück zum eigenen Kochtopf. Es muss nicht aufwendig sein und kann trotzdem so genial schmecken. Egal ob Anfänger oder Hobbykoch, mit diesem Buch kann jeder was anfangen. Ich bin glücklich, dass ich es habe und möchte es auch nicht mehr missen.