Ich habe schon viele Bücher über Missbrauch gelesen, gute und schlechte. Und schon schnell bildete ich mir ein, den Büchern anzumerken, ob Autor*in weiß, wovon und worüber er/sie/* schreibt.
Und auch in meinen Büchern kommt das Thema aus gutem Grund immer wieder vor. Und ähnlich wie Max Meier-Jobst habe ich auch schon versucht, die Zwiespältigkeit der Opferperspektive einzufangen, die Neugier, die Sehnsucht, die anfällig macht, die Lust, die vielleicht empfunden wird, die Verwirrung, die gerade daraus entsteht und die einen doch permanent überfordert.
Ein großes Plus dieses Buches ist es, dass die Leser es dem Autor abnehmen, auch, weil er keinen Zweifel daran lässt, dass es sich um einen autobiografischen Roman handelt. Ein noch größeres Plus ist es, dass dieses Buch in dieser Perspektive deutlich mehr Leser hat, als alle meine Bücher zusammen je bekommen werden.
Es gibt manche Stelle in diesem Buch, über die ich gern mit dem Autor geredet hätte. Manchmal, weil ich sie ähnlich erlebt habe, manchmal, weil ich sie ganz anders erlebt habe. Und manchmal, weil ich dachte, hier könnte ein Dialog von Missbrauchern und Missbrauchten eröffnet werden, der langfristig effektiver zukünftiges Leid verhindern helfen könnte, als Drohungen. Eine der besten Überlegungen des Buchs war für mich genau der auf die Nachbarin bezogene Gedanke, dass Peter ohne Drohung und Gewalt tun konnte, wovor ihn die Nachbarin mit Drohungen beschützen suchte.
Ich habe auch Kritik an dem Buch. Einige Stellen habe ich recht schnell quer gelesen, ohne das Gefühl zu bekommen, Wichtiges zu verpassen. Vieles hätte ich auch gern erfahren, vor allem dann, wenn mich wunderte, warum der Erzähler selbst nicht neugierig ist, etwa, warum und woher sein Freund Daniel so vieles weiß oder zumindest richtig einschätzt.
Auch die Rolle von Klößchen hätte ich mir tiefer gewünscht. Gut, das reale Leben richtet sich nun mal nicht nach Leserwünschen, vielleicht entstehen gerade die Lücken aus der Ambivalenz der Gefühle zum Erlebten. Und gerade das macht das Buch dann auch so wichtig.
Ich fürchte gerade, kein Mensch kann verstehen, was ich mit der Rezension sagen will. Okay, ich habe mir nach der Lektüre gleich den Bonustrack gekauft. Das Buch muss mich also berührt haben.
Max Meier-Jobst
Lebenslauf von Max Meier-Jobst
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Max Meier-Jobst
Die Sache mit Peter
Bonustrack
Der große Kamerad
Das Erwachen der Unschuld
Neue Rezensionen zu Max Meier-Jobst
Rezension zu "Die Sache mit Peter" von Max Meier-Jobst
und nein ich werde den Autor auch nicht in der Luft zerreißen, nur weil er ein Tabuthema, welches auf eine wahre Begebenheit beruht, anspricht. Im Gegenteil, man fängt durch dieses Buch an sich auch mal mit Pädophilie auseinanderzusetzen und gleichzeitig Vorurteile aus den Weg zu räumen.
Verwerflich ist es nicht, wenn man sich als Kind/Jugendlicher in ältere Menschen verliebt. Ja wer kennt es nicht, heimliche Schwärmereien für Sportler, Film- und Popstars. Auch ich hab meine Wände mit meinen damaligen Idolen verziert, hab heimlich für Lehrer geschwärmt und Herzenswünsche gehabt. Aber wie sieht es anders herum aus, wenn Ältere sich in Kinder/Jugendliche verlieben? Dann werden sie gleich mit sexuellem Missbrauch an Schutzbefohlenen abgestempelt. Aber ist es nicht eigentlich dieselbe Neigung nur in die andere Richtung? Hört man davon, bekommt man das große Grauen und denkt „Wie kann man nur solch eine Neigung haben“, liest man jedoch eine Story darüber, kommt man mit seinem bisherigen Gedankengut ins Wanken. Und genau das ist mit mir passiert. Ja die Grauzone ist groß, keiner spricht und schreibt groß darüber. Daher finde ich es mutig, dass der Autor diese/seine Geschichte als Buch veröffentlicht hat und es ist kein Wunder, das sich hier kein Verlag herangetraut hat, da es immer noch ein großes Tabuthema ist. Was ich verabscheue ist sexueller Gewalt an Kindern/Jugendlichen, aber ich kann Verständnis aufweisen wenn beidseitig die Anziehung, Vertrautheit, Gefühle und Liebe (bei einem Minderjährigen eher Verliebtheit) im Spiel sind, denn dies ist Bestandteil dieser Story. Ein 13-jähriger, welcher schon bei Zeiten seine sexuelle Orientierung erkennt und sich zu dem 16 Jahre älteren Peter hingezogen fühlt.
Wer generell eine Abneigung zu diesem Thema hat brauch das Buch erst gar nicht zu lesen, wer sich aber damit auseinandersetzen möchte, dem kann ich es weiterempfehlen. Ob man es nach dem Lesen toleriert sei jedem selber überlassen, man ist jedoch um einige Erkenntnisse reicher geworden. Der Schreibstil ist übrigens schön angenehm und flüssig, sodass auch allgemein das Lesen Spass macht.
Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 6 Bibliotheken
von 2 Lesern aktuell gelesen
von 1 Lesern gefolgt