Hoffnungsvoll zieht eine Gruppe Menschen durch die afrikanische Wüste Richtung Meer. Das erklärt Ziel ist Europa. Mit der Hoffnung auf ein besseres Leben nehmen die Menschen diese gefährliche Reise auf sich.
Der Wüstensand dringt in Nasen und Rachen. Die trockene heiße Luft macht das Atmen schwer. Wasser gibt es nur wenig. Dzemilas Kräfte reichen nicht und sie stirbt. Sie lässt die sechzehnjährige Ashanti und deren kleinen Bruder Kanzi zurück. Von nun an sind die Kinder bei ihrer Flucht auf sich alleine gestellt. Immer wieder beschwört Ashanti ihren Bruder: Wenn wir getrennt werden, sehen wir uns in Deutschland wieder. Und plötzlich verschwindet sie. Zurück bleiben lediglich kalte Spuren im heißen Wüstensand.
Maxi Hill schafft es den Leser zu erreichen. Nicht nur zu erreichen, sondern sich nachhaltig und tiefgründig immer wieder in die Gedanken zu schleichen. Das Thema ist aktueller denn je. Gerade wird wieder über die Schließung der Mittelmeerroute gesprochen. Wie auch immer so eine Schließung aussehen mag.
Dabei werden die Flüchtenden oftmals von falschen Vorstellungen gelockt, um die gefährliche Flucht überhaupt auf sich zu nehmen. Vielversprechende Fotos aus dem Internet der reichen europäischen Länder, aber auch Beispiele erfolgreich Geflüchteter, erzeugen ein falsches Bild. Das man mit offenen Armen empfangen wird, ist schon lange vorbei.
Ein Gefühl der Machtlosigkeit und Hilflosigkeit stellt sich beim Lesen von „Die kalten Spuren im heißen Wüstensand“ ein. Die europäische Flüchtlingspolitik steht vor unzähligen Herausforderungen. Man will den Menschen helfen. Rasch drängt sich die Frage auf wie diese Hilfe aussehen soll oder wie sie richtig ist?
So ist sicherlich auch die Entwicklungshilfe vor Ort ein relevanter Faktor. Doch bringt es nichts unsere westlichen Vorstellungen eines richtigen Lebens afrikanischen Buschmenschen aufzuzwingen.
Maxi Hill beleuchtet neben den Strapazen der Flucht auch die Ängste und Sorgen der Menschen in Europa genauer gesagt in Lampedusa. Jene Insel auf der, aufgrund der Nähe zu Afrika, viele Flüchtlinge landen. Lampedusa fühlt sich vom Rest Europas im Stich gelassen. Touristen bleiben aus und selbst der früher lukrative Fischfang wird zur Herausforderung. Wrack- und teilweise sogar Leichenteile verfangen sich in den Fischernetzen.
Ein weiteres Mal besticht Maxi Hill mit ihrer eindringlichen, schonungslosen Erzählweise. „Die kalten Spuren im heißen Wüstensand“ liest sich wie ein spannender Krimi und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Doch handelt es sich hier nicht um eine fiktive Geschichte sondern um authentische Schicksale, die niemanden kalt lassen sollten. „Die kalten Spuren im heißen Wüstensand“ ist ein Buch, das ich jedem nur wärmsten empfehlen kann.
Maxi Hill hat mir das eBook zur Verfügung gestellt. Die Rezension wurde davon nicht beeinflusst.