Rezension zu "Zwei Seelen" von Maxim Harezki
Mein erstes Buch aus einem unabhängigen Verlag und mein erstes eines weißrussischen Schriftsteller. Tolstoi, Dostojewski, Puschkin. Russische Schriftsteller und die Geschichte Russlands kennen wir, aber wer kennt sich schon mit der belarussischen Geschichte aus oder kann einen bekannten Literaten dieses Landes nennen? Ich wollte meinen Horizont erweitern und griff daher zu "Zwei Seelen". Es hat eine Weile gedauert bis ich mich an den Schreibstil und die belarussichen Namen gewöhnt hatte. Dann war es zwar schon interessant etwas über die belarussische Revolution zu lesen und die Zerrissenheit des Protagonisten zwischen den Bolschewiken und seiner Herkunft als Gutsbesitzersohnes war sehr gut dargestellt, trotzdem konnte mich daa Buch nicht hunderprozentig catchen. Das liegt aber nicht unbedingt an dem Buch, denn es ist ein wichtiges Buch, das nicht zu Unrecht nach so vielen Jahren ins Deutsche übersetzt wurde. Es ist nur einfach nicht mein Thema gewesen. Der Krieg (und es tut mir leid das sagen zu müssen) interessiert mich nicht so sehr. Natürlich ist es berührend was in der Zeit der Revolution passiert ist, aber mir fehlen zwei Dinge: mehr Drama und die Liebe. Die vergangene Liebe des Protagonisten wird nur kurz angerissen und spielt sonst keine Rolle und auch, wenn der Protagonist Schicksalschläge zu erleiden hat, was in Zeiten von Krieg und Revolution kaum vermeidbar ist, so war es mir einfach zu wenig dramatisch dargestellt. Viele Dinge, wie der Tod der Amme, bei der er nach dem frühen Tod seiner Mutter aufgewachsen ist, haben den Protagonisten kaum bewegt, obwohl sie ihm am Sterbebett ein für ihn lebensveränderndes Geheimnis anvertraut hat. Das fand ich sehr schade, weil es mir daher schwerfiel mit dem Protagonisten mitzufühlen und mich in ihn hineinversetzen zu können. Da schafft es Tolstoi, der ja auch viel über Krieg und Revolution geschrieben hat eher mich mitzunehmen, indem er mehr auf das persönliche Schicksal seiner Hauptfiguren eingeht. Dennoch ist "Zwei Seelen" kein schlechtes Buch und ich würde es all jenen empfehlen, die nichts oder nur wenig über die Geschichte Weißrusslands wissen. Es ist aber ein Buch, für das man sich Zeit nehmen muss und das nicht so nebenbei in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit gelesen werden kann.