In "Was die Wahrheit uns bedeutet" - im Original: The Heart of a Woman - dem vierten Band ihrer Autobiografie-Reihe, schildert Maya Angelou einen spannenden und konfliktreichen Abschnitt ihres Lebens: Als Künstlerin, Aktivistin und Mutter bewegt sie sich zwischen New York, Kairo und Ghana – stets auf der Suche nach Zugehörigkeit, Identität und einer politischen wie persönlichen Heimat.
Der Stil ist bildreich, klar und emotional. Angelous Sprache bleibt dabei eindrücklich schlicht und wirkt nie überladen. Ihre Beobachtungen zu Rassismus, Kolonialismus und dem transatlantischen Dialog zwischen Schwarzen Amerikaner:innen und Afrikaner:innen sind eindrucksvoll – stellenweise jedoch überraschend unkritisch.
Besonders auffällig ist ihr Umgang mit Sexismus: Die frauenfeindlichen Haltungen – insbesondere ihrer afrikanischen und afroamerikanischen Partner – hinterfragt sie kaum oder überraschen spät. Ihre eigene Unterordnung, sowohl emotional als auch gesellschaftlich, wird häufig als selbstverständlich dargestellt. Aus heutiger Perspektive wirkt das irritierend und bedarf kritischer Einordnung.
Ein weiteres Problem des Buches ist seine inhaltliche Fragmentierung. Viele bekannte Persönlichkeiten wie James Baldwin oder Malcolm X tauchen kurz auf, bleiben aber eher dekorativ als erzählerisch relevant. Die Anhäufung prominenter Namen wirkt mitunter wie Namedropping, ohne dass diese Begegnungen echte Tiefe oder Entwicklung bringen.
Ein interessantes, stellenweise kraftvolles, aber nicht durchgehend überzeugendes Werk – lesenswert, jedoch mit einem kritischen Blick auf blinde Flecken und erzählerische Schwächen.