Cover des Buches Radioactive - Die Verstoßenen (ISBN: 9781481156158)
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Rezension zu Radioactive - Die Verstoßenen von Maya Shepherd

Nicht ganz so fesselnd und düster wie andere Dystopien

von Svenjas_BookChallenges vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Interessante Idee, aber für meinen Geschmack nicht ganz so überzeugend umgesetzt.

Rezension

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Svenjas_BookChallengesvor 9 Jahren
Radioactive ist eine typische Dystopie mit einer Idee, die nicht ganz neu, aber dafür innovativ umgesetzt ist. Das Grundszenario entspricht dem mittlerweile gängigen Schema: Große Katastrophe (3. Weltkrieg mit Atomwaffen) - ein Großteil der Weltbevölkerung stirbt (Radioaktivität) - Entstehung eines Systems (Legion) zum vermeintlichen Schutz der Überlebenden (entpuppt sich als Lügenkonstrukt und Diktatur) - einige Menschen kommen dahinter (Rebellen mit D518) und zetteln eine Rebellion an. Insbesondere fühlte ich mich erinnert an Die Tribute von Panem, Die Bestimmung, Hüter der Erinnerung und Ugly. Was ist also neu anRadioactive? Der Roman nimmt ein typisches Merkmal der modernen Dystopie (völlige Auslöschung von Individualität) und präsentiert es auf einer noch drastischeren Ebene: Die Menschen habe keine Namen mehr, sondern nur noch Bezeichnungen und sie werden so gut wie völlig gleichgestellt, indem ihre Köpfe kahl gehalten werden und ihr Tagesablauf bis ins kleinste Detail vorgegeben ist. Raum für Gefühle und persönliche Meinungen gibt es nicht, was mich wiederum an die Injektionen in Hüter der Erinnerung denken ließ. Anders ist an Shepherds Roman allerdings, wie sie vorgeht. Im Verhältnis zur gesamten Geschichte ist der Teil, der das Leben in der Legion schildert, ziemlich kurz. Meinen persönlichen Geschmack trifft das nicht, denn mir ging zu Beginn der Handlung einfach alles ein wenig zu schnell. Ich bin zwar auch kein Freund von seitenlangem Geschwafel, aber meiner Meinung nach hätte Shepherd zu Beginn eine noch stärkere Basis schaffen können.
Ihre Protagonistin bricht (im Gegensatz zu den Hauptpersonen in anderen Dystopien) auch nicht selbst aus dem System aus, sondern wird gegen ihren Willen entführt. Sie bildet sich also keine eigene Meinung, sondern übernimmt im Folgenden Stück für Stück die der Rebellen. Autonomes Denken und Handeln repräsentiert D518 und später Cleo genannt also nicht. Dennoch ist sie eine sympathische und sehr authentische Protagonistin, mit der man sich als Leser gut identifizieren und die man gut verstehen kann. Sie wird aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und demzufolge fällt es ihr zunächst schwer, sich bei den Rebellen zu integrieren. Die Lügen der Legion, die nach und nach enthüllt werden, treffen sie zutiefst, vor allem da ihr bewusst wird, dass sie nie ein richtiges Leben geführt hat. Und so wird Cleo schließlich Teil der Rebellion und avanciert innerhalb kürzester Zeit zu einem geschätzten Mitglied und einer Hoffnungsträgerin (ähnlich wie Katniss in Panem, Tris in Die Bestimmung und Tally in Ugly) - das ging mir dann erneut etwas zu schnell.
Shepherds dystopische Geschichte wird außerdem mit ein bisschen Action und (wie könnte es anders sein) einer sich entwickelnden Liebe angereichert. Dabei kommt meiner Meinung die Atmosphäre etwas zu kurz - irgendwie gelingt es ihr nicht ganz, eine derart bedrohliche oder beklemmende Szenarie zu erschaffen, wie es andere Dystopien tun. Die Geschichte ist zweifelsohne interessant und teilweise innovativ (Bezeichnungen), aber sie ist leider nicht so mitreißend und geht einem beim Lesen nicht so nahe, wie ich es mir gewünscht hätte. Zum Großteil wird Cleos Eingliederung in die Gemeinschaft der Rebellen beschrieben, Enthüllungen über die Legion erfährt man so nebenbei - das Verhältnis stimmt hier irgendwie nicht ganz.


Radioactive - Die Verstoßenen ist der Auftakt einer vierteiligen Reihe und weist viele Parallelen zu populären Dystopien auf. Anders sind an diesem Roman vor allem die drastische Darstellung des Individualitäts-Verlustes, die mir sehr gut gefällt, und der Verlauf der Geschichte. Shepherd hat einen sehr angenehmen Erzählstil, was der Grund dafür ist, dass sich das Buch durchweg flüssig und leicht lesen lässt, trotz langatmiger Passagen. Ihre Protagonistin ist ungewöhnlich, aber sympathisch. Allerdings hätte Radioactive für meinen Geschmack etwas ausführlicher, spannender und bedrohlicher sein können, denn das Potenzial hat die Geschichte eigentlich. So richtig mitreißen konnte sie mich nicht. Wer Dystopien liebt, kommt aber ganz sicher auf seine Kosten, auch wenn man natürlich nicht viel Neues erwarten darf, aber das gibt das Genre mittlerweile auch einfach nicht mehr her. Gespannt auf den zweiten Teil bin ich auf jeden Fall, obwohl mich der Reihenauftakt nicht vollends überzeugt hat.
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