Dieses Buch fiel mir vor allem durch das Cover und den ungewöhnlichen Titel auf. Beides passt wunderbar zum Buch und der Titel fasst die Geschichte ziemlich treffend zusammen. Denn das Buch behandelt auf humorvolle Weise heutige Schönheitsideale und Schlankheitswahn und die Frage danach, was im Leben eigentlich wirklich zählt.
Dara ist siebzehn, Einser-Schülerin und übergewichtig. Doch das war nicht immer so: als kleines Mädchen war sie dünn und gewann sogar die Wahl zur "Little Miss Maine". Doch diese Zeiten sind längst vorbei, was vor allem Daras Mutter immer wieder bemängelt. Als Dara für die Schule ein autobiographisches Projekt anfertigen muss, beschließt sie, ihr Übergewicht und den allgemeinen Schlankheitswahn zum Thema zu machen - und wird bei der Präsentation gründlich missverstanden.
Nach einem Familiengespräch mit der Schulpsychologin hat Dara die Nase voll. Sie will einfach nur weg. Wie gut, dass es Rachel gibt - Daras große Schwester, die das Elternhaus wegen eines Streits vor Daras Geburt verließ und die sie deshalb niemals kennengelernt hat. Kurzerhand macht sich Dara auf die Suche und findet ihre Schwester auf einer Ziegenfarm. Den Sommer will Dara nun dort verbringen, um Abstand zu Eltern und Schule zu gewinnen. Doch auch das Zusammenleben mit Rachel und den anderen Farmbewohnern ist nicht ganz leicht und dann stehen da noch ein paar ungeklärte Fragen im Raum: Warum verschwand Rachel damals so plötzlich? Und soll Dara wirklich an der Wahl zur Miss Hollis teilnehmen?
"Von Wahrheit, Schönheit und Ziegenkäse" ist ein Buch, das mich von Anfang an begeistert hat und das mich fesseln konnte, ohne großartig Spannung aufzubauen. Erzählt wird aus der Sicht von Dara, wobei der Schreibstil einfach und flüssig zu lesen ist. Dara als Hauptfigur war mir auch sofort sympathisch. Sie ist intelligent, humorvoll, selbstkritisch und geht selbstbewusst mit ihrem Übergewicht um, statt sich deswegen zu Hause einzuigeln.
Auch die anderen Charaktere überzeugen und die Vielfalt der verschiedenen Figuren macht jede von ihnen auf ihre Weise einzigartig. Jeder der Farmbewohner hat sein eigenes kleines Päckchen zu tragen, und sogar die stumme Farmbesitzerin Belinda, durch deren Aufzeichnungen man ab und zu etwas mehr über die Geschichte der Farm erfährt, trägt ihren Teil zum Gelingen des Romans bei.
Die Handlung der Geschichte ist ebenfalls authentisch gestaltet. Als Leser erlebt man das langsame Annähern der Schwestern mit, die sich nach siebzehn Jahren zum ersten Mal treffen. Man spürt die Unsicherheit der beiden und ist gemeinsam mit Dara enttäuscht, als das erste Aufeinandertreffen nicht so herzlich und stürmisch ausfällt wie erhofft. Nach und nach erfährt man mehr über Rachels Vergangenheit und was sie zum überstürzten Auszug aus dem Elternhaus trieb.
Dara erzählt dabei so realistisch, dass ich mich sehr gut in sie hineinversetzen konnte. Ebenso wie sie konnte ich die Reaktion der Lehrer und Eltern auf das Schulprojekt zunächst nicht verstehen und begann erst nach und nach, ihren Standpunkt nachzuvollziehen, auch wenn ich ihre Vorgehensweise immer noch übertrieben fand. Doch mit der Zeit fügt sich die Geschichte der Familie zusammen und alles ergibt einen Sinn. Dabei geht es nicht nur um Daras Übergewicht. Auch um Verständnis und Vertrauen, ums Erwachsenwerden und -werden lassen. Aber auch um Mut, Hoffnung und Selbstbewusstsein, ganz egal wie man aussieht.
Das Ende des Romans ist relativ vorhersehbar. Da die Geschichte aber nicht auf Spannung basiert, tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Der Autorin gelingt es, ohne viel Action eine Geschichte zu erzählen, die berührt und zu Herzen geht und die zum Nachdenken und Umdenken anregt, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen.
Fazit:
Eine lockere, aber sehr berührende Geschichte über ... nun ja - Wahrheit, Schönheit und Ziegenkäse. ;)