Rezension zu "Die Legenden von Attolia - Der Dieb" von Megan Whalen Turner
Ich liebe lange, komplizierte, verschlungene Bücher, die große, überraschende Geschichten erzählen. So einem Buch verzeihe ich gern, wenn es mir ein paar Seiten so vorkommt, als würde nichts passieren, als würden sich weder die Charaktere, noch die Geschichte weiterentwickeln. Ehrlich, da kann ich drüber hinwegsehen...aber dieses Buch? Dieses Buch hat keine 300 Seiten- und trotzdem passiert über die ersten 150 Seiten GAR NICHTS. Wirklich. Überhaupt nichts. Stattdessen kämpft man sich durch ein endloses Roadmovie/Quest mit austauschbaren Charakteren, die offenbar alle eine multiple Persönlichkeitsstörung haben. Oder schwanger sind, anders kann ich mir diese totalen Stimmungsschwankungen, die von zusammen lachen bis sich auspeitschen reichen, nicht erklären.
Und dabei heult der Erzähler uns non-stop die Ohren voll. Die erste Hälfte des Buchs ist eine Elegie auf Gens Leid und seine Müdigkeit. Dann aber: BOOM, plötzlich ist er der größte Hecht im Karpfenteich und wird aus dem Nichts zu einem interessanten, sogar liebenswerten Charakter - aber weil dieser Wandel ebenso unerklärlich ist wie die völlig zerschriebenen Beziehungen der Figuren untereinander, rettet das dieses Buch dann auch nicht mehr. Umso mehr, als am Ende völlig aus dem Nichts die komplette Handlung herumgewirbelt wird - plötzlich. Mit nur einem minimalen Hinweis im ganzen Buch zuvor, den man nur bemerkt, wenn man dieses Werk unter einem Mikroskop gelesen hat. Was das Lesen vielleicht etwas weniger langweilig gemacht hätte.