Rezension zu "Frieda" von Meike K.-Fehrmann
Es fängt mit einem romantisch-philosophischem Blick auf diese böse Krankheit an, die den einen weniger, den anderen im Alter dafür umso mehr heimsucht. Die Hauptperson, Frieda, stellt sich und damit auch ihre Krankheit kurz vor. Ich fühle mich sofort in dem Buch willkommen. Auch wenn es, objektiv betrachtet, so unendlich traurig ist, wie Frieda sich beschreibt, hat es gleichzeitig soviel von Wärme, von Zuversicht und von Liebe zum Leben. Der Beginn passt zu dem Titel des Buches, zum Cover, auf dem mich eine coole alte Dame ein wenig herausfordernd anschaut.
Doch dann geht es so dermaßen in die Vollen, dass ich verwundert nachsehe, ob ich mich noch im selben Buch befinde. Der Titel kommt so harmlos daher. Ich hatte einen amüsanten, flotten Krimi erwartet, mit Humor und dennoch der nötigen Ernsthaftigkeit gegenüber dieser Krankheit.
Es gibt direkt zwei Todesfälle, wovon einer ein bestialischer Mord ist. Wieso es zu einer so krassen Art und Weise der Tötung kommt, wird dem Leser aber bald klar und ein Blick auf die Rückseite des Buches gibt einem einen genaueren Einblick in das Thema, denn in den Momenten, in denen bei Frieda die Demenz voll durchschlägt, da befindet sie sich wieder auf der Flucht während des zweiten Weltkrieges. Sie hat unvorstellbaren Horror erlebt, ist traumatisiert und kann ihrer Krankheit geschuldet nicht immer zwischen der damaligen und heutigen Zeit unterscheiden.
In dem Buch trifft ein Oberbayer auf den Taunus, der Polenfeldzug Anfang des zweiten Weltkrieges auf die vielen nötigen polnischen Pflegekräfte für die deutschen Pflegebedürftigen und Harmlosigkeit auf Horror.
Ich kann jeden nur einladen, die Reise durch dieses Buch zu wagen. Geht ein Stück des Weges mit der dementen Frieda Stern und ihrem Sohn Dr. Eberhardt Stern, mit Alfred und Sascha Wimmer und vielen Pflegekräften, die bis zur totalen Erschöpfung alles geben und doch nie alles schaffen können.
Und gerade angesichts zunehmender Fremdenfeindlichkeit, ist auch hier das Buch ein wertvoller Gedankenanstoß.
Mein Fazit? Fünf von fünf Sternen: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Was ein Krimi. Welch unerwartet brisanter Inhalt bei dem harmlos daherkommenden Titel! Grandios!
Ja, das einzige, was ich kritisieren könnte, wäre der Titel. Klar, der stimmt, aber das Buch bietet so viel mehr. Bei dem Namen des Buches nebst Bild werde ich eher an so seichte Krimi-Kost erinnert und das wird diesem wahnsinnig tollen Buch nicht gerecht! Daher kann ich jedem von Euch da draußen, der auch nur ein bisschen was für Krimis übrig hat, dieses Buch einfach nur ans Herz legen.
Dieses Buch habe ich als kostenloses Rezenionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt bekommen. Den zweiten Teil habe ich mir gestern hier auf Amazon gekauft und auf meinen Kindle geladen :)