Rezension zu "Rafiki" von Meja Mwangi
Wenn Rafiki an sein Telefon geht, meldet er sich mit „Man Guitar“. Und er darf oft ans Telefon gehen, denn ständig ruft seine Frau Sweettea ihn an, um ihn daran zu erinnern, dass er – anstatt alle mit seinen zweifelhaften Gitarrenkünsten zu nerven – Geld mit nach Hause bringen muss. Alle wollen essen, die Tochter will studieren. Die Geschäftsleute im kenianischen Nanyuki bezahlen Rafiki aber eher knapp und eigentlich nur dafür, dass er still ist. Auf diese Art und Weise kommt natürlich nicht viel zusammen. Aber Rafiki ist ein „echter Nanyukier“: Er verzagt nicht, er geht die Aufgabe an. Geld ist ihm zwar nicht wichtig, seine Frau aber sehr wohl. Also überfällt er die Brüder Patel in ihrem Laden für Haushaltsgeräte. Vielleicht hätte Rafiki vorher lieber etwas recherchieren sollen: Bei den Patels ist nichts zu holen, sie sind pleite. Sie haben auf Kredit verkauft und niemand bezahlt seine Raten. Nach kurzer Verwirrung und Überlegung hat Rafiki aber auch hierfür eine Lösung: Man muss eben zu den Leuten gehen und die Raten einfordern oder die Geräte zurückholen.
Und so geschieht es. Natürlich wieder nicht so ganz, wie geplant. Niemand zahlt, die Geräte sind meistens nicht mehr zu gebrauchen. So verwandelt sich der Patel'sche Laden in einen besseren Schrottplatz. Aber ein Nanyukier gibt nicht auf, die neue Moral muss durchgesetzt werden. Rafiki hat vor niemandem Angst, nicht einmal vor dem Chief. Und sein Sohn stellt sich als begabter Techniker heraus. Meja Mwangi, einer der bedeutendsten Autoren Kenias, hat wieder ein sehr vergnügliches, ironisches und gleichzeitig sehr menschenfreundliches Buch geschrieben. Mit Rafiki hat er eine sympathische Figur erschaffen, die sich nicht unterkriegen lässt. Ein moderner kleiner afrikanischer Simplicissimus.