Aufarbeitung schlimmer Geschehnisse verpackt als Lovestory
von Birgit1985
Kurzmeinung: Kann ein Buch mit einem unsympathischen Hauptcharakter funktionieren? Ja, kann es. Zwar war es manchmal anstrengend, aber mal etwas andres.
Rezension
Ich habe noch nie ein Buch mit einem so unsympathischen Hauptcharakter gelesen. Dabei ist Lena nicht grundsätzlich böse. Man muss sich die Zeit nehmen, sie besser kennenzulernen. Sie hat in ihrer Jugend etwas schlimmes, für sie sehr prägendes erlebt und hat es auch 10 Jahre später immer noch nicht aufgearbeitet. Im Gegenteil, sie hat eine Mauer um sich und ihre Gefühle gebaut und ist eine eiskalte Geschäftsfrau geworden. Doch die Mauer beginnt zu bröckeln, als sie bei einem Klassentreffen ihre Jugendliebe Paul wieder trifft. Paul scheint hinter der harten Fassade noch die lebenslustige Leni von damals zu sehen und will sie wieder ans Tageslicht holen. Dies erweist sich jedoch als schwierig, da auch Paul zum Teil für die Geschehnisse von damals verantwortlich ist und Leni somit nicht unbedingt gut auf ihn zu sprechen ist. Doch je mehr sich Leni und Paul wieder annähern, desto mehr wird auch Leni bewusst, dass sie mit ihrem jetzigen Leben nicht glücklich ist.
Ich würde die Geschichte jetzt nicht unbedingt nur als Lovestory abtun. Es ist eher eine schon lange überfällige Auseinandersetzung mit vielen Problemen. Man begleitet Leni auf dem Weg zurück zu ihrem damaligen, wahren Ich. Und der Weg ist lange und beschwerlich, teilweise auch für den Leser, weil Leni nicht und nicht von ihrem Standpunkt abweichen will. Das hat mich anfangs echt wahnsinnig gemacht, gegen Ende habe ich dann aber doch mitgefiebert.
Es ist sehr mutig von Mela Wagner, mit Leni einen Hauptcharakter zu wählen, mit dem man sich nicht unbedingt sofort identifizieren kann und der teilweise einfach nervig ist. Das war zwar manchmal etwas anstrengend zu lesen, aber doch mal was anderes.