Cover des Buches Alice und ich (ISBN: 9783570100479)
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Rezension zu Alice und ich von Melanie Benjamin

Rezension zu "Alice und ich" von Melanie Benjamin

von Eltragalibros vor 14 Jahren

Rezension

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Eltragalibrosvor 14 Jahren
Inhalt: Alice Pleasance Hargreaves ist mit ihren 88 Jahren weltberühmt, denn sie ist die Alice, die wohl jedes Kind kennt. Die Alice im Wunderland, welche die Grinsekatze getroffen hat, dem Weißen Kaninchen hinterhergerannt ist und bei der kuriosen Teegesellschaft des verrückten Hutmachers teilgenommen hat. Doch sie ist es Leid mit dieser Kinderbuchfigur verglichen zu werden, denn die Erinnerung an die Entstehung der Geschichte und ihre Kindheit ist keine besonders Gute. Ihre Leben und das Schicksal, welches ihr widerfahren ist, beschreibt Melanie Benjamin in Alice und ich. Meinung: Wer war sie, die Alice, welche Lewis Carroll – oder vielmehr Charles Lutwidge Dodgson – zu seinem Weltklassiker Alice im Wunderland inspiriert hat? Welches kleine Mädchen hat das weiße Kaninchen, den verrückten Hutmacher und die Herzkönigin leibhaftig getroffen? Die Antwort darauf lautet: Alice Liddell, Tochter des Dekans an der Oxforder Universität. Alles begann 1859 in Oxford. Alice ist sieben Jahre alt und wächst dort mit ihren Schwestern Ina und Edith auf. Unter dem strengen Blick ihrer Gouvernante Miss. Prickett werden sie zu kleinen Damen erzogen, doch Alice ist schon immer die Tochter, die sich gerne schmutzig gemacht hat und immer etwas anstellt. Am liebsten halten sich die Mädchen in Gegenwart des Mathematikdozenten Mr. Dodgson aus. Er ist schlank, läuft als hätte er „einen Stock verschluckt“ und stottert. Der junge Mann Mitte zwanzig unternimmt viel mit den drei kleinen Liddell-Mädchen und hat ein besonderes Auge auf Alice geworfen. Sie freut sich insgeheim darüber, denn sie mag Dodgson sehr. Obwohl das den Ärger und Zorn von Ina auf Alice zieht. Sie ist drei Jahre älter und hält sich für viel erwachsener und hat dementsprechend auch mehr Ansprüche auf Mr. Dodgson. Aber mit den Jahren ist nicht nur Ina verärgert über den Umgang der Mädchen mit dem ruhigen Mann, sondern auch ihre Mutter beobachtet die Beziehung ihrer Töchter zum Mathematikdozenten mit Argusaugen. Eines Tages erzählt Mr. Dodgson auf einem Bootsausflug den Kindern die Geschichte von Alice im Wunderland. Nach langem Drängen von Alice schreibt er sie nieder und erlangt damit Weltruhm. Melanie Benjamins Roman ist in drei große Teile aufgeteilt, in welchen das Leben von Alice als kleines Kind (Oxford, 1859), als junge Frau (Oxford, 1875)und als alte Dame (Cuffnells, 1914) erzählt wird. Teil 1 hat sich für mich als Leser etwas gezogen. Alice ist ziemlich aufgeweckt, aber ihre kindliche Welt ist dennoch sehr naiv. Sie versteht noch nicht wie sie sich in der Gesellschaft verhalten soll und will lieber im Freien herumtollen und sich im Gras wälzen. Dennoch war auch dieser Abschnitt spannend zu lesen, denn durch die Augen der naiven kleinen Alice mit ihren sieben bis elf Jahren erfährt der Leser nur Bruchstücke, erkennt, wie verwirrend die sozialen Konventionen jener Zeit für ein Kind sind, dem nicht alles eröffnet wird, weil man nicht darüber spricht. Teil 2 – Alice‘ Leben nach dem Bruch mit Dodgson und ihre Liebe zu Prinz Leopold – hat mich besonders mitgenommen. Ich habe mit Alice gefühlt und ich war wirklich an das Buch gefesselt. Immer wieder taucht die Frage auf, was damals – als sie noch ein Kind von elf Jahren war – geschehen ist. Weshalb besucht Mr. Dodgson sie nicht mehr, warum liebt ihre Mutter sie nicht so wie früher und weshalb meint diese, dass ihre Schwester Edith weit besser für den Prinzen geeignet ist? Welche Vergangenheit schleppt Alice mit sich herum, an die sie sich nicht wirklich erinnern kann, die sie vielleicht verdrängt hat oder die ihr kindliches Gemüt nicht im vollen Ausmaß fassen konnte? Im letzten Teil versucht die Autorin Melanie Benjamin dann dem Geheimnis nachzugehen, über das auch Aufzeichnungen nicht vollends Auskunft geben. Dieser Teil ist ein weiterer Lebensabschnitt, in dem Alice eine alte Frau ist, verheiratet und Kinder hat. Sie blickt auf ihre Vergangenheit zurück, ist teilweise schockiert, erkennt aber auch, dass sie ein schlechteres Leben hätte führen können. Dennoch bleibt die Unzufriedenheit zurück, dass sie immer noch – selbst mit 88 Jahren – in den Augen der Menschen DIE eine Alice im Wunderland ist. Nach der Lektüre dieses Buches sieht man Alice und auch Lewis Carroll in einem anderen Licht. Alice und ich blickt hinter die Kulissen eines der wohl bekanntesten Bücher der Welt. Fazit: In ihrem Roman Alice und ich beschreibt Melanie Benjamin auf lebhafte Weise das Leben der wahren Alice, die in Oxford aufgewachsen ist. Sie sucht die Bruchstücke zusammen, die bis heute überdauert haben und Hinweise darauf geben, warum es zum Bruch zwischen dem Autor der weltberühmten Kindererzählung und der Dekansfamilie Liddell gekommen ist. Besonders ihre Jahre als junge Dame haben mich sehr berührt. Nach der Lektüre von Alice und ich, sieht man die Alice im Wunderland wohl aus einer neuen Perspektive.
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