Alles spricht dafür, dass ihre Depression der Vergangenheit angehört. Myrthe fühlt sich großartig und gesund. Beschwingt und mit breitem Lächeln fährt sie zu ihrem vermeintlich letzten Therapiegespräch und findet sich völlig unverhofft zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre in der Psychiatrie wieder - und das nur, weil sie sich mit ein paar Tablettenvorräten für den schlimmsten Fall alle Möglichkeiten offen halten wollte und dies dank ihrem Aspergersyndrom mit aller Ehrlichkeit ihrem Psychiater auch genau so mitgeteilt hat.
Es ergibt sich eine neue Diagnose - zu dem Asperger-Syndrom kommt noch die Bipolare Störung, die gemeinhin auch als manisch-depressive Erkrankung bekannt ist, hinzu.
"»Was ich tatsächlich bekommen habe, ist lebenslänglich. Als ich nur depressiv war, konnte ich noch glauben, dass jede Depression die letzte ist.« Ich zögere kurz. »Jetzt scheint auf jede Depression ein neues Tief zu kommen, immer wieder hoch, immer wieder runter.«" (S. 182)
Als Leser durchlebt man mit Myrthe die unterschiedlichen Seiten ihrer neuen Diagnose, erlebt ihr Hadern mit der Krankheit und ihre Entwicklung in der Klinik:
"Ich finde, dass ich für andere da sein können muss, dass ich nützlich sein muss und dass ich eine Daseinsberechtigung haben muss. Das sind schon drei Gründe. Ich will nicht das schwächste Glied in der Kette sein. Und ich will diese Diagnose nicht." (S. 133/134)
Gleichzeitig gewährt einem dieser Roman einen humorvollen ehrlichen Blick in das Innere einer offenen Station mit seinen unterschiedlichsten Patienten, Problemen und Krankheitsbildern, lässt aber gleichzeitig auch ein wenig von der Besonderheit dieser geschützten Atmosphäre erahnen, in der man monatelang all seine Probleme, Frustrationen, Schwächen und Ängste mit Pflegern und Mitpatienten teilt, bis man wieder für ein Leben außerhalb gekräftigt ist. Wichtig sind dabei auch die Angehörigen, die in diesem Roman nicht außer Acht gelassen werden.
Heiter bis wolkig basiert auf den Erfahrungen, die Myrthe van der Meer (Pseudonym) in allen Winkeln der Psychiatrie gesammelt hat. Es geht um den Weg zur Diagnose, die Tagesklinik, die Einweisung in eine psychotherapeutische Klinik und schließlich um ihren zweiten Psychiatrieaufenthalt. Die Geschehnisse fanden in Wirklichkeit also nicht alle in der geschilderten psychiatrischen Abteilung statt und auch nicht nur mit den in diesem Psychiatrieroman beschriebenen Pflegekräften, Therapeuten und Mitpatienten.
Und doch kann man sich als manisch-depressiv erkrankter Mensch in manchem wiedererkennen und fühlt sich an die durchwachsenen, vor allem aber auch an die positiven Aspekte der Klinikzeit zurückerinnert. Wer sich in diese Thematik hineinlesen möchte, dem sei dieses Buch, das einen ein ums andere Mal schmunzeln lässt, unbedingt empfohlen!