Mein fettes Glück von Melanie Hauptmanns ist kein klassischer Wohlfühlroman – auch wenn man sich beim Lesen streckenweise bestens unterhalten fühlt. Es ist ein Buch über Selbstachtung, körperliche Autonomie und die Kraft, sich von den Erwartungen anderer zu lösen.
Die Geschichte beginnt mit einem Schlag ins Gesicht: Maras Freund setzt sie in einem Kloster ab – zur Fastenkur. Sein Deal: „Nimm ab oder ich bin weg.“ Was wie ein schlechter Witz klingt, ist der Startschuss für Maras Bruch mit einem Leben, das sie lange zu klein gemacht hat. Sie bricht aus. Aus dem Kloster. Aus der Beziehung. Aus den Erwartungen.
Was folgt, ist keine heilige Transformation zur neuen, besseren Version von sich selbst. Sondern ein realistischer, oft sehr komischer Weg zurück zu Selbstrespekt, Freundschaft, Job, Lust – und vielleicht auch Liebe, aber diesmal zu anderen Bedingungen.
Hauptmanns erzählt mit Witz, aber nie seicht. Das Buch ist klar positioniert: gegen Fatshaming, gegen toxische Beziehungen, gegen die Annahme, dass Frauen sich optimieren müssen, um liebenswert zu sein. Statt Moralkeule gibt’s messerscharfe Dialoge, überspitzte (aber treffende) Szenen und viele starke Frauenfiguren, die sich nicht gegenseitig ausspielen, sondern stützen.
Manche Szenen sind drüber, ja. Aber der Ton stimmt. Die Botschaft sowieso.
Fazit: Mein fettes Glück ist ein Roman für alle, die genug haben von Diätplots, von Makeover-Narrativen, von „Wenn du dich nur genug anstrengst“-Erzählungen. Und für alle, die wissen: Selbstwert misst sich nicht in Kilos – sondern in der Entscheidung, sich selbst ernst zu nehmen.
9/10 - Für alle, die auf der Suche nach Witz und ganz viel Frauenpower sind, ist „Mein fettes Glück“ die perfekte Wahl.