Rezension zu "Kastanienherzen" von Melanie Macherey
Das Cover ist unaufgeregt. Die Schrift mit den bunten Buchstaben steht im starken Kontrast zu dem schwarzen Hintergrund. Dazu dieses zarte, stilisierte Kastanienblatt. Für mich interpretiere ich die bunten Buchstaben in all dem Schwarz für die zarten bunten Stellen im Leben, die sich nach Düsterheit einer schlimmen Phase wieder einschleichen. Aber die Farben stehen sicherlich auch für die Farben des Regenbogens, der als Symbol für Toleranz und Vielfalt steht.
In diesem Sinne finde ich das Cover hinsichtlich des Themas und des Titels stimmig. So sehr ich auch aufwändig gestaltete Cover liebe, finde ich die Schlichtheit dieses Covers für diesen Roman durchaus passend.
Inhalt: Wie der Klappentext bereits verrät geht es um die 17-jährige Alea. Aleas Leben hat sich komplett verändert seit ihre dreizähnjährige Schwester sich das Leben genommen hat.
Fortan ist nichts mehr wie es war, ihre Eltern trennen sich, ihre Mutter sorgt sich schrecklich um sie, geht ihr aber gleichzeitig aus dem Weg und in der Schule wird sie gemieden.
Ihre einzige Bezugsperson neben ihren Eltern ist ihr Freund Marco, der ihr Halt gibt, sich aber auch um sie sorgt. Denn Alea wird von schweren Trauerattacken geplagt, selbst als ihr Leben wieder eine bessere Wendung einnimmt. Besonders schwer erschüttert sie eine ungeahnte Wahrheit, die den Suizid ihrer Schwester in einem anderen Licht erscheinen lässt aber auch alte Wunden aufreißt.
Es geht nicht nur um das Thema Suizid und Tod und den damit einhergehenden Verlust. Es geht auch um Themen wie Toleranz und Vielfalt.
Sprachstil: Der Roman wird in der ersten Person und in der Gegenwartsform erzählt. Als Leserin erlebt man daher die Geschehnisse von Alea sozusagen "live" mit. Dabei stehen vor allem die Gefühle der Protagonistih im Vordergrund, die natürlich aufgrund der Geschehnisse sehr ausgeprägt und intensiv sind.
Der Schreibstil ist jugendbuchtypisch eher leicht und gut zu lesen. Alles in allem fand ich die Lesbarkeit sehr gut.
Fazit: Dieses Buch ist von den ersten Seiten an bewegend. Die Thematik bringt es natürlich automatisch mit sich, dass das Lesen dieses Romans keine pure Freude ist. Aber es lohnt sich so sehr, denn natürlich gibt es in dieser Geschichte, wie auch im wahren Leben, nach der Katastrophe auch wieder schöne Momente.
Trauer, Verzweiflung, Wut und Angst gehen hier Hand in Hand mit Hoffnung, Freude und Mut. Alles in Maßen, denn das hier ist keine Achterbahnfahrt, wo es von ganz unten nach ganz oben geht. Vielmehr ist es ein schleichender Prozess.
Dieser Roman ist zart und leise, zeigt die dunklen Seiten des Lebens und hat auch etwas Mahnendes aber nicht auf eine fingerzeigende Weise, sondern auf eine sanfte, augenöffnende Art. Eine stille Aufforderung für mehr Rücksicht, Akzeptanz und Offenheit. Für mich eine gelungene Art der Bearbeitung solch schwieriger Themen.
Meine 3 Worte zum Buch: sanft - traurig - unaufgeregt