Cover des Buches So wie ich will (ISBN: 9783442156702)
Rezension zu So wie ich will von Melda Akbas

Rezension zu "So wie ich will" von Melda Akbas

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 13 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 13 Jahren
Die junge Deutsch-Türkin Melda Akbas, bekannt durch ihr Projekt „Let’s organise somethin“ über das u.a. im Spiegel berichtet wurde, erzählt über ihr Leben zwischen zwei Kulturen und wie es ihr gelingt emanzipiert und frei zu leben, ohne dabei ihrer Familie, Herkunft und Religion den Rücken zu kehren. Ich habe mich dafür entschieden dieses Sachbuch zu lesen, da ich mich als Deutsche für die Thematik Migration und Integration in Deutschland interessiere. Besonders die Sichtweise einer jungen Deutsch-Türkin reizte mich. Schließlich können in der ARD noch so lange verstaubte alte Herren um das Problem herum diskutieren, solange sie keinen Migrationshintergrund haben, haben sie keine Ahnung nur viele Vermutungen. Allerdings muss ich gleich zu Anfang sagen, dass Melda Akbas keine der türkisch stämmigen jungen Frauen ist, die so gerne auf den öffentlich rechtlichen diskutiert werden. Sie ist vorbildlich integriert, fühlt sich als Deutsche, lebt gerne in Berlin, geht aufs Gymnasium mit dem Ziel Jura zu studieren und ist auch sonst ein Bild der Mustergültigkeit, wie es selbst bei deutschen Jugendlichen eher selten vorkommt. Dieses Buch ist also kein Einblick in die Welt einer Klischee-Türkin, am besten noch aus Berlin Neu-Kölln, sondern ein Ausschnitt aus dem Leben des Idealbildes einer jungen Frau der dritten Generation Türken in Deutschland. Doch auch diese muss noch kämpfen, auch wenn es keine Kämpfe gegen eine Zwangsverheiratung inklusive Verschleppung in ein abgelegenes türkisches Dorf sind, sondern eher gegen ein Ausgehverbot nach 18 Uhr oder eine Reise alleine mit der besten Freundin nach London. Man kriegt jedoch trotz allem einen ausführlichen Einblick in ein junges Leben, das so sicher nicht einzigartig ist, mit seinen Erfolgen und Hürden, die bewältigt werden müssen im Zuge des Erwachsenwerdens. Der Schreibstil ist, wie bei jedem der durch Zufall die Möglichkeit hatte in Romanlänge über sein Leben zu berichten, ansonsten aber kein professioneller Schriftsteller oder Journalist ist, eine Katastrophe im Vergleich zu anderen Büchern. Allerdings durchaus lesbar und gut verständlich, trotzdem hat man das Gefühl Melda Akbas hätte dem Leser einen langen Brief geschrieben, keine professionell verlegte Autobiografie. Oft kommt sie von hundertsten ins tausendste, man verliert zusammen mit ihr den Faden und weiß am Ende gar nicht, wo sie angefangen hatte. Die langen Kapitel, die nach meinem Verständnis nur eine ungefähre Idee, aber keine durchdachte Struktur aufweisen, tragen zusätzlich zur Verwirrung bei. Eine Chronologie der Ereignisse gibt es auch nur so in etwa, aber meistens wird wild durcheinander erzählt. Trotz dessen bin ich mir sicher, dass dieser Blick über den Tellerrand oder viel mehr auf die andere Seite unseres eigenen Tellers jeder interessierten jungen deutschen Frau gut tut. Denn wer verstehen will muss erstmal still sein und zuhören, wenn jemand von seinen Erfahrungen erzählt, der täglich mit der Thematik konfrontiert ist ob er nun will oder nicht. Eine sehr subjektive Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und Integration, aber das haben Autobiografien nun mal so an sich.
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