Cover des Buches Midnight Girl - Das Lied des Feuervogels (ISBN: 9783641156138)
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Rezension zu Midnight Girl - Das Lied des Feuervogels von Melissa Grey

Tolle Charaktere, kleine Schwächen in der Ausführung

von TigorA vor 8 Jahren

Rezension

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TigorAvor 8 Jahren
Darum geht es:

Echo ist ein Waisenmädchen, ein Schicksal, das sie bereits in sehr jungen Jahren für sich gewählt hat, als sie von Zuhause weglief um fortan in einer Bibliothek zu leben und sich mit kleinen Diebstählen durchs Leben zu schlagen. Doch sie wird von der Ala gefunden. Ala ist eine Avicin, ein fantastisches Mischwesen, halb Mensch, halb Vogel. Und sie nimmt Echo mit in das Versteck der Aciven in dem sie fortan aufwächst. Ihre Fähigkeiten als Meisterdiebin hat Echo über die Jahre weiter ausgefeilt und wird nun auch regelmäßig von ihrer Ziehmutter ausgeschickt um bestimmte Artefakte zu finden. Unter anderem Hinweise, die zum Feuervogel führen sollen. Ein Geschöpf, das die Macht haben soll, den Frieden zwischen den Avicen und ihren ärgsten Feinden, den Drakharin, wieder herzustellen. Doch auf einer dieser Missionen gerät Echo in feindliche Gefangenschaft und ausgerechnet der Drachenprinz Caius rettet sie. Was steckt dahinter? Und gibt es wirklich einen Feuervogel?


So fand ich es:

Man merkt schon anhand des Inhalts, das mit diesem Buch das Rad nicht neu erfunden wurde. Vieles erinnert stark an die 'Zwischen den Welten'-Trilogie von Laini Taylor und auch während des Lesens ist mir das immer wieder aufgefallen, dass es gewisse Parallelen gibt. Allerdings hat mich auch gerade dieser Vergleich zwischen den Büchern so gereizt danach zu greifen, weil ich 'Zwischen den Welten' grandios fand und gerne wieder etwas in diese Richtung lesen wollte.

Der Einstieg in die Geschichte hat mir an sich gut gefallen. Ein kurzer Ausschnitt aus Echos Vergangenheit und dann der Sprung in die Gegenwart, wo die Meisterdiebin gleich in vollem Einsatz gezeigt wird. Auch die Lebensweise der Avicen lernen wir ein wenig kennen. Allerdings hätte es für meinen Geschmack noch etwas detailierter sein können. Ich konnte mir vieles gar nicht so richtig vorstellen. Über den Ort an dem sie leben, habe ich so gut wie gar kein Bild im Kopf, selbst wie diese Mischwesen aussehen, bleibt für mich nur eine Ahnung. Die Autorin spart doch recht stark an Beschreibungen. Ich kann mich nicht einmal erinnern gelesen zu haben, welche Haar- und Augenfarbe Echo hat. Von den Drakharin habe ich eine etwas bessere Ahnung, da Echo durch ihre kurze Gefangenschaft - und dadurch, dass auch Prinz Caius häufig zu Wort kommt - natürlich auch alles neu erlebt. Aber ingesamt fand ich diese Tatsache leider etwas unbefriedigend und ist definitiv das größte Manko des Buches.

Die Charaktere waren hingegen toll ausgearbeitet und ich habe sie schnell ins Herz schließen können. Echo ist eine taffe junge Frau mit einem Geheimnis, welches sie aber selbst erst entdecken muss. Zur Seite steht ihr ihre beste Freundin Ivy, eine ruhige, bedächtige Avicin um die sich Echo aber auch sehr sorgt. Und ihr humorvoller Freund Rowan, mit dem sie seit kurzem erst in einer Beziehung ist. Er wird zum Krieger ausgebildet und dementsprechend sieht sie ihn nicht so oft.
Aber auch Echo ist viel für die Ala unterwegs. Dabei bedient sie sich einem magischen Schattenstaub, mit dem sich Portale zu anderen Orten öffnen lassen, an denen sie dann diverse Dinge ergaunert. Allerdings begegnen ihr auch viele Avicen mit Skepsis. So richtig akzeptiert wurde sie als Mensch unter den Avicen nie.

Unterschwellig brodelt die Fehde zwischen den Avicen und den Drakharin. Anfangs gar nicht wirklich präsent, wird sie plötzlich allgegenwärtig, als Echos Freundin Ivy von den Drachen-Mischwesen gefangen genommen wird. Und auch Echo macht eine unliebsame Begegnung mit Dorian, einem Offizier des Drachenprinzen. Bald danach begegnet sie auch schon Caius, der sich allerdings als Söldner ausgibt und ihr und Ivy zur Flucht verhilft. Denn auch Caius kann aus einem bestimmten Grund nicht länger in der Burg bleiben. Sein treuer und pflichtbewusster Offizier Dorian weicht ihm dabei nicht von der Seite und Echo muss sich etwas überlegen wie sie sich, Ivy und die zwei Drakharin vor Angriffen aus beiden Völkern versteckt. Sie kommen daraufhin bei Jasper unter, einem Avicen, der wie Echo Berufsdieb ist und als Einzelgänger lebt. Gemeinsam wollen sie nun herausfinden, wo der Feuervogel ist, um den Krieg zwischen den Völkern aufzuhalten.

Bis hier hin eine ganz unterhaltsame Geschichte, auch spannend, mit Perspektivwechseln und durchaus gut erzählt, so dass man weiter lesen möchte. Allerdings gestaltete sich der Mittelteil des Buches etwas zäh, denn was die Autorin an Beschreibungen bei Orten, dem Aussehen von Leuten und Ursachen von Konflikten einspart, das legt sie voll und ganz in die zwischenmenschlichen Beziehungen und Gefühle. Es ging sehr viel darum, wie welcher Charakter auf wen reagiert, wer in wen verliebt ist und wer nicht. Das war zwar irgendwie auch ganz süß, aber auf die Dauer dann doch zu unwesentlich. Das hätte man etwas abkürzen können und dafür das, was gefehlt hat, ergänzen können. So bekam der ganze Aufbau der Story ein leichtes Ungleichgewicht. Geht es nun um die Beziehungen der Charaktere oder doch um den Krieg und die Suche nach dem Feuervogel?

Zum Ende hin nahm die Geschichte dann wieder ordentlich an Fahrt auf und wurde nochmal richtig spannend. Auch wenn man sich natürlich auch so einiges schon denken konnte. Aber es hat mich gut unterhalten und es gab auch durchaus nette Ideen, die mein Interesse an dem Buch hochgehalten haben. Aber es lebt wirklich eindeutig von den Charakteren.


Mein Fazit:

Ein solides Fantasy-Buch, mit interessanten Wesen, liebenswerten Charakteren aber auch ein paar kleinen Schwächen. Insgesamt hatte ich Spaß beim Lesen, aber ein paar Details hätten besser ausgearbeitet sein können und was Neues war es auch nicht wirklich, wirkte stellenweise sogar ein wenig abgekupfert. Ich hoffe einfach, dass Band 2 in eine andere Richtung gehen wird. Neugierig, wie es mit Echo weiter geht, bin ich nämlich schon.

3,5 Sterne von mir
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