Melissa Jacoby

 3,6 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf von Melissa Jacoby

Melissa Ann Jacoby wurde in Palo Alto, Kalifornien, USA geboren. Ihre berufliche Karriere absolvierte sie zwanzig Jahre lang als Art Directorin für einen großen Verlag in New York. Für ihr Debüt »Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit« welche 2011 veröffentlicht wurde, konnte sie auf ihre eigene Familiengeschichte zurückgreifen, denn ihr Großvater war Bestattungsunternehmen, ihr Vater ein mathematisches Genie. Sie lebt heute in New Jersey.

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Neue Rezensionen zu Melissa Jacoby

Cover des Buches Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit (ISBN: 9783426199022)
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Rezension zu "Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit" von Melissa Jacoby

Rezension zu "Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit" von Melissa Jacoby
Babschavor 10 Jahren

Ein Buch, das wie ein frisch gezapftes Bier als erhoffter Genuss für alle Sinne aufgeschlagen wurde, endet als schale, abgestandene Flüssigkeit, von der man keinen Schluck mehr nehmen möchte. Warum bloß? Weil hier die Chance vertan wurde, aus der interessanten Buchidee, nämlich der Charakter- und Persönlichkeitsstudie eines hochintelligenten Achtzehnjährigen aus High Grove, Illinois, der mit fünfzehn von der Highschool auf die Chicago University wechselt und als Star der mathematischen Fakultät jetzt unmittelbar vor seinem krönenden Abschluss die Brocken komplett hinschmeißt, einen richtig guten Roman zu machen, der den Leser fesselt und die komplizierten Gedankengänge des Hautprotagonisten hautnah nachvollziehen lässt. Stattdessen verwässert das Ganze nach einem gelungenen Auftakt in einer typisch amerikanischen Familiengeschichte voller historisch gewachsener Zwiste, Missverständnisse und unterdrückter Wut, die sich irgendwann Bahn brechen. Die Männer in der Familie stoisch, schweigsam und schicksalsergeben wie Westernhelden, die Frauen überdreht, depressiv oder eiskalte Karrieremütter. Stereotypen eben. Und damit wird der tragende Handlungsstrang trotz der zur Erhellung geplanten Rückblenden bis zum abrupten, etwas konstruiert wirkenden Abschluss im Sinne einer familiären Vergangenheitsaufarbeitung leider zunehmend vorhersehbar, die Spannung geht verloren und die Lektüre wird damit beliebig und ermüdend. Schade. Insbesondere die problematische Hauptperson des Theodor Mead Fegley, von klein auf gemobbter Nerd ohne Freunde und bar jeder Sozialkompetenz, zusammengesetzt aus Schüchternheit und Unverstandensein und nur getrieben von seinem mathematischen Forscherdrang, bleibt bis zuletzt in sich widersprüchlich und erfährt aus meiner Sicht (damit wohl abweichend von anders lautenden Einschätzungen) keine Weiterentwicklung oder innere Läuterung, zumindest ist dies für mich nicht erkennbar. Autor wie führende Figur bewegen sich unablässig im Kreis. Ich fand das Buch in seiner Gesamtheit unausgegoren und enttäuschend. Zwei Sterne für die Idee und vereinzelte starke Momente.

Kommentare: 2
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Cover des Buches Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit (ISBN: 9783426199022)
elliehwinters avatar

Rezension zu "Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit" von Melissa Jacoby

Rezension zu "Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit" von Melissa Jacoby
elliehwintervor 12 Jahren

Die verschiedensten Ereignisse, Personen und Gegenstände beeinflussen jeden Einzelnen auf die eine oder andere Art und Weise. Die Hauptfigur von Jacoby, Theodore Mead Fegley, wird insbesondere von seiner Mutter, seinem Vetter Percy, einer kleinen weißen Labormaus, Prof. Dr. Alexander und dem Studenten David Weinstein geprägt. Jeder von ihnen trägt auf seine Weise dazu bei, dass Mead lernt sein Leben selbst zu bestimmen.

Meads Mutter erkennt früh, dass in ihrem Sohn ein Genie schlummert und tut alles, um seine Ausbildung voranzutreiben, dabei ergreift sie so manche extreme Maßnahme, die Mead an dem Wort Mutterliebe zweifeln lassen. Nachdem er so mehrere Schuljahre überspringen konnte, landet er an der Universität von Chicago. Zum ersten Mal ist er ohne seine Familie und beginnt zu entdecken, welchen Einfluss andere auf ihn haben. Ganz nebenbei ist Mead von der Mathematik geradezu besessen und vergisst regelrecht zu leben. Aber das ändert sich alles kurz vor seinem Abschluss, als Mead beschließt das College aufzugeben und Bestatter im Familienbetrieb zu werden.

Die Handlung des Romans ist für den Leser erst mit der letzten Seite wirklich schlüssig, was das Lesen eindeutig erschwert. Die Ereignisse werden nämlich nicht chronologisch dargestellt und so ist erst das letzte Kapitel der Ursache für Meads Studienabbruch gewidmet. Mead selbst ist ein schwer zu fassender Charakter und blieb für mich bis zum Schluss rätselhaft, weil man eben nicht genau erfuhr, was seinen Sinneswandel ausgelöst hat. Aber das Buch lebt von dieser Hauptfigur und es ist schade, dass man sie erst zum Schluss durchschaut hat. Dann ist keine Gelegenheit mehr da, um Mead so richtig kennenzulernen – ich hätte ihn jedenfalls gern noch über das Buch hinaus begleiten wollen.

Insgesamt ist das Buch jedoch gut lesbar, angenehm abwechslungsreich und mit liebevoll vorgestellten Nebenfiguren gespickt. Das empfinde ich als außergewöhnlich, denn häufig werden die kleineren Charaktere schnell eingeführt und bleiben zu blass. Jacoby hat ein gutes Gespür für die Balance zwischen den einzelnen Figuren und das macht es interessant ihr Buch zu lesen. Der deutsche Titel und das Cover waren für mich jetzt nicht allzu ansprechend. Der Roman ist in jedem Fall lesenswert, obwohl seine Hauptfigur etwas undurchschaubar wirkt und das Ende zu abrupt kommt.

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Cover des Buches Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit (ISBN: 9783426199022)
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Rezension zu "Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit" von Melissa Jacoby

Rezension zu "Der verführerische Charme der Durchschnittlichkeit" von Melissa Jacoby
Lesefreund6203vor 12 Jahren

Dazugehören

Mead möchte zur Zeit nur eins: Dazugehören. Endlich nicht mehr so offenkundig anders sein und, leider, beständig auch so behandelt werden. Seit seiner Kindheit geht das so. Die Mutter drangsaliert ihn, nimmt ihm die Luft zum Atmen, andere Kinder, Mitschüler, Bewohner der kleinen Stadt, in der aufwächst, alle fremdeln mit ihm und er in weiten Teilen auch mit ihnen.

Mead ist eines jener hochbegabten Kinder, die zum Glück in der Moderne weitestgehend als solche erkannt werden können, deren Probleme im Umgang mit der Umwelt dadurch aber nicht wirklich gelöst werden. Klassenweise überspringt er in der Schule seine Mitschüler, studiert seit längerem Mathematik, steht kurz vor dem Abschluss, aber jetzt reicht es ihm.

„Er weiß, dass er sich paranoid verhält, aber er kann nicht anders“, ist ihm klar, als er den Bahnhof seiner Heimatstadt in Illinois erreicht und sich auf den Weg zum elterlichen Haus macht. Dort, wo auch nicht nur eitel Sonnenschein auf ihn wartet, sondern seine Mutter wie ein Monster „direkt hinter ihm kauert“. Seit er in der siebten Klasse es einmal wagte, in einer Arbeit nur ein befriedigend zu erreichen, zeigt ihm seine Mutterwas sie von ihm erwartet: Mehr, mehr und nochmals mehr.

Diese innere Lebenssituation verfolgt Melissa Jacoby im weiteren Verlauf des Buches von zwei Seiten aus. Zum einen wirft sie einen atmosphärisch dichten Blick auf die Kindheit, das Heranwachsen Meads, seine ständigen Fremdheiten mit den Menschen und der Welt um ihn herum und zugleich entfaltet Jacoby mehr und mehr das gegenwärtige Verhalten Meads. Warum ist er nun zu Hause? Warum geht es ihm nun darum, ein „ganz normales“ Leben im elterlichen Betrieb führen zu können und nicht mehr vor hochgelehrten Professoren sein Wissen und seine überragende Intelligenz darzulegen? Durchaus verschiedene Ebenen von Motiven treten hier in den Raum, eindimensional und damit einfach einzuordnen wird das Verhalten Meads bis zum Ende des Buches nicht sein. Auch die Rolle seines vermeintlichen Freundes David wird lange im unklaren bleiben, aber entscheidende Bedeutung haben.

Schon von Beginn an kann der Leser sicherlich ahnen, warum die Durchschnittlichkeit gerade für Mead einen „verführerischen Charme“ in sich trägt. Wie sehr es ihn danach drängt, einfach ein ganz normaler Teil einer ganz normalen Welt zu sein. Diese innere Sehnsucht versteht Melissa Jacoby, eindrucksvoll vor Augen zu führen. Ebenso gelingt es ihr, die Motive der andren Personen des Buches zu verdeutlichen. Dass die Mutter kein „sechsbeiniges, krallendes Monster“ ist, sondern durchaus Gründe für ihr Verhalten hat, dass wird sich herausstellen. Wird Mead das irgendwann verstehen können? Wird er Zugang auch zu David finden, der durchaus (aus eigenen Motiven heraus) Interesse an Mead zeigt und doch einer jener sein wird, den Mead bis fast zum Ende des Buches hin nur kritisch betrachten kann? Und das zu Recht, denn um jenen David herum wird sich ein weiterer Erzählstrang ranken, der gar Anteile eines Kriminalromans in sich trägt.

Ein wenig wirr ist es schon im Verlauf des Buches, das viele hin und her, der zynische Mead, die vielen Erlebnisse und unklaren Zordnungen der Personen, die sich erst zum Ende des Buches hin (und auch das nur ein wenig) auflösen werden. Andererseits sind die Figuren durch Melissa Jacoby lebensecht und nachvollziehbar gestaltet. Das Dilemma Meads ist der einwandfrei erkennbare, rote Faden der Geschichte und neugierig ist und bleibt der Leser durchaus, was denn nun genau den Sinneswandel und die „Flucht“ von der Universität ausgelöst hat und wie sich all diese Verbindungen untereinander letztlich erweisen werden.
Das Buch bietet eine umfangreiche Innenschau auf das nicht einfache Leben eines Hochbegabten, eingebunden in eine durchaus anregende Geschichte voller verdeckter Motive und durchaus gar einem mordverdächtigen Todesfall. Bis dahin, dass sich Mead entscheiden muss, etwas für einen anderen zu tun, ganz am Ende des Buches und damit in eine wirkliche, innere Verbindung treten könnte. Trotz einiger Längen und Unklarheiten eine interessante Lektüre.

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