Rezension zu "Eisschleckküsschen (Chick Lit Liebesroman): Summer, Beach & Love" von Melody Rose
"Eisschleckküsschen" von Melody Roseberry hat mich allein schon wegen seines Titels angezogen. Irgendwie exotisch und doch süß. Die Lust auf eine sommerliche Urlaubsgeschichte hat den Lesewunsch dann besiegelt.
Die Geschichte erlebt der Leser aus der Perspektive von Haily, die von Männern momentan nur eines will: Sex. Sie arbeitet für ein Onlinemagazin, hat keinen Anschluss zu ihrer Familie und wenige bis gar keine Freunde. Sie genießt ihr Leben aber trotzdem so gut sie kann und holt sich ihren Spaß, wo sie ihn bekommen kann. Ihr freizügiges Leben ist eine offensichtliche Fassade, die sie sehr lange aufrecht erhält.
Roseberry hat mit Haily eine sehr eigenständige Protagonistin erschaffen, die mit ihren Ängsten und Problemen alleine klar kommen will und die außer Männer zum Sex niemanden an sich ran lässt. Emotional ist sie völlig abgeschottet und mir fiel es schwer sie als normalen Menschen einzustufen. Mir ging Haily am Anfang der Geschichte mit ihrer Art wirklich auf den Keks, da sie mir zu aufgesetzt rüberkam. Ihr Sexleben ist sehr ausschweifend und sie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. So sehr ich auch selbstständige Frauen mag, hat Haily es für meinen Geschmack einfach zu weit getrieben.
Als sie sich auf den Weg in den Urlaub nach Italien machen möchte, trifft sie ihren One Night Stand Ben wieder, der sich zwar locker und lässig gibt, aber deutlich zeigt, wie schade er es findet, dass sie nach der gemeinsamen Nacht einfach abgehauen ist. Haily's Flashback an Ben eröffnet dem Leser dabei Ben's neugierigen und liebevollen Charakter, dem man anmerkt, wie sehr er Haily kennen lernen möchte.
Ebenfalls mit dabei sind Ben's Freunde Lisa und Dennis, die seit elf Jahren ein Paar sind.
Haily fühlt sich ziemlich überfordert und sie macht Ben deutlich, dass sie nichts von ihm möchte. Bei Dennis punktet sie damit absolut nicht, nur Lisa versucht Haily als Freundin zu gewinnen.
Die Charakterentwicklung ist ein Hin und Her, was manchmal schwer nachzuvollziehen war. Haily ist sehr angetan von Ben und zwingt sich dazu ihn nicht zu mögen, während Ben einen ziemlich ruhigen Eindruck bei mir hinterlässt. Er will Haily zu nichts zwingen, aber durch seine freundliche und fürsorgliche Art macht er es ihr nicht leicht zu widerstehen. Und der wahnsinnig tolle und heiße Sex ist auch nicht zu verschmähen.
Roseberry hat beiden Hauptpersonen einen geheimnisvollen Hintergrund erschaffen. Bei Ben erfährt der Leser früh, was er erlebt hat. Bei Haily lässt sich die Autorin ein wenig mehr Zeit und entblößt die bittere Wahrheit nur scheibchenweise. Für weitere Sympathiepunkte reichte es dann aber doch nicht wirklich. Haily habe ich nie ganz verstehen können. Sie ist mir zu flippig zwischen extrem selbstbewusst und ängstlich.
Dass sich Haily und Ben kennen gelernt haben war aber kein Zufall und so kommt neben den tollen erotischen Szenen auch endlich Romantik auf, die dieser Beziehung neue Perspektiven eröffnet. Zu Beginn steht zu viel Widerwillen und Sex im Mittelpunkt, was ein wenig nervig war. Die beiden kennen sich kaum und gehen auf eine Weise miteinander um, als wäre das völlig egal. Ich mag sowas, aber ich mag auch die Charaktere kennen lernen und das war bis Mitte des Buches kaum möglich. Dann aber dreht die Geschichte richtig auf und ich habe mich wohl mit den beiden gefühlt, als sei die Normalität wieder da und die Charaktere offener füreinander und für mich als Leser.
Ben und Lisa sind dabei Charaktere, die man schnell in ihr Herz schließen kann. Aufopferungsvoll trotz eigener Probleme, die sie gut überspielen oder verpacken können. Haily und Dennis sind eher verschlossen und kommen nur aus sich raus, wenn jemand auf sie zugeht.
Roseberry hält den Schreibstil sehr oft kurz und effektiv, durch den einzelnde Wörter ins Rampenlicht geschoben werden, die die Emotionen hervorheben und mir den Lesefluss leichter gemacht haben.
"Eisschleckküsschen" ist eine süße und liebevolle Urlaubsgeschichte voller Geheimnisse und Charakteren, die sich selbst neu entdecken und über Grenzen gehen müssen. Der Leser darf sich treiben lassen und viel Sonne und heißen Sex genießen. Trotzdem kommt die Dramatik nicht zu kurz und sorgt für spannungsvolle Momente. Ich habe mich nicht sofort von der Geschichte beeindrucken lassen, sondern den langsamen Weg gewählt, bei dem mir die letzten hundert Seiten richtig gefallen konnten.
Das Ende wird auch nicht "plump" erzählt, sondern ausschweifender und mit viel Romantik.