Cover des Buches Als ich Amanda wurde (ISBN: 9783423717496)
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Rezension zu Als ich Amanda wurde von Meredith Russo

Ein Buch, das mich berühren konnte

von SillyT vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein ganz besonderes Buch, bei dem man die eigene Erfahrung spürt

Rezension

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SillyTvor 7 Jahren
Als Amanda zu ihrem Vater in ein kleines Örtchen in Tennessee zieht, weiß niemand dort etwas von ihrer Vergangenheit. Das junge Mädchen hat nämlich schon einige Erfahrungen hinter sich, unter anderem ein Selbstmordversuch vor drei Jahren. Dieser hatte auch einen Hintergrund, den Viele in ihrer Umgebung nicht verstanden, denn Amanda war damals noch Andrew. Ein Mädchen gefangen im Körper eines Jungen. Doch Amanda hat es geschafft und hat ihre Angleichung vom Jungen zum Mädchen hinter sich. In ihrer Heimat stösst sie auf Missverstädnis und wird mehr als einmal angegangen und verprügelt. Bei ihrem Vater zu leben, scheint die letzte Lösung ihres Problems. Hier fühlt sie sich zum ersten Mal glücklich und verstanden, auch wenn niemand ahnt, wer sie ist. Als sie Grant kennenlernt, verliebt sie sich zum ersten Mal und es scheint, als wäre sie endlich angekommen.
Meine Meinung:
Zufällig entdeckte ich dieses Buch auf Facebook in einer Werbung für eine Blogtour. Das Thema Transgender ist mir noch nie in einem Buch begegnet und ich fand es gleich so interessant, dass ich hier einfach mehr erfahren musste. Ich muss sagen, dieses Buch ist etwas ganz besonderes, denn die Autorin Meredith Russo, selbst eine Transgender, widmet sich hier mit sehr viel Gefühl dem Thema und man spürt, dass hier viele eigene Gedanken und Emotionen mit eingeflossen sind. Die ein oder andere Freiheit hat sich die Autorin herausgenommen, in dem sie hier z. B. Amanda schon als Teenager die Anpassung des Geschlechts zugesteht, aber ich denke, dadurch wird vor allem der Bereich Mobbing noch einmal eindrücklicher und intensiver und auch jüngere Leser können sich hier sehr gut in das Geschehen einfühlen und vielleicht auch so manch eine Handlung überdenken.
Wie dem auch sei, Als ich Amanda wurde ist eine fiktive Geschichte und doch konnte diese mich völlig in ihren Bann ziehen. Meredith Russo hat einen sehr gefühlvollen, weichen Schreibstil und versteht es sehr gut, mit wenigen Worten Gefühle und Gedanken zu beschreiben. Sie schreibt sehr flüssig und gut verständlich und auch wenn ich zugeben muss, dass ich diese tief liegenden Gefühle und Gedanken in einem fremden Körper zu sein, nicht wirklich begreifen kann, schafft es die Autorin, es einfach auch für Aussenstehende klar zu machen.
Richtig gut gelungen sind die verschiedenen Rückblicke auf Situationen, die Amanda leider erleben musste. So erzählt sie von dem häufigen Unverständnis ihrer Mitschüler, über das Mobbing, das man an ihr ausübte, aber auch über die Ablehnung oder eher das Unverständnis der eigenen Familie. Dies alles klingt so absolut authentisch, dass für mich Amanda richtig greifbar wurde. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, allein weil ich die ganze Zeit hoffte, dass es Amanda in ihrem "neuen" Leben bei ihrem Dad gelingen würde, wieder glücklich und frei zu sein.
Amanda erzählt hier in der Ich-Perspektive und dadurch fällt es sehr leicht, sich mit ihr verbunden zu fühlen und die Welt durch ihre Augen zu betrachten. Sie wurde mir richtig nahe gebracht und ich fühlte mich so wohl mit ihr, dass ich mir gut vorstellen könnte, mit Amanda befreundet zu sein.
Amanda ist nämlich durchweg eine besondere Protagonistin, nicht nur, dass sie im falschen Körper geboren wurde und dadurch auf viel Missverständnis in ihrer Umgebung trifft, macht sie zu etwas besonderem, sondern eher ihre Art. Sie ist ein wirklich toller Mensch, der ohne jemanden zu verurteilen das Gegenüber annimmt. Ich habe mich absolut mit ihr mitfreuen können, dass sie an der neuen Schule so gut angenommen wird und endlich, zum ersten Mal in ihrem Leben, auf gleichaltrige Freunde trifft. Amanda ist durchweg etwas besonderes und konnte mich mit ihrer liebevollen Art mitnehmen in ihrer Geschichte.
Aber auch die Nebencharaktere sind hier glaubwürdig und gelungen. Zwar legt Meredith Russo hier nicht so sehr den Tiefgang in den Vordergrund, lässt sie dafür aber absolut glaubhaft agieren und interagieren. Sei es Amandas Vater, den ich hier ebenso verstehen konnte, wie auch Amandas Mutter und die hier kurz, aber intensiv ihre persönlichen Eindrücke Amanda schildern. Auch die Teenager an ihrer Schule sind gut dargestellt und hier konnte Amanda zum ersten Mal erleben, dass auch hier manch einer etwas zu verbergen hat. Bee, Amandas beste Freundin, hat in mir sehr widersprüchliche Gefühle hervorgerufen. Warum möchte ich allerdings nicht verraten.
Mein Fazit:
Ein Buch, dessen Umsetzung mir sehr gut gefallen hat und mit dem Meredith Russo sehr gut die Gefühlswelt Amandas dargestellt hat. Diese Geschichte zeigt wieder einmal sehr eindrücklich, dass Menschen immer noch verurteilen und nicht mit anderen umgehen können, wenn diese nicht dem Standard entsprechen. Akzeptanz sollte doch eigentlich in unserer Zeit möglich sein, aber leider ist es immer noch so, dass anders zu sein, ausgrenzt. Ich hoffe, dass dieses Buch noch viele Menschen erreicht, allein um zu zeigen, dass da ein Mensch hinter dem anders sein steckt, der einfach nur, wie jeder, akzeptiert und geliebt werden möchte. Das Buch ist dank der jungen Protagonistin auch durchaus für jüngere Leser geeignet, aber auch mich konnte die Autorin mit ihrer Geschichte abholen, überzeugen und fesseln.
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