Ein junges Mädchen bringt sich um und niemand kann verstehen, warum sie das getan hat. Was setzte Ebba so zu, dass sie nicht mehr leben wollte und stattdessen den Strick gewählt hat? Ihr Vater und ihre Mutter versuchen zu verstehen, dabei verstehen sie nicht mal sich selbst...
Der Roman ist so strukturiert, dass als erstes Johan, Ebbas Vater, zu Wort kommt. Er führt ein stilles Zwiegespräch mit seinem toten Kind und versucht zu ergründen, was in ihrem Leben derart schief gelaufen sein könnte. Er erzählt davon, wie er ihre Mutter kennenlernte, wie groß diese Liebe war und wie groß die Enttäuschung, als er merkte, dass diese Ehe nicht gut für ihn war. Er erklärt seiner geliebten Ebba, was ihn bewegt, wie er sich sieht, ihre Mutter, das gemeinsame Leben und das Leben nach der Trennung.
Danach darf der Leser in Judiths Gedanken sehen, die die Leiche ihrer Tochter identifizieren musste. Er erfährt von ihrem Hass, ihrer Eifersucht, aber auch von ihrer Liebe zu Ebba und ihrer tiefen Einsamkeit, die nun kaum noch aufgehalten werden kann, wo ihr Kind nicht mehr an ihrer Seite ist.
Am Ende treffen Johan und Judith aufeinander, am Vorabend der Beerdigung und das ist auch der Punkt, an dem das Buch endgültig kippt. Bisher waren die philosophierenden Gedanken der Figuren vielleicht ein bisschen überhöht, aber man konnte ihnen doch noch folgen. In der Begegnung der Eltern liegt aber nun so viel Unnatürliches und Albernes, dass es kaum auszuhalten war.
Dieses Buch ist ein gutes Beispiel dafür, wie man eine Geschichte verderben kann, indem man versucht, zu philosophisch und tiefgründig zu klingen. Man spürt mit jeder Seite mehr, dass die Autorin etwas Besonderes schreiben wollte, doch leider merkt man der Geschichte diesen starken Wunsch, etwas Außergewöhnliches erschaffen zu wollen, auch überdeutlich an. Sie wirkt zu gewollt und diese besondere Tiefe der Emotionen wirkt künstlich. Mit dieser Unnatürlichkeit hat Merete Morken Andersen ihre Geschichte und die Authentizität ihrer Figuren zerstört. Was da so philosophisch und vergeistigt klingen will, sind doch letztlich nichts weiter als leere Worthülsen mit scheinbar gutem Klang, jedoch ohne Essenz. Es ist anstrengend, den hochtrabenden Gedanken der Figuren zu folgen, die insgesamt einfach so realitätsfern und albern wirken.
Für mich ein klassischer Fall von Intellektuellen-Literatur, die hochtrabend klingt, im Grunde aber doch nur leeres Geschwätz ist.