Mal wieder habe ich hiermit ein Buch aus dem Regal befreit, welches dort schon echt lange ungelesen stand. Leider war es aber nicht wirklich mein Buch und obwohl ich die Charaktere interessant fand und der Schreibstil auch okay war, hat mich die Geschichte so gar nicht abgeholt.
Die 12-jährige Minou ist eine wirklich sehr sympathische Protagonistin, welche die Ereignisse aus ihrer Sicht erzählt. Sie lebt zu Beginn der Geschichte auf einer kleinen Insel zusammen mit ihrem Vater, Priester, Kistenmann und dessen Hund Namenlos. Vor einem Jahr ist ihre Mutter spurlos verschwunden und jetzt findet Minou einen toten Jungen am Strand.
Bedauerlicherweise ist die Geschichte aber nicht wirklich lesenswert. Sie beginnt damit, dass Minou den Jungen findet und wechselt dann ständig zwischen der Zeit vor dem Verschwinden der Mutter und dem Jetzt hin und her, wobei sich kein roter Faden zeigt und Fragen aufgeworfen, aber niemals aufgelöst werden. So erfährt man nie, was wirklich mit der Mutter geschehen oder wie der Junge auf die Insel gekommen ist. Es werden nur immer wieder kleine Anekdoten erzählt, den Rest muss man sich denken oder auch nicht. Dabei ist die ganze Geschichte weder unterhaltsam noch irgendwie spannend. Dafür ist sie überladen mit Philosophie, welche aber größtenteils auch nicht weiter vertieft wird. Man braucht für sie also ziemlich viel Fantasie, welche sich Minous Mutter immer auf die Fahne geschrieben hat.
Wie schon erwähnt, fand ich die Charaktere in diesem Buch immerhin ziemlich interessant, aber auch nicht wirklich realistisch gezeichnet, eher sehr fantasievoll und etwas skurril. Damit passen sie allerdings ganz gut zur Geschichte. Minou strickt gern und ist bereits sehr selbständig. Sie glaubt daran, dass ihre Mutter noch lebt. Ihr Vater wirkt sehr in seiner eigenen Welt, ist auf den Spuren der großen Philosophen unterwegs, aber mehr erfährt man nicht von ihm. Dann ist da noch Kistenmann, von welchem man nach und nach erfährt, dass er, seinem Namen nach, Kisten herstellt für Zauberer und Zirkusse auf der ganzen Welt. Der Priester hingegen backt gern Brezel, warum oder für wen, wird niemals aufgeklärt. Und Namenlos ist einfach nur ein süßer Hund, der für Minou einen tollen Begleiter und Freund abgibt, aber eigentlich zu Kistenmann gehört. Am interessantesten fand ich allerdings Minous Mutter, die mit ihrem freien Geist gar nicht so richtig auf die Insel zu passen scheint. Sie ist eine Künstlerin und versuchte, immer das Glück ins Haus zu bringen.
Namen, außer dem von Minou, erfährt man in diesem Buch nicht, ebenso wenig, auf welcher Insel wir uns befinden, in welcher Zeit die Geschichte spielt und warum auf der Insel zwar eine Kirche steht, aber gerade mal vier Menschen und ein Hund darauf wohnen.
Alles in allem bekommt man hier eine Geschichte, bei welcher man sich das Meiste einfach selbst zusammenreimen muss, Vermutungen aufstellen und abwägen, warum was geschieht. Dabei war der Schreibstil zumindest gut genug, dass ich recht schnell durch die Geschichte hindurch gekommen bin, obwohl die Handlung eben sehr verwirrend und teils sogar langweilig war. Dafür waren die Charaktere immerhin etwas, worauf man hätte aufbauen können.