Mia Couto

 4,3 Sterne bei 25 Bewertungen
Autor*in von Der Kartograf des Vergessens, Unter dem Frangipanibaum und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Mia Couto, geboren 1955 als Sohn portugiesischer Einwanderer in Beira, Mosambik, gehört zu den herausragenden Schriftstellern des portugiesischsprachigen Afrika. Mehrere Jahre war er als Journalist und Chefredakteur der Zeitungen Tempo und Notícias de Maputo tätig. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, Erzählungen und Gedichte. Für sein Werk wurde Couto mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2013 mit dem Prémio Camões, 2014 mit dem renommierten Neustadt-Literaturpreis und 2020 mit dem Jan-Michalski-Preis. Mia Couto lebt in Maputo.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Mia Couto

Cover des Buches Der Kartograf des Vergessens (ISBN: 9783293006119)

Der Kartograf des Vergessens

(7)
Erschienen am 11.09.2023
Cover des Buches Unter dem Frangipanibaum (ISBN: 9783293305403)

Unter dem Frangipanibaum

(6)
Erschienen am 10.10.2015
Cover des Buches Das Geständnis der Löwin (ISBN: 9783293207295)

Das Geständnis der Löwin

(4)
Erschienen am 09.02.2016
Cover des Buches Asche und Sand (ISBN: 9783293005693)

Asche und Sand

(2)
Erschienen am 29.03.2021
Cover des Buches Imani (ISBN: 9783293208315)

Imani

(2)
Erschienen am 18.03.2019
Cover des Buches Das schlafwandelnde Land (ISBN: 9783293408340)

Das schlafwandelnde Land

(2)
Erschienen am 10.10.2015
Cover des Buches Jesusalem (ISBN: 9783884234624)

Jesusalem

(1)
Erschienen am 10.03.2014
Cover des Buches A Varanda do Frangipani (ISBN: 9789722110501)

A Varanda do Frangipani

(0)
Erschienen am 01.01.1996

Neue Rezensionen zu Mia Couto

Cover des Buches Das Geständnis der Löwin (ISBN: 9783293207295)
A

Rezension zu "Das Geständnis der Löwin" von Mia Couto

Almut_Scheller_Mahmoud
Die Macht der Magie, der Mythen und der Geister

Mia Couto ist hierzulande nicht sehr bekannt. Das ist bedauerlich, schreibt er doch als weißer Portugiese über das hauptsächlich schwarze Mozambik, sein Geburtsland. Er wuchs also in zwei Kulturkreisen auf. Er ist Schriftsteller und Biologe und bewegt sich in zwei verschiedenen Milieus. 

Er lehrt als Professor an der Uni Biologie, bei seinen Feldforschungen schließt er die Geschichten der Bewohner mit ihren Mythen ein, sie sind Grundlage seiner Romane. 



Der Roman beginn mit „Gott war mal eine Frau, der Himmel war noch nicht endgültig fest, Frauen weben seit Jahrtausenden an diesem grenzenlosen Schleier. Wenn eine Frau schwanger ist, kommt ein Stück Himmel dazu, bei Verlust eines Kindes schrumpft das Gewebe.“


Diese Aussage beinhaltet eines der Themen des Romans, fast feministisch, denn er beschreibt die Situation der Frauen im abgelegenen Dorf Kulumani: sie sind unterdrückt und wertlos, taugen nur zur Arbeit, zum Kinderkriegen und für die Gelüste des Mannes. Sie leben, als ob sie begraben wären. 


Archaische Elemente, die Magie der Geister, Traum und Realität, das Diesseits und das Jenseits vermischen sich mit modernen Gegebenheiten: die Ankunft des Jägers in Begleitung eines Schriftstellers. Tradition und Moderne treffen aufeinander, das Hier und Jetzt vermischt sich mit der Macht der Mythen und der Geister aus ewiger Vorzeit. 


Auch hier benutzt Mia Couto wieder alternierende Kapitel: das Tagebuch des Jägers Arcanjo Baleiro und die Versionen von Mariamar. 



Tragische Einzelschicksale verbinden sich mit der Welt des großen Ganzen. Und die Löwenjagd ist ein Beispiel. Couto war im Jahre 2008 bei der Jagd im Norden dabei, als Jäger die Löwen erlegten, die 28 Menschenleben äuf dem Gewissen hatten. Für die Dörfler aber waren es die Geister, die töteten. Aber „Solange die Löwen nicht ihre eigenen Geschichten schreiben, werden die Jäger immer die Helden sein. Denn Geschichtsschreibung ist immer die Geschichte der Sieger“. Die Jagd ist auch ein Symbol der Macht: wer Waffen besitzt, ist mächtig. 


Für Leserinnen und Leser, die tiefer in die afrikanische mythische Welt eindringen wollen, ist der Roman ein guter Einstieg. Dazu muss man sich aber mit dem doch etwas verwirrenden Wechsel der Erzählungen von Arcanjo und Mariamar anfreunden. 


Warum fallen Löwen Menschen an und fressen sie? Sie gehören ja nicht zu ihrem originären Beuteschema. Ein interessantes Detail entdeckte ich bei entsprechender Recherche, abgesehen von Nahrungsknappheit: sie hatten meistens ein desolates Gebiss, so dass sie  „ihr normales Wild“ gar nicht mehr richtig reißen konnten. 


Und warum sollten sie eigentlich keine Menschen töten? Die Menschen töten sie ja auch….

Cover des Buches Der Kartograf des Vergessens (ISBN: 9783293006119)
A

Rezension zu "Der Kartograf des Vergessens" von Mia Couto

Almut_Scheller_Mahmoud
Erinnern und Vergessen

Mia Couto ist hierzulande nicht sehr bekannt. Das ist bedauerlich, schreibt er doch als weißer Portugiese über das hauptsächlich schwarze Mozambik, sein Geburtsland. Er wuchs also in zwei Kulturkreisen auf. Er ist Schriftsteller und Biologe und bewegt sich in zwei verschiedenen Milieus. 

Er lehrt als Professor an der Uni Biologie, bei seinen Feldforschungen schließt er die Geschichten der Bewohner mit ihren Mythen ein, sie sind Grundlage seiner Romane. 


Der vorliegende Roman beschreibt alternierend Verwirrendes in verworrenen Zeiten in einem verworrenen Land in den Jahren 1973 und 2019. Der Dichter Diogo Santiago kehrt auf Anraten seines Arztes in seine Geburtsstadt zurück, um seine Depressionen zu heilen. 

Durch eine Lesung lernt er die Moderatorin Liana Campos kennen, die ihm Dokumente der portugiesischen Geheimpolizei übergibt. Diese helfen ihm und ihr bei der Entwirrung ihrer Erinnerungen und ihrer Leben, denn ihr Großvater war der Inspektor der portugiesischen Geheimpolizei, der seinen Vater verhaftete. 


Dies wird zu einer Reise durch das Dickicht schwarz-weißer Verknüpfungen familiärer, emotionaler, gesellschaftlicher und politischer Art.  Die Einzelschicksale, die alle möglichen Varianten präsentieren – von Liebe und Leidenschaft, von Untreue und Verrat, von Selbstmord und Mord – sind geschickt miteinander verwoben und bilden so ein Sittengemälde der kolonialen Zeit.

Diese Zeit mit ihren Machthierarchien und Massakern ist immer präsent, direkt oder indirekt, denn sie formte die Menschen: die weißen wie die schwarzen. 


Couto gelingt es meisterhaft diese verschiedenen Ebenen darzustellen, so dass man sowohl ein Bild der weißen Gesellschaft damals und heute bekommt als auch eintaucht in die afrikanische Welt mit ihren mythischen Bündnissen. Und doch hätte ich mir mehr Stringenz gewünscht, um den Lesegenuss zu steigern. Die eingefügten, trocken-bürokratischen Dokumente sind zwar aufschlussreich und ein adäquates Hilfsmittel für „das Erinnern und das Vergessen“, aber sie verwirren auch, weil man zu oft zurück blättern muss, um den Schicksalfsäden der Menschen folgen zu können. 


Eine wichtige Lektüre, die zum Nachdenken über den Kolonialismus und seine Auswirkungen bis heute anregt und eben auch über das westliche Konstrukt „Afrika“. (Kleine Fakten zu Mozambik: 1975 unabhängig, 16 jähriger Bürgerkrieg, immer noch eine hohe Analphabetenrate, AIDS war und ist ein Problem. Es werden über vierzig Sprachen gesprochen). 



Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden. Søren Kierkegaard

Cover des Buches Africa (ISBN: 9783822856215)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Africa" von Sebastião Salgado

dunkelbuch
Eine Hommage an Afrika

Diese bemerkenswerte Sammlung aus über 30 Jahren fotografischer Arbeit vereint Sebastião Salgados kraftvolle Schwarz-Weiß-Bilder Afrikas in einem Band. Die Aufnahmen erzählen die Geschichte eines Kontinents, der von Unruhen verwüstet wurde und doch unermesslich reich ist an Geschichte und Kultur. Mit Verständnis und Demut zeigt uns Salgado einige sehr unterschiedliche Regionen, die im Angesicht ökologischer und humanitärer Krisen überleben. 

In zeitlosen schwarz-weiß Bildern zeigt uns Salgado, welche Macht Fotografie ausüben kann. 

Ein gewaltiges, aufwühlendes Werk.

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