Rezension zu "Panda Sex" von Mian Mian
Die Bezeichnung Roman trägt »Panda Sex« meiner Meinung nach völlig zu Unrecht; vielmehr ist es vom Stil her eine Mischung aus Schauspiel und Drehbuch.
Allerdings handelt es sich hierbei um ein sehr, sehr wirres Drehbuch. Sollte ich jemandem wiedergeben, worum es geht, müsste ich gestehen, dass ich höchstens eine Ahnung vom Inhalt bekommen habe ...
»Irgendwelche ziellosen und beziehungsunfähigen Leute ohne Namen sprechen irgendwo in Schanghai (ich mag diese Schreibweise nicht; sie wird aber im Buch verwendet) sehr verworren und pseudo-philosophisch über Liebe und Sex« - soweit meine Inhaltsangabe.
Die Sprache ist recht ungewöhnlich: vollkommen eckige und leidenschaftslose, kurze und dennoch holprige Sätze reihen sich aneinander, ohne dass sich dem Leser eine Handlung erschließen würde. Das ist für einen Roman sehr unschön zu lesen, hat man sich allerdings an den Stil gewöhnt, schleicht sich langsam das Gefühl ein, man würde ein Schauspiel lesen. Gelingt es einem, sich das alles als Theaterstück vorzustellen, entfalten die stakkatoartigen Sätze teilweise doch eine recht eigentümliche Wirkung.
Gleichermaßen interessant wie verwirrend ist es, dass hin und wieder die gleichen Passagen in völlig unterschiedlichen Kontexten und an gänzlich anderen Stellen von verschiedenen Personen gesprochen und somit wiederholt werden.
Die Namensbezeichnungen der Akteure scheinen dabei sogar in expressionistischer Nähe zu stehen. So heißen sie ABC, K, Der Schauspieler oder Die Sponsorin. Selbst die vermeintlichen Namen Mei Mei und Jie Jie entpuppen sich, wenn man sie übersetzt, als reine Relationsbezeichnungen: Kleine und Große Schwester.
Da es sehr schwer ist, den Stil exakt zu beschreiben, hier zwei Auszüge; keine, die besonders aus dem Rahmen fallen würden, sondern gänzlich repräsentative:
ABC fährt, der Schauspieler sitzt neben ihr.
ABC: Schon nach elf? Wie schnell die Zeit vergeht! Die Straßenlampen sind schon aus.
ABC: Ich mag es, auf der oberen Fahrbahn zu fahren, wenn die Lichter aus sind. Jetzt erscheint Schanghai etwas leerer.
Schauspieler: Wie in den 1990ern. Ich liebe das Schanghai der Neunzigerjahre.
Was lachst du?
ABC: Weißt du, was ich an den Neunzigern am meisten mag? [...]
* * *
Jie Jie: Wenn wir Beziehungskisten doch bloß so neutral wie ein Essen behandeln würden!
Jie Jie: Die Liebe ist ein Gefühl, du liebst jenen Menschen, und jener Mensch bist du.
Mei Mei: Liebe sollte auch dann noch Liebe sein, wenn man zu Ende geliebt hat.
Mei Mei: Liebe ist so, wie wenn du dich im Spiegel selbst erblickst. Nur weil du selbst nicht in der Welt im Spiegel existierst, kannst du dich dort sehen.
Mei Mei starrt alleine vor sich hin.
(Die Namen plus Doppelpunkt stehen wirklich so im Buch - unentwegt -, auch wenn kein Wechsel der Sprecher kommt.)
Vielleicht verkenne ich das Buch irgendwie, zumal sich mir weder dessen Anliegen noch Sinn erschlossen hat, aber mehr als wohlwollende zwei Sterne sind für mich absolut nicht drin.