Vielleicht bin ich zu keiner objektiven Kritik fähig, da ich Micaela Schäfer irgendwie gruselig finde. Trotzdem oder gerade deswegen konnte ich es mir nicht nehmen lassen ihr Buch zu lesen. Hoffte ich doch, vielleicht doch etwas Tiefe oder interessantes an ihrer Person zu finden. Natürlich habe ich ihr irgendwie damit Geld in den Rachen geschmissen. Aber nun gut, kommen wir zu dem Buch:
Frau Schäfer hat ihre "Biographie" natürlich nicht selbst geschrieben, sondern eine Ghostwriterin engagiert. Bei dem Schreibstil dieses Buches, fragte ich mich aber unwillkürlich immer wieder, ob die Autorin vielleicht nur irgendeine Praktikantin des Verlages war. Jeder zweite Satz ist eine Metapher und keine davon ist wirklich witzig oder macht wirklich Sinn. Im grunde nerven sie nur und nehmen einem die letzte Lesefreude.
Zum Inhalt:
Michi erzählt von ihrer Kindheit an von ihrem traurigen Leben. Wie sie in einem Haus ohne Aufzug in der sechsten Etage aufwuchs, in einer kleinen Wohnung mit ihrer Mutter. Ihr vater hat die Familie verlassen und interessiert sie nicht. Arme Michi war immer ein Außenseiter und sooooo schüchtern und hässlich (denn Schönheit ist auf dieser Welt natürlich ALLES, ne?!). Die ganzen tollen Mädchen hatten keinen Bock auf sie, wobei ich mich frage, ob das nicht eher an ihrer Art lag, denn an ihrem Aussehen?! Michi entschied dann ganz früh, sie wolle Model und/oder famous a possible werden. Nachdem sie dann im Teenageralter bereits ihr Aussehen durch SchönheitsOps gepimt hatte (weitere sollten folgen), startete Madam von und zu Nacktschnecke dann auch mehr oder weniger durch. Ob nun als Penthouse-Model, Miss Irgendwas Kandidatin, Reality Show Teilnehmerin oder Bettgespielin irgendeines Promis. Nichts klappte so recht. Immer wurde sie ausgenutzt (ooooh Taschentücher bitte), anstatt auszunutzen, wie es ihr Plan war. Also musste was neues daher. Germanys next Nackedei.
Sehr nervig an diesem Buch waren immer wieder die Listen von Tipps (ala so und so viele no gos beim Sex usw.), die sie uns Lesern geben wollte. Ich fand ihre Masche vorher schon unehrlich, wobei sie sich selbst immer als absolut ehrlich verkaufen will. Ich mein sie will eine sogenannte Erotikperfomance Künstelerin sein und verkauft ihr Image als Sexbombe, offenherzig und frei. Das Buch vermittelt aber den (bei mir bereits vorhandenen Eindruck), dass sie nur zwangsgetört, verklemmt und frigide ist. Zwar hatte sie einen Haufen Männer, jedoch nie einen Orgasmus beim Sex. Laut eigener Aussage in dem Buch sollte frau auch immer schön passiv sein dürfen und der Mann müsse der aktive sein und sich nehmen was er will. Das mag ja ab und an ok sein, aber erweckt doch den Eindruck von: Hey ich seh gut aus, ich leg mich mal hin, mach du mal. Da denke ich eher an eine verklemmte Hausfrau. Nur immer Nacktsein heißt doch nicht Offenheit oder sexuell befreit sein.
Das Buch zeigt eine Frau, die ihre Existenz einzig dadurch noch rechtfertigen und ertragen kann, indem sie sich Bestätigung von Außen holt und das geht in ihrem Fall nur durch daherreden und dabei nackt sein. Ich finde es fast traurig und ein wenig tut mir die Dame auch leid.
Wer ab und an mal in seichte Gewässer vordringen möchte und sich gerne fremdschämt und mit doofsinnigen, statt tiefsinnigen Geschichten maltretiert, dem sei dieses Buch empfohlen.
Drei Sterne sind es geworden, weil zumindest der Versuch etwas interessantes von sich preiszugeben unternommen wurde und ich generell jedem Autor zumindest den Respekt von drei Sternen für die Arbeit die er hatte zollen will. Also in dem Fall der Ghostwriterin.
So long...
Schall und Rauch