Cover des Buches Momo (ISBN: 9783522201872)
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Rezension zu Momo von Michael Ende

Das Mädchen, die Schildkröte und die Zeit-Spar-Kasse

von Alais vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine märchenhafte, philosophische Erzählung zum stets aktuellen Thema Zeit, für Alt und Jung lesenswert

Rezension

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Alaisvor 6 Jahren
Michael Endes Erzählung von dem kleinen Mädchen Momo, der Schildkröte Kassiopeia, dem geheimnisvollen Meister Horta und den unheimlichen grauen Herren der Zeit-Spar-Kasse liest sich wie ein abenteuerliches Märchen, kann jedoch noch sehr viel mehr als nur unterhalten und es wundert mich gar nicht, dass sie auch als Schullektüre genutzt wird. Es ist ein Text, den man einfach nur genießen, über den man aber auch nach der Lektüre noch lange nachdenken kann.
Wie oft bei Michael Ende wirkten die Figuren aus irgendeinem Grund auf mich zwar sehr berührend, zugleich jedoch auch etwas schemenhaft, nicht wirklich aus Fleisch und Blut. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde man ein Theatermanuskript lesen – was aber auch irgendwie passend ist, denn tatsächlich lebt die Protagonistin Momo in einem alten Amphitheater und die Erzählung hat einen leicht parabelhaften Charakter.
Die Geschichte an sich ist berückend schön, phantasievoll ausgestaltet und inspiriert sich von gesellschaftlichen Themen wie dem Aufschub des Genießens des Lebens bis zum Rentenalter. Dies ist natürlich eigentlich eine Frage, die vor allem Erwachsene bewegt, aber ich glaube, dass die meisten Leser, ob jung oder alt, in dieser Erzählung Themen wiederfinden werden, die für sie wichtig sind, und mir dieses nur durch meine Erwachsenenbrille besonders aufgefallen ist. Als einer der grauen Herren dem Friseur vorrechnet, wie viele Stunden dieser jeweils mit bestimmten Tätigkeiten „verliert“, erinnert diese Auflistung ohne Berücksichtigung des variablen Werts der Zeit außerdem sehr an den modernen Trend zur Selbstbeobachtung zwecks Selbstoptimierung bzw. an das gerade beliebte Zeitmanagement sowie Zeitoptimierung. 1973 geschrieben hat dieser Roman ganz offensichtlich nichts von seiner Aktualität eingebüßt.
Momo setzt dem Zeitsparen etwas entgegen, für das es leider nicht in allen Sprachen einen Begriff gibt, wohl aber im Englischen: quality time – Zeit, die man anderen Menschen oder Haustieren widmet und die eben dadurch wertvoll wird, dass man sie verschenkt. Und genau dies stört die unheilvollen Pläne der grauen Herren der „Zeit-Spar-Kasse“ ...
Eine im wahrsten Sinne des Wortes fantastische, so märchenhafte wie philosophische Erzählung!
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